laut.de-Kritik
Diese Musik nur nebenbei zu hören wäre reine Zeitverschwendung.
Review von Artur SchulzDas neue Jahr hat noch gar nicht richtig begonnen, da liegt auch schon das erste Cover-Album im Regal. Allzu oft langweilen derartige Projekte mit belanglosem bis ärgerlichem Nachäff-Gedudel. Doch nicht im Falle von Malia: ihre Nina Simone-Adaptionen tragen allesamt das Siegel 'Güteklasse A'.
Ninas wohl bekanntester Song "My Baby Just Cares For Me" eröffnet das Album, allerdings in einer Form, in der man ihn noch nie gehört hat. Völlig reduziert aufs Wesentliche setzt die Künstlerin den Klassiker hypnotisch-anmutig, mit kaum spürbarem Schlagzeug und wie in Zeitlupe um. Das von Screamin' Jay Hawkins geschriebene "I Put A Spell On You" erneuert sie ähnlich sinnlich-beschwörend.
Hielt sich die Sängerin auf früheren Alben wie "Young Bones" noch häufig in Lounge-Jazz-Gefilden auf, fungiert "Black Orchid" als geglückte künstlerische Emanzipation, die verstärkt den Blues ins Soundbild hineinzieht.
Ein besonderes Anliegen stellt für Malia die Identifikation mit Nina Simones Texten dar. Sie behandeln die Stellung afro-amerikanischer Frauen in einer von Weißen dominierten Gesellschaft. Zu Simones Lebzeiten waren Herabwürdigung und Rassismus häufig mehr als nur geduldet. Daraus resultierten Songs, die bis heute historische Bedeutung besitzen sowie immer wieder anzutreffende Unterdrückungsumstände reflektieren ("Four Women").
Mal fragil, mal kraftvoll dominiert Malias Stimme die Songs, und fasziniert dabei über die gesamte Albumlänge mit Variabilität und Facettenreichtum. Übergangslos, von einer Sekunde zur anderen, fällt sie aus aus der Höhe hinab in ein dunkles, beunruhigendes Keller-Knurren, um nur einen Moment später wieder den Weg auf einer entspannteren Blues-Straße zu beschreiten. Ihre Musik nur nebenbei zu hören wäre bei dieser Gesangstechnik reine Zeitverschwendung.
Nina Simone und ihre Musik fasste Malia in ehrfürchtigem Ton zusammen: "Selten, schön, mächtig, mystisch, außerirdisch schwarz, überwältigend". Diese Attribute gelten 2012 ebenso für sie selbst.
2 Kommentare
So eine tolle Platte und Frau!!!
Jederzeit lieber die Originale, gegen die diese Platte einfach nur abstinkt und Hintergrundlala ist.