Ob Reggaeton oder Dada-Folk, House oder Horrorfilm, Rap oder Pop, 80er-Disco oder die Fusion von UK Bass, R'n'B und Grime: Eintönig wars nicht.
Konstanz (laut) - Am Ende des Jahres kommt regelmäßig alles ans Licht. Vor allem offenbart sich dann, wes Geistes Kinderlein die Kolleg*innen sind: Während die einen über der Zusammenstellung ihrer Favoritenlisten heulen und wehklagen, was für ein erbärmliches Musikjahr das doch bloß wieder gewesen sei, jauchzt und frohlockt die andere Hälfte über die Masse musikalischer Perlen, die die vergangenen zwölf Monate bereit hielten. Am Ende fand aber doch jede*r auch 2022 wieder neue Lieblingsplatten. Das hier sind sie, unserer Meinung nach ...
... die 50 besten Alben des Jahres.
Eine Sache allerdings spielt der Unken-Fraktion unter unseren Autor*innen in die Karten: Beim Blick auf die Liste lässt sich schwer leugnen, dass auch 2022 wieder ein ... nun ... eher herausforderndes Jahr gewesen sein muss. Überdurchschnittlich viele der für besonders gelungen befundenen Veröffentlichungen drehen sich jedenfalls um Trauer- und Traumabewältigung, die Abgründe menschlicher Dummheit oder gleich um die Apokalypse.
Was aber trotzdem nicht bedeutet, dass da kein Platz für tanzbare Rhythmen gewesen wäre. Ob Post-Punk oder Reggaeton, Dada-Folk, wuchtiger Drum'n'Bass, gediegenes House-Revival, einen Liebesbrief und einen Horrorfilm-Soundtrack, flackernde 80er-Disco oder die Fusion von UK Bass, R'n'B und Grime: Über mangelde Vielfalt dürfte sich eigentlich wirklich niemand beklagen. Im Hip Hop, das wissen wir ja schon, regierten in diesem Jahr die Storyteller die Straßen.
Genreübergreifend bezeugen wir einige Matches, made in Heaven, und treffen geradezu unverschämt frisch klingende alte Säcke. Mehrere Acts fanden zu alter Stärke zurück, andere erklommen ungeahnte neue Höhen. Außerdem gibts das Album, dessen Verkaufszahlen in Großbritannien die von Fleetwood Macs Klassiker "Rumours" in den Schatten gestellt haben, und immerhin die Beinahe-Rettung der deutschsprachigen Musik. Das ist doch was.
So klingt 2022
Genau genommen, ist das sogar weit mehr als hier abgebildet. Natürlich sind auch diesmal wieder viel, viel mehr Vorschläge der Kolleg*innen auf der Strecke geblieben, als wir in unserer Liste untergebracht haben. Doch grämt euch nicht. Sollten eure Lieblinge fehlen, laufen sie ja vielleicht auf laut.fm/bestof2022.
Einfach mal einschalten:
95 Kommentare mit 50 Antworten, davon 75 auf Unterseiten
meine faves dieses jahr, ohne reihenfolge:
Goon - Hour of Green Evening
Alvvays - Blue Rev
Ashenspire - Hostile Architecture
Bilderbuch - Gelb ist das Feld
Everything Everything - Raw Data Feel
Madison Cunningham - Revealer
honourable mentions:
Björk - Fossora; Black Country - Ants from up here; Kayo Dot - Moss grew on the swords; Black Midi - Hellfire
Viel Schönes dabei
Danke! Wann folgt deine Liste?
Auch ohne Ranking:
Chat Pile - God's Country
Black Midi - Hellfire
Black Country, New Road - Ants from up here
Ashen Spire - Hostile Architecture
Gaerea - Mirage
Wormrot - Hiss
Die Nerven - Die Nerven
Disillusion - Ayam
Imperial Triumphant - Spirit of Ecstasy
Viagra Boys - Cave World
Soul Glo - Diaspora Problems
OG Keemo - Mann beißt Hund
Messa - Close
Ja es ist wahr, ich bin kleiner rym-Huso.
