laut.de-Kritik
Berliner Underground-Pop, der nach London oder Paris klingt.
Review von Eberhard DoblerSchön, dass es ihn in der Hauptstadt gibt, den Underground-Pop. NIAS klingen dabei gleich so international, dass es auch London oder Paris hätte sein können. Denn die beste Nummer der Scheibe, "To Get Lost", würde durchaus zu einer Band wie Phoenix passen: groovy, funky melodiöser, schneller Indiepop - oder auch NIAS, wie sie rocken.
Bass und Drums machen Dampf, Gitarre und effktvolle Synthies setzen Akzente und prägen den luftigen Charakter der Nummer. Astrein. Die Elektronik des Berliner Trios erinnert dabei oft an die Achtziger, die akkurat gesetzte Gitarre in "Made Up" wiederum eher an Franz Ferdinand. "Made Up" und "She Would" sind insofern gute Leadsingles, auch wenn bei letzterer die straighten Strophen den Schönklang des Refrains ausstechen.
Das temporeiche "Lush" hält das Niveau locker: brummender Bass und angezerrte Vocals geben diesmal einen rougheren Charakter vor, den eine super Refrainmelodiephrase von Sänger Nikolas Tillmann krönt. Bassig und dank schöner Stimmencollage tanzt sich "That Sound" ins Ohr - der Refrain würde Tahiti 80 alle Ehre machen.
"Cut" oder auch das darke "The Blink" vermitteln dagegen ein Soundverständnis, das von N.E.R.D inspiriert sein könnte. Und schon hat man jede Menge Bezugspunkte zusammen, die man herauszuhören meint. Doch Sänger/Gitarrist Nikolas, Drummer/Producer Milian Vogel und Multiinstrumentalist Georg Wende bieten mehr als reinen Eklektizismus.
Dafür präsentiert sich ihr ideenreiches Songwriting zu stark. Und das sorgt wiederum dafür, dass es über Albumlänge keinen wirklichen Aussetzer zu verzeichnen gibt. Alle Grooves und Arrangements der Platte wirken durchproduziert und greifen reibungslos ineinander. Neben den Melodiehooks und Keyboards spielen Drums und Percussion die zentrale Rolle.
Hier wurde im positiven Sinne nichts dem Zufall überlassen. "NIAS" erweist sich spätestens mit dem akustisch orientierten Rausschmeißer "Off For The Roadside" als eingängiger, tanzbarer und facettenreicher Mash-Up aus Liveinstrumenten und elektronisch generiertem Material.
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