laut.de-Kritik

Wer will bitte eine Manson-Nummer von der Death Metal-Legende hören?

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Jesusmariaundjosef! Ich weiß, im Falle von Morbid Angel mit Sicherheit die Falschen, die man um Hilfe bitten sollte - aber was zur Hölle ist das? Erst lassen sich die Herren Ewigkeiten Zeit, ehe sie einen Nachfolger zu "Heretic" aus der Taufe hieven - und dann werfen sie den Fans einen dermaßen schwerverdaulichen Brocken hin, dass ihn einige schon nach dem ersten Durchgang vermutlich wieder auswürgen werden.

Ist das wirklich nur der Einfluss des bereits vor drei Jahren wieder eingestiegenen Shouters und Bassisten David Vincent oder stammt eine Nummer wie "Too Extreme!" tatsächlich aus der Feder von Trey Azagtoth? Schwer zu glauben, denn dieser derbe Industrial-Kracher hat mit der filigran-brachialen Gitarrenarbeit von Morbid Angel mal gar nichts gemein. Da kann es sich musikalisch noch so sehr um echte Gitarren und echte Drums handeln - das stellt man am Rechner in wenigen Minuten zusammen.

Okay, den Einstieg haben sie grandios verschissen. Wenigstens reißen die Amis mit "Existo Vulgaré" das Steuer wieder in Richtung Death Metal herum, wirklich glorreiches Material ist das aber auch nur bedingt. Im eigenen Fundus rangiert der Song höchstens im Mittelfeld und auch das folgende "Blades For Baal" peakt nur ein wenig weiter nach oben. Zusammen mit "Nevermore" steht der Track noch am deutlichsten für Morbid Angels alter Schule.

Das schleppende "I Am Morbid" ist an sich eine ganz coole Nummer, aber eben auch nichts, was man in der Art von Morbid Angel erwartet. Ihren angestammten Fans machen es die Jungs wahrlich nicht leicht, auch wenn Ersatzdrummer Tim Yeung (Divine Heresy) einen unglaublichen Job hinlegt, den Pete Sandoval kaum besser machen könnte. Hört euch nur mal "Profundis - Mea Culpa" an, das ist der Wahnsinn, was der Knabe da knüppelt.

Ändert aber nichts daran, dass "10 More Dead" keine musikalische Offenbarung wurde, und sich "Destructos Vs. The Earth" konsequent in die Bedeutungslosigkeit stampft. Wer will denn eine ausgemusterte Marilyn Manson-Nummer wie "Radikult" von einer technischen Death Metal-Legende wie Morbid Angel hören? Kann David den Kram nicht einfach bei Genitorturers lassen?

Es gibt bestimmt wieder Kollegen, die "Illud Divinum Insanus" als mutiges Album bezeichnen und beanstanden, dass man einer Band keinen künstlerischen Freiraum zugesteht. Geschenkt, Leute. Aber dann sollte doch trotzdem qualitativ hochwertiges Material dabei rumkommen. Und davon gibt es hier definitiv zu wenig.

Trackliste

  1. 1. Omni Potens
  2. 2. Too Extreme!
  3. 3. Existo Vulgoré
  4. 4. Blades For Baal
  5. 5. I Am Morbid
  6. 6. 10 More Dead
  7. 7. Destructos Vs. The Earth
  8. 8. Nevermore
  9. 9. Beauty Meets Beast
  10. 10. Radikult
  11. 11. Profundis - Mea Culpa

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