laut.de-Kritik

Melancholie-Rock aus A-ha-Country.

Review von

Schönes, wenn auch zuweilen recht getragenes Gegenprogramm zum juvenilen Rockpop skandinavischer Provenienz: Mando Diao (Schweden) etwa oder Alter Me (Dänemark). Uns verschlägt es jedoch noch ein paar Meilen mehr gen Nordpol. A-ha-Country, wenn man so will. Was Minor Majority auf ihrer fünften regulären Langplatte verzapfen und verzupfen, ist feinster Melancholie-Rock der reiferen Art, wie man ihn vor allem aus Nordamerika kennt.

Die ersten Referenzgrößen, die einem einfallen, kommen denn auch vor allem von drüben: Neil Young oder Townes Van Zandt. Zudem bewegen sich die Norweger in ganz ähnlichen Bezirken wie Lambchop oder die Tindersticks. Was wohl nicht zuletzt an der beeindruckenden, höchst gefühlvollen Stimme des Sängers liegen mag. Auch das mittlerweile wieder allzu gern (dabei sicher nicht immer treffend) gebrauchte Label "Americana" scheint nicht ganz unvereinbar mit dem zwanglosen Klangbild der Skandinavier.

Seis drum. Die große Stärke von Minor Majority (warum nur muss ich bei dem Namen immer an US-Hardcore denken?) liegt jedenfalls in der völligen Abwesenheit von Hektik, Gespreiztheit und Prätention. Da freilich kanns beim ersten Durchlauf des aktuellen Albums schon mal passieren, dass nicht allzu viel hängen bleibt. Nota bene: beim ersten Durchlauf!

Es trifft sich zudem gut, dass die Gesichter der Bandmitglieder auf dem düster geschmackvollen Cover im Dunklen verweilen. Skandinavisch angenehmes Understatement. Das Quintett um Frontmann und Songwriter Pal Angelskar versteht sich auf Bescheidenheit und bandinterne Demokratie.

Zumindest legen das die vom Label verbreiteten Statements nahe: "Either Way ist ein echtes Bandalbum geworden", erklärt Angelskar. "Ich schreibe zwar die grundsätzliche Akkordfolge und den Text, aber danach tun die anderen so ziemlich, was sie wollen". Da könnte sich der ein oder andere Pop-Gockel ruhig mal 'ne Scheibe von abschneiden …

Nur an wenigen Stellen laufen die Nordmänner Gefahr, allzu harmonisch, einlullend, ja gefällig aufzuspielen. Als Highlights ans winterliche Herz gelegt seien indes: das hübsche "After Tonight", das wunderschöne "Like Someone Changed The Rules For Us", in das Angelskar die ganze anrührende Wärme seiner Stimmbänder zu legen vermag.

Dazu das überraschend rockige Titelstück, die tollen Gitarrenfiguren am Ende des zweiten Liedes, schließlich das wohl "amerikanischste" aller Stücke, "Try Me", mit Banjo und Steelguitar, und nicht zu vergessen: der Song namens "Dance"(!), der tatsächlich zum (wenn auch gemächlichen) Schwofen einlädt.

Bleibt nur, dem Fünfer, der nunmehr bereits eine Dekade Bandhistorie auf dem Buckel hat, zu wünschen, dass es ihm auch südlich des Königreiches endlich gelingt, etwas mehr an Aufmerksamkeit zu generieren. Es muss ja nicht gleich Preise regnen, wie in der Heimat, wo es unter anderem schon den begehrten "Spellemannspris" gab – eine Art Äquivalent zum großen Grammy, heißt es.

Trackliste

  1. 1. In A Way I Think You Know
  2. 2. Song For Sybil
  3. 3. To Let Go(Of That Load)
  4. 4. Like Someone Changed The Rules For Us
  5. 5. When John Passed Away
  6. 6. Dance
  7. 7. Try Me
  8. 8. After Tonight
  9. 9. Ready Made
  10. 10. Either Way I Think You Know
  11. 11. Bloomed And Died
  12. 12. Dorian Leaving The Table In Rage

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