In seinem neuen Buch lässt der Die Sterne-Sänger die Bandkarriere anhand seiner Lyrics Revue passieren.
Hamburg (jas) - Wer erinnert sich? Kaufte man früher ein neues Album auf Vinyl oder CD, dann freute man sich vor allem auch auf das beiliegende Booklet. Dies war oft nicht nur liebevoll gestaltet, sondern beinhaltete, sehr wichtig: Die Songtexte. Da studierte man noch jede Zeile. Vor allem bei englischsprachigen Songs waren die Lyrics eine große Hilfe. Aber auch auf Deutsch sang man dann schon bald sehr viel besser mit und galt nach ein paar Mal hören als textsicher für das kommende Konzert.
Allerdings achtet beim Musikhören nicht jeder so genau auf die Worte. Das ist nicht selbstverständlich. Vielen ist die Melodie, die Musik, die Stimme wichtiger. Das wiederum wird den Songschreibern nicht gerecht, denn die stecken schließlich alle Emotionen, Beobachtungen und Arbeit in ihre Lieder. So auch Frank Spilker von Die Sterne. Der Musiker und Autor hat nun mehr als 100 Songtexte in einem Buch zusammengetragen: "Ich Scheiss Auf Deutsche Texte" (Ventil Verlag, broschiert, 232 Seiten, 18 Euro).
Für die Sterne schreibt er Poplieder, die oft sofort im Ohr hängen bleiben. Hits, die noch heute auf Tour laut mitgesungen werden ("Universal Tellerwäscher"). Manche auch in Gedichtform ("In Klammern"), aber vor allem auch rebellisch und laut: "Was hat dich bloß so ruiniert". Zeilen, die man sofort versteht oder auch mal etwas länger darüber grübeln muss.
Eben eine reichhaltige und vielseitige Sammlung. Alles beginnt in den 1980ern in Bad Salzuflen. Da, wo man auch Bernd Begemann und Jochen Distelmeyer begegnete, bevor man von der Hamburger Schule sprach. Damals gab es das Kult-Label Fast Weltweit. Hier erscheinen die ersten Sterne-Songs auf Kassette.
Zu einigen Liedern hier im Buch gibt es erklärende Worte von Spilker. Kurze Erläuterungen, Kommentare und Anekdoten zur Entstehung einzelner Songs. Der Leser erhält somit eine gute Übersicht über die Bandgeschichte. Das Buch ist kein persönliches Tagebuch, sondern mehr eine Zusammenfassung persönlicher Wahrnehmungen des Umfelds und des politischen Geschehens in der Welt. Der Hauptsitz der Band wird Hamburg. Hier wohnt und arbeitet Frank auch heute noch.
Während der Pandemie unterrichtete Spilker zwei Jahre an der BIMM University Berlin als Dozent für Songwriting. Das Songschreiben und die Techniken rund ums Schreiben begleiten ihn schon viele Jahre. Er beschäftigt sich nicht nur mit seinen eigenen Songs, sondern studiert auch die Lieder anderer Interpreten. Jeder Songwriter ist geprägt von anderen Schreibern. Farin Urlaub bewundert er zum Beispiel für seine stets perfekten Texte.
In "Ich Scheiss Auf Deutsche Texte" lernt man einiges über Spilkers Lieblingssongs. Die Zeilen für "Du Musst Gar Nix" aus dem Jahre 2020 strömten einfach so aus ihm heraus. Da hat sich Frank einfach hingestellt und live improvisiert. Man muss nicht immer tagelang über einer Strophe tüfteln. Manchmal läuft es einfach so.
Zu Beginn der Sterne-Karriere wurden die Lieder zum Album "Wichtig" zwischen Asche, Avocados und Alkoholfahnen geschrieben. Damals in der WG von Thomas Geier (Die Regierung) im Ruhrgebiet. Nicht weit entfernt von Helge Schneiders Wohnsitz, produziert von Carol von Rautenkranz (L'Age D'Or). Das Album erscheint 1993 auch auf seinem Label und wird auf Tapete Records 30 Jahre später noch einmal veröffentlicht. Damals wissen Frank und seine Mitmusiker noch nicht, dass der Titel des Albums bedeutend sein wird und die Band bis heute zu den größten und eben wichtigsten deutschen Indie-Popbands gehört. "Ich Scheiss Auf Deutsche Texte" ist für Fans, aber auch für Liebhaber von ansprechender Poesie und guter Unterhaltung. Und Frank Spilker wird mit Sicherheit in Zukunft noch viel mehr erzählen und neue Songs schreiben.
"Selbst schuld, wo ist oben. Selbst schuld, wo der Boden. Was soll jetzt diese Diskussion. Du kriegst die großen Stücke. Auch nur mit Mühe klein. Und wenn du endlich so weit bist. Holt dich die Entwicklung ein. Ist viel schon zu viel. Ist viel viel. Alles oder niemand." (Alles Oder Niemand).
Ich Scheiss Auf Deutsche Texte*
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