laut.de-Kritik
Mit Mut zu neuen Sounds gerade noch die Kurve gekriegt.
Review von Kai Butterweck"Das neue Album hat dieselbe Attitude wie mein Debüt, die Energie ist ähnlich, gepaart mit der romantischen Seite von 'Folklore', dem dramatischen Einschlag von 'Loose' und der selbstbewussten Leidenschaftlichkeit von 'Mi Plan'", so Nelly Furtado. Das klingt nach einem Greatest Hits-Album mit komplett neuem Material. Viel weiter kann man sich eigentlich gar nicht mehr aus dem Fenster lehnen, wenn das letzte wirklich gehaltvolle Gesamtpaket bereits fünf Jahre zurückliegt.
Auch bei der Protagonistin scheint das Hit-Album "Loose" eine übergeordnete Rolle zu spielen, denn "The Spirit Indestructible" klingt im Großen und Ganzen wie ein Sammelsurium von übriggebliebenen Recordings der "Loose"-Session. Das ist durchaus als Lob zu verstehen, auch wenn letztlich kaum ein Song mit ähnlichem Hit-Potenzial ausgestattet ist wie seinerzeit "Maneater" oder "All Good Things". Es geht eher um die Impulsivität und den dynamischen Vibe, den aktuelle Songs wie der Titeltrack, "Parking Lot", oder "Waiting For The Night" ausstrahlen.
Zwischen aufwühlender ("The Spirit Indestructible", "Believers (Arab Spring)") und Party On-Lyrik ("Big Hoops (The Bigger The Better)", "Parking Lot") geben sich urbane Rhythmen und massenhaft Neuzeit-Synthies die Klinke in die Hand. Dabei durften sich diesmal - anstelle von Timbaland - nicht minder zerstreute Beatfanatiker wie Salaam Rami oder Rodney Jerkins an den Reglern austoben. Kaum ein Knopf hinterm Mischpult bleibt unberührt. Am Ende ("Believers (Arab Spring)") schmuggelt Bob Rock sogar noch ein paar Sechssaiter ins Studio.
Dass das Gesamtwerk aber dennoch keineswegs überladen oder gar strukturlos klingt, liegt in erster Linie an Nellys markantem Organ, das das teils arg futuristische Treiben im Hintergrund immer wieder mit organischer Wärme im Zaum hält. Letztlich setzt sich aber weder Licht noch Schatten so richtig durch. Für die ganz großen Momente fehlen nachhaltige Hooks, die Songs wie "Miracles" oder "Bucket List" zum Status "Perlen" verhelfen würden.
Auf der anderen Seite bewahrt Nellys ausdrucksstarkes Timbre eher zwielichtigen Vierminütern wie "Big Hoobs (The Bigger The Better)" oder "Believers (Arab Spring)" vor dem ultimativen Crash. Dazwischen tummeln sich grundsolide, aber nicht zwingend innovative Hip Hop- und Pop-Vibes, die weder im Schlafzimmer noch auf dem Dancefloor für allzu viel Furore sorgen. Schlussendlich ist es die Sound-Vielfalt, die "The Spirit Indestructible" über den Durchschnitt hebt.
9 Kommentare
Stimme der Rezi im Grunde zu. Ich liebe das Album und schon seit langem hat mich nichts so zum Grooven und Mitwippen animiert wie das hier. Auf den ersten Blick ist es etwas zu bunt, zu steril, aber beim mehrmaligen Hören wird man auf die Kleinigkeiten im Hintergrund aufmerksam, wie zB: hör ich da ein Triangel in Big Hoops ?? Jeder Song hat viel Eigenleben, der größte Minus ist wie in der Rezi schon steht, dass es keine Hits gibt und alle Tracks zwar saugut sind, aber leider keins von ihnen zu Nellys Best-Of zählen wird. Sachen wie Bucket List und Parking Lot sind superwitzig und ein Zitat des Debuts, die 2 Singles sind ein Schritt von Loose entfernt. Und fast jeder Track hat was interessantes und es gibt wieder viele Folklore-Elemente. Also ich weiß nicht recht obs für mich eine 3 oder 4 Punkte sind, momentan ist es 3,5. Auf jeden Fall besser als die von Pink.
By the way: das Album ist irgendwo zwischen Robyn und M.I.A. Das neue Video Parking Lot ist schon sehr am M.I.A. Limit.
Jippieh, klingt gut, back to the roots, bin gespannt.
Schönes Album, passt gut in die Jahreszeit, wird sich aber wohl eher mässig verkaufen.
Wäre aber natürlich schön, wenn das Gegenteil eintrifft.
Habe gestern die ersten fünf Lieder gehört: Schlimmster grottiger Scheiß, das Gegenteil von meinen Erwartungen, überaus Autoscooter. Bah!
Ausdrucksstarkes Timbre? Ähm ja... Größtenteils langweilige Songs, bassmäßig stark übersteuert. Einzig "Bucket List" scheint mir da als Ausnahme positiv herauszuragen.