laut.de-Kritik

Der Kumpel von Alex Turner gibt sich den 'Gnadenschuss'.

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Miles Kane befand sich gerade in einer Lebenskrise, als die Arbeiten zu dem Nachfolger von "Don't Forget Who You Are" begannen. "Girl Problems", wie es im englischsprachigen Raum heißt, und so ist das dritte Album ein Abschied von der Verflossenen und den zwischenmenschlichen Problemen, die in einer nicht mehr gut laufenden Beziehung passieren. Passend dazu gibt er sich nun den "Coup de Grace", den Gnadenschuss.

In Zeiten der größten Not sind Freunde wichtig. Jamie T., Englands punkiger Song-Poet und gefragter Producer, erkannte die Notlage seines Freundes und übernahm bei einem großen Teil der Songs die Regie.

Der Einstieg mit "Too Little Too Late" bringt vielversprechend den Rotz seines Debüts "Colour Of The Trap" zurück. "Your Friends Don't Go To Shows No More / Your Ex-Girlfriend No Longer Posts, She Must Living A Lie" brüllt er mit viel angestautem Frust ins Mikro. Jamie. T, der alte Punker, hat Miles den Schmutz der Gosse zurück gebracht. Ein straigther und kompromissloser Rock-Song wie "Something To Reley On" hätte zum Beispiel auch das zahme Comeback-Album der Libertines ordentlich aufgewertet.

Persönliche Scheiße in etwas Kreatives umsetzen ist das beneidenswerte Privileg von jedem Musiker. Der Titel-Track "Coupe de Grace" sucht sein Heil mal nicht bei den Beatles, sondern ist eine Verbeugung vor Blondie und deren Wave/Hip-Hop-Bastard "Rapture". Das war in den 80ern sicherlich ein große Innovation, aber 2018, nach der Retromania der 00er, wirkt "Coup De Grace" wie ein zu billiger Rückgriff auf das Altbewährte.

Damit ist auch das Problem des Albums benannt: Zu jedem Song gibt es bekannte Referenzen. Es entwickelt sich einfach kein eigener Miles Kane-Sound. Das gilt auch für "Loaded", die Zusammenarbeit mit Lana Del Rey.

Was im Vorfeld noch so interessant klang, entpuppt sich als langweilige Pop-Nummer, irgendwo zwischen The Charlatans und natürlich den Beatles. Das Selbstmitleid in "Loaded" ist groß, das Songwriter-Material leider nur mittel. Die amerikanische Sängerin wird wohl gewusst haben, warum sie den mauen Song nicht auf ihr Album nahm und mit lieben Grüßen über den großen Teich nach Großbritannien sendete.

Irgendwie steht Kane immer noch im Schatten des Arctic Monkeys-Sängers Alex Turner, mit dem er einst bei The Rascals und The Last Shadow Puppets zusammen spielte. Schade um den talentierten Mister Kane, der aus der Brit-Rock-Szene größtes Lob von Künstlern wie den Gallagher-Brüdern bekommt und dem unter den Kollegen der Ruf voraus eilt, ein sehr netter Buddie-Typ zu sein.

Schön immerhin, dass Miles Kane wenigstens seine Lebenskrise überstanden und sich den "Coup de Grace" nur musikalisch gegeben hat.

Trackliste

  1. 1. Too Little Too Late
  2. 2. Cry On My Guitar
  3. 3. Loaded
  4. 4. Cold Light Of The Day
  5. 5. Killing The Joke
  6. 6. Coup De Grace
  7. 7. Silverscreen
  8. 8. Wrong Side Of Life
  9. 9. Something To Rely On
  10. 10. Shavambacu

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