laut.de-Kritik
Im morbiden New York: ein fast schon filmreifes Bild.
Review von Giuliano BenassiAuch noch nach 20 Jahren gelingt es dem Badener Kollektiv um Bandleader Doktor Wenz zu überraschen. Im positiven Sinne, denn anstatt sich auf ihren Lorbeeren auszuruhen, lasen sich Mardi Gras.BB immer wieder etwas Neues einfallen, um ihre intensive, von New Orleans inspirierte Musik auszuleben.
Nachdem sie 2009 Alexander von Humboldt auf Weltreise begleiteten, verlegt Doc Wenz die Handlung nun in ein morbides New York im Jahre 1947. Als roter Faden dient ein Privatdetektiv, den zwei Kopfschüsse angeschlagen, aber nicht ausgeknockt haben. "They shot him in the head / but he just wasn't dead", so der Beginn der Handlung. Mit einem schwarzen Notizbuch als Stütze stürzt er sich ins Nachtleben und in seine Erinnerungen.
Zu den Charakteren, die er trifft, gehören betörende Frauen, Gangster, einfach gestrickte Seelen aus New Jersey und ein indischer Magier, der einem Politiker zu nahe kam und sich deshalb im Fluss Hudson wiederfindet. Schwätzer, Kriminelle, gefährliche Schönheiten – ein buntes, lebendiges, fast schon filmreifes Bild.
Musikalisch gibt sich die Combo keine Blöße und swingt, jazzt und bigbandt durch die 41 Minuten des Albums, dass es eine Freude ist. Wenz steht mit tiefer, lakonischen Stimme und seinen Stories im Mittelpunkt, doch den Bläsern gelingt es auch diesmal, die Begleitung stets unterhaltsam ausfallen zu lassen.
DJ Mahmut steuert Scratches, Samples und vermischte Geräusche ein, ohne sich in den Vordergrund zu drängen. Gitarren, Perkussionen und Klavier ergänzen und sorgen zusätzlich für Abwechslung und Tempo. Mit "Crime Story Tapes" gelang Mardi Gras.BB eines ihrer besseren Alben. Mal schauen, wohin Doc Wenz beim nächsten Mal reist.
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