laut.de-Kritik

Die Lovecraftian Zwiebel of Dunkelheit.

Review von

Die Band mit dem langen Namen ist wieder da und - huch! - gibt sich knackig! Jedenfalls für Doom-Verhältnisse. Statt einem Dreißigminüter wie auf "Noeth Ac Anoeth" bleiben die Lauflängen jeweils brav unter der Zehnminutenmarke. Heißt für uns: Doppelt so viele Songs, etwa dieselbe Gesamtspielzeit. Und: Mammoth Weed Wizard Bastard sind noch besser geworden.

Denn die Songs sind nicht einfach nur kürzer, sie kommen auch wesentlich schneller auf den Punkt und entpuppen sich als insgesamt vielseitiger. Das lange Aufbauen des Vorgängers hatte zwar ebenfalls seinen Reiz. Mir sagt das auf "Y Proffwyd Dwyll" angebotene Update jedoch einen Tacken mehr zu.

Ohne Vorgeplänkel kracht im Opener "Valmasque" gleich das volle Downtune-Brett rein. Schon nach einer halben Minute legen sich Jessica Balls geisterhafte Vocals darüber, die stellenweise frappierend Nirvana ähneln. Kein Einzelfall. Denkt man sich die Metalcharakteristika im Sound weg, fällt es gar nicht schwer, sich etwa den Titeltrack "Y Proffwyd Dwyll" mit einigen Modifikationen als Grunge-Schlager vorzustellen.

Ihre Riffmauern mörteln Mammoth Weed Wizard Bastard großzügig mit allerlei Experimentierfreude zu. "Valmasque" kredenzt einen schwindelerregenden Wah-Wah-Strudel, das instrumentale "Gallego" verfällt zwischendurch einem knochigen Synthielead, "Y Proffwyd Dwyll" fährt beunruhigende Actionfilm-Streicher auf, an jeder Ecke blubbern die FX-Pads.

Unbedingter Anspieltipp, der quasi alles oben Angesprochene in sich vereint: "Testudo". Dabei lässt sich dieser zunächst etwas mehr Zeit. Statt in brachialem Trümmermodus befinden sich die Gitarren zunächst in Clean-Regionen. Unterstützung kommt von Synthie-Gewabere und wiederkehrenden Staccato-Streichern.

Bis die Distortion einsetzt, vergehen diesmal knapp drei Minuten, doch statt in Schleifen zu verharren, baut die Band beständig Spannung auf. Sobald das Riff dann einmal da ist, geht wieder alles ganz fix: Jessica stößt hinzu, der für eine Doom-Kombo fast ungewöhnliche Drive ist zurück. Einen beträchtlichen Teil der Schuld daran trägt übrigens Drummer Carrat.

Ein Musterbeispiel für die nach wie vor vorhandenen Repetitionskünste der Waliser schiebt "Osirian" gleich hinterher. Das Hauptriff bildet mehr oder weniger die Vertonung von Lovecrafts monströseren Geschichten: Musik gewordene Dunkelheit und Transzendenz.

Dass die Bande tatsächlich Fan des Horrormaestros ist, legt der Titel der Schlussnummer nahe: "Cithuula" fällt ansonsten verglichen mit den anderen Stücken aber vor allem mit Ideenarmut auf. Wie übrigens auch der zweite Teil des Titeltracks: Die bloße Wiederholung des ersten Parts erfüllt die vom starken Streicher-Intermezzo generierten Erwartungen auf einen Höhepunkt leider nicht. Da hilft auch das Fiep-Finale nix.

Der Atmosphäre des Albums tun diese kleinen Downer freilich kaum weh. Mammoth Weed Wizard Bastard zimmern mit "Y Proffwyd Dwyll" einen Finsternisbatzen, der allein ob seiner schieren Masse quasi unangreifbar erscheint und einer Zwiebel gleicht: Schicht um Schicht zieht die Band ab, dringt immer tiefer ins Gewebe ein, bringt stets Neues zum Vorschein. Wisst ihr, was das Beste ist? Angeblich stellen "Noeth Ac Anoeth" und "Y Proffwyd Dwyll" die ersten beiden Teile einer Trilogie dar. Auf den darauf folgenden Showdown kann man sich wohl gar nicht genug freuen.

Trackliste

  1. 1. Valmasque
  2. 2. Y Proffwyd Dwyll
  3. 3. Gallego
  4. 4. Testudo
  5. 5. Osirian
  6. 6. Cithuula

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1 Kommentar mit 4 Antworten

  • Vor 8 Jahren

    wegen dem ganzen hype um die band habsch eigentlich schon keinen bock mehr in das album reinzuhören.
    da einer der gitarristen aber auf gefühlt 90% der fotos im i-net nen bolt thrower shirt trägt,geb ich dem ding mal ne chance.
    denn menschen mit derart erlesenen geschmack können ja eigentlich gar keine scheiß mukke fabrizieren.