Das Urgestein der deutschen Unterhaltungsmusik starb im Alter von 85 Jahren.

Bad Wildungen (has) - Paul Kuhn ist tot. 'Der Mann am Klavier' starb in der vergangenen Nacht im Alter von 85 Jahren während eines Kuraufenthalts im nordhessischen Bad Wildungen im Beisein seiner Ehefrau.

Sein gesundheitlicher Zustand hatte sich seit Anfang September zunehmend verschlechtert. Bereits 2005 mussten ihm während einer fünfstündigen Herzoperation drei Bypässe gelegt und ein neue Herzklappe eingesetzt werden. Eine für Anfang dieses Jahres angesetzte Tour hatte er aufgrund wieder auftretender Herzