laut.de-Kritik
Vermächtnis oder Wurstware? Der Grabbeltisch ist eröffnet.
Review von Sabrina FrancoDer King of Pop hat uns unzählige Songs hinterlassen. Das Resultat ist klar: "Michael" bedeutet für sein Label Sony Music den Startschuss für eine Serie von Alben mit unveröffentlichten Tracks. Offiziell, um den Milliarden Jackson-Fans bei ihrer Trauerarbeit zu helfen. Inoffiziell, um sich dabei schön die Taschen vollzustopfen.
Wie schon zu Lebzeiten wird die arme Seele Jacksons also bis zum letzten Tropfen ausgepresst. Dazu passt auch der gewählte Veröffentlichungstermin kurz vor Weihnachten. Nur keine Risiken eingehen.
Zehn neue Songs fanden nun den Weg auf das rührselig betitelte Album "Michael". Handelt es sich hierbei tatsächlich um das Vermächtnis eines Ausnahmemusikers oder eher um lieblos zusammengeschusterte Tracks und tyrannisierende Duette mit ungeliebten B-Musikern? Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen (mit Tendenz zu letzterem).
Chartserprobte Namen wie 50 Cent und Akon lassen einen jedenfalls erschaudern und provozieren den Gedanken: "Das hat er nun wirklich nicht verdient, egal was er zum Schluss für ein Freak war, es ist immer noch Michael!".
Mit der Akon-Schmonzette "Hold My Hand" gehts gleich hart los. Wenn man das aber überstanden hat, wird es tatsächlich besser. "Hollywood Tonight" verwendet sehr bekannte Stilmittel (Beatbox, Michael-Schrei), gerät aber eingängig und beflügelt die schöne Erinnerung, wie Jackson dereinst Beats schmettern konnte.
Das Album ist geprägt von der Arbeit geschickter Produzenten, die die Songs und deren Beats zum Teil etwas bemüht zusammen kleistern. Ein paar klebrig-süße Balladen hier, was Zackiges dort, ein paar vertraut klingende Duette - fertig ist das Ding.
Schlimme 08/15-Refrains zerstören gute Ansätze schon im Keim. Auch "I like The Way You Love Me" reiht sich hier ein. "Monster" hört sich ein wenig an wie ein schlechtes "Scream" und Janet Jackson heißt jetzt 50 Cent und versucht, voll bad zu sein.
"Best Of Joy" klingt zwar auch schmalzig, könnte aber auf eine seltsam sympathische Weise auch von den Bee Gees stammen. Selbst die übersteuerten Chöre im Hintergrund nerven kaum.
Das Beste kommt jedoch zum Schluss: "Breaking News" und "Behind The Mask" reißen durchaus in alter Michael-Manier mit. Gute Tanzlieder mit ordentlichen Beats im 90er-Jackson-Stil. In beiden Songs kotzt sich Michael textlich ähnlich wie in "Scream" oder "Leave Me Alone" über die Medien aus. Vielleicht das ehrlichste Detail der gesamten posthumen Produktion.
Das Duett mit Lenny Kravitz, "(I Can't Make It) Another Day" ist eigentlich als gelungen zu bezeichnen und rockt à la "Dirty Diana" mit dramatisch-schwerem Rhythmus. Dass Dave Grohl hier an den Drums sitzt, merkt man bei aller Liebe aber nicht.
"I guess I learned my lesson much too soon" singt Michael schließlich im sentimentalen "Much Too Soon", das den Schluss eines Albums bildet, von dem man nie erfahren wird, ob es der Künstler selbst so aufgenommen und veröffentlicht hätte. Man neigt fast dazu, Will.I.Am recht zu geben, der jüngst skandierte: "Michael Jackson-Songs sind vollendet, wenn Michael Jackson sie vollendet".
44 Kommentare
Burns!
Also, ich hab' reingehört. Das Problem ist einfach: Die Songs sind in Ordnung, aber es ist kein Michael Jackson-Album. Bei "Hold My Hand" hab' ich schon vor zwei Jahren gesagt, dass sie das hätten veröffentlichen können. Ach, die arme Sau. Der hätte einiges noch zu Lebzeiten machen können. Schade, dass es so enden musste.
Wer sowas kauft, gehört doch geschlagen.
Hauptsache, alles wird bis auf den letzten Cent ausgeschlachtet, auch wenn es schon tot ist.
@ultraviolet du bist ein trollaccount. überlest seine kommentare.
@Sodhahn (« kumpeljesus lungert auf laut.de rum!? sachen gibts... »):
Genrefremder, du!
Das Album ist eigentlich ziemlich gut. Nur Akon nervt.