Guter Schwingo, Everything Everything und Bilderbuch dabei
@z0r:
haste schöne Sachen drin, Disillusion und Viagra Boys haben definitiv geliefert dieses Jahr. Insbesondere bei erstewr Band freue ich mich immer wieder, dass es sie wieder gibt und sie weiter so stabil abliefern.
Darf man hoffen, dass die Kollegen, die Keemo nicht auf die Eins gesetzt und/oder in diesem meinen bisherigen Eindrücken nach absolut herausragendem Musikjahr allen Ernstes diesen Kappes von Jochen Distelmeyer als Highlight genannt haben, noch im Rahmen einer Redakteurslisten-Slideshow geshamedroppt werden?
klar. nix bleibt verborgen.
die eins gehört allerdings denzel curry.
Ich steh hier seit zehn Jahren öffentlich zu meinem schlechten Geschmack. No shame.
Ich hasse Jochen Distelmeyer, aber der Steve Bug Loverboy-Mix von "Tausend Tränen Tief" war in den 90ern schon ganz cool.
Sehr gut, ich stehe mit unbegründet überheblichen Snobismen und faulen Eiern im Anschlag bereit. Bring on the rabble!
Für mich fehlen die Alben von Joanne Shaw Taylor und Walter Trout.
Nachdem ich auch noch die letzten 25 durchgearbeitet habe, muss ich mich in Visionen flüchten: Eine tobende Menge, auf der Bühne eine halbnackte, halb zombiefizierte Gestalt, die "I want some fuckin rock'n'roll!!!!" in Publikum brüllt und bammdadabamm hämmert die Kapelle los - ach, Iggy, die Industrie hat endgültig gewonnen, Valium für alle, alternativ teenage lobotomy, was tun sprach Zeus, die Götter hören Rosalia, kann und will doch nicht in der Vergangenheit leben, alles Scheiße, amen
Damn, da schielt einer wirklich auf den "Lauchigster Lauch"-Award '22.
Möchtest du ihn etwa…nominieren?
https://cryptpad.fr/form/#/2/form/view/F6i…
Irgendwie fehlt mir hier Angel Olsen mit "Big Time"...
In Reihung nach dem Grad meiner persönlichen Begeisterung:
1. Mann Beisst Hund
2. The Theory Of Whatever
3. Saturday Night in San Francisco
4. Die Nerven
5. Hugo
6. Waterslide, Diving Board, Ladder To the Sky
7. Blue Rev
8. Silence Wore A Silver Coat
9. And In The Darkness, Hearts Aglow
10. Raw Data Feel
Ehrennennungen hätte ich diesmal nen ganzen Strauß voll, weil anders als die letzten Jahre bei mir auch ne Top 25 zusammengegangen wäre. Ich picke aber mal diejenigen raus, die meiner Meinung nach noch ein bisschen mehr Liebe verdient hätten, nämlich Duality, The Age Of The Aquarius, S1 und NO THANK YOU, das mir trotz/wegen der transportierten Bitterkeit wieder gut gefällt.
Und da ich mit u.a. den Scheiben von Kae Tempest, Rosa Anschütz, Warpaint, Afghan Whigs, Suede, Denzel Curry und sowieso dem Großteil eurer Redaktionsliste noch einige potentielle Highlights gar nicht gehört habe und man die besten Sachen sowieso meistens erst im Nachhinein entdeckt, behaupte ich jetzt mal frech, dass man 2022 als erstes Jahr nach der kreativen Corona-Output-Delle abheften wird. Apropos Reaktionsliste, die finde ich - soweit mir eben bekannt - eigentlich gar nicht so daneben wie - offenbar ja auch unter den Autoren selber - teilweise getan wird. Besser als die Lesercharts ist das mal auf jeden Fall. Und bzgl. Distelmeyer, Schmyt und Taylor Swift können ja demnächst die Schuldigen zur Verantwortung gezogen werden...