Die große Musiksause in Ostspanien ist vorbei und natürlich war es wieder heißer als die Polizei erlaubt. Die Ordnungshüter sahen sich derweil einem massiven Drogenmarkt ausgesetzt. Auf den Bühnen tummelten sich u.a. Oasis, The Cure, Lemonheads, Nick Cave und The Robocop Kraus.
Benicassim (jas) - Natürlich war das Benicàssim 2005 mal wieder der Hammer. Wusste man ja eigentlich schon vorher. Trotz gefühlter 40 Grad im Schatten und mühsamem Campingstress. Doch die vier Tage dauernde, mit keinem Open Air zu vergleichende Atmosphäre entschädigt für alles. Selbst die 7000 angereisten Engländer waren bester Laune und prügelten sich nicht einmal, als Liam Gallagher die Bühne betrat. Den Oasis-Auftritt muss man leider als total öde bezeichnen, trotz zahlreicher Hits von "Rock'n'roll Star" (dem verstorbenen, englischen Ex-Außenminister Cook gewidmet) über "Wonderwall" bis hin zu "Live Forever".
Ein bisschen Zuschauer beschimpfen, Fuckfinger zeigen und fertig. Aufmerksamkeit zog dagegen Liams mittlerweile stattlicher Bierbauch auf sich, der schon fast der Oberweite von Pummelchen Robert Smith Konkurrenz macht, dessen Band sich im Übrigen mit Ausnahme von "Just Like Heaven" (Dinosaur Jr. waren schließlich auch vor Ort) einem Best Of-Konzert verweigerten.
Highlight des Festivals: Die Lemonheads! Nach der Morrissey-Pleite im letzten Jahr war unsere Redaktionsgilde am Konzerttag zwar einigermaßen angespannt, zumal Evan Dando kurz zuvor schon die Pressekonferenz abgesagt hat. Doch schließlich kam er, und war auch noch bester Laune, was ja eher ungewöhnlich ist. Equipment aufgebaut und los ging es. Anschließend: ein Hit nach dem anderen, das Publikum aus dem Häuschen. Unbeschreiblich. Selbst Mr. Dando wollte gar nicht mehr aufhören, gab alleine mit Gitarre Zugaben, bis ein Ordner kam und ihn austöpselte. Geil!
Ebenfalls einen Wahnsinnsgig legte Nick Cave hin. Obwohl man Blixa Bargeld im "Weeping Song" schon vermissen durfte, machte der Australier in Topform mit fettem Gospelchor und Orchester alles wett: "Deanna", "The Mercy Seat", ein Knaller jagte den nächsten. Ebenfalls zu Recht abgefeiert wurden die deutschen Aufsteiger The Robocop Kraus, das Publikum trug sie als Dank auf Händen.
Erstmals blühte allerdings ein ausufernder Drogenmarkt rund ums Festivalgelände. Hunderte Siffköpfe mit ihren verlausten Hunden standen auf den Wegen zu den Zeltplätzen brav Spalier und brüllten ihr beeindruckendes Sortiment lauthals in die Nacht. Am Sonntag, dem vierten Konzerttag, schafften es die Ordnungshüter schließlich, die Lage mal ein wenig unter die Lupe zu nehmen. Ein einziger Wermutstropfen auf dem ansonsten wieder regentropfenlosen und wohl schönsten Festival Europas (Fotogalerien findet ihr demnächst auf den entsprechenden Künstler-Portalen).
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