Wie eine Art Ersatzreligion: über zwei Stunden lang Fan-Hingabe pur in der Barclays Arena.
Hamburg (laut) - Konzertplakate für gestern Abend suchte man in Hamburg in den vergangenen Monaten vergeblich: Depeche Mode können sich auf eine treue und große Fanbase verlassen. Daher blieb in der Barclays Arena natürlich kein Platz frei - und es gab keine Überraschungen. Denn black is beautiful: schwarze Ledermäntel, Tour-Shirts aus allen Schaffensphasen und ein Publikum, das teilweise sicher schon in den 80er Jahren Mode-Konzerte miterlebt hat.
Depeche Mode und Hamburg
Mit Hamburg verbinden Depeche Mode nicht nur das 1993 erschienene Album "Songs Of Faith And Devotion". Einige der Songs wurden in der Stadt aufgenommen und standen gestern selbstverständlich in der Setlist.
Ein sichtlich gut gelaunter Dave Gahan und ein spielfreudiger Martin Gore begeisterten im Rahmen der "Memento Mori"-Tour über zwei Stunden lang ihre Fans: Tanzlaune nicht nur bei Dave auf der Bühne, sondern auch auf den Rängen. Gesessen ist dort niemand.
Der Mix aus ruhigen Phasen und Partystimmung passt. Nach diversen Hits gleich zu Beginn des Konzerts, überlässt Dave Martin für zwei Songs ("Strangelove" und "Heaven") die Bühne. "Heaven" übernimmt normalerweise Dave, aber Martin erledigt den Job großartig. Gänsehaut pur - bis Gahan ohne Hemd zurück auf die Bühne stürmt, um die zweite Hälfte des Gigs mit vielen weiteren Höhepunkten einzuläuten. Es geht zurück in die Mitte der 80er mit "Black Celebration": Nicht nur eines meiner Highlights, wie man an der Begeisterung im Publikum ablesen kann.
Andy Fletcher fehlt. Sehr.
Andrew Fletcher sollte bei allem selbstverständlich nicht vergessen werden. Er ist irgendwie der Elefant im Raum. Das 2022 verstorbene Bandmitglied fehlt sehr. Allen. Der nächste Gänsehautmoment, als er groß auf den Leinwänden eingeblendet wird. Ersetzen kann ihn keiner, aber Peter Gordeno (Keyboard und Bass) und Drummer Christian Eigner machen ihre Sache sehr gut. Beide sind schließlich schon ewig mit Depeche Mode verbunden.
Zwischenzeitlich fühlt man sich tatsächlich wie auf einer 80er-Mottoparty. So viele Hits, die auch Nicht-Fans schon hundertfach im Radio gehört haben und trotzdem noch begeistern. Bei der stabilen Fanbase in der Arena selbstverständlich umso mehr - keine Verschnaufpause für das Publikum bis zum Finale: Das Quartett lässt sich dennoch recht lange bitten, bis die "Zugabe"-Rufe in einem Lichtermeer erhört werden.
"Personal Jesus" beschließt einen wunderbaren Abend. Und da wären wir wieder bei "Songs Of Faith And Devotion", auch wenn der Track von "Violator" aus dem Jahr 1990 stammt. Denn für nicht wenige, so wirkt es, ist Depeche Mode eine Art Ersatzreligion, für manche schon seit Jahrzehnten. An Hingabe der Fans hat es in Hamburg jedenfalls nicht gefehlt.
Setlist:
- My Cosmos Is Mine
- Wagging Tongue
- Walking In My Shoes
- It's No Good
- Policy Of Truth
- In Your Room
- Everything Counts
- Precious
- Before We Drown
- Strangelove
- Heaven
- Ghosts Again
- I Feel You
- A Pain That I'm Used To
- Behind The Wheel
- Black Celebration
- Stripped
- John The Revelator
- Enjoy The Silence
- Condemnation
- Just Can't Get Enough
- Never Let Me Down Again
- Personal Jesus
Von Björn Buddenbohm.
2 Kommentare mit einer Antwort
kein Platz blieb leer?
falsch einige Plätze sind leer geblieben weil hässliche Gierpickel sich eine goldene Nase verdienen wollen
Oberrang / 2.OG
BEREICH
Block O19
REIHE 1
PLATZ 7
für 378,35 € im "Fansale"
tja, der Platz blieb auch im Konzert leer - wir hatten eine geile PArty, viel Platz zum tanzen
Dave wirkt in meinen Augen zunehmend grotesker, was sein Auftreten und seine Optik auf der Bühne angeht... Von der Coolness, für die ich Depesche Mode mal gefeiert habe, ist da nix mehr übrig...
Dafür muss man 30 sein, wenn die Gene sehr gnädig sind, geht 40 auch noch so gerade.
Danach muss man umdenken, um in Würde zu altern. Fletcher konnte das, die Bandkumpels können es, Gore könnte es, bei Gahan bezweifle ich es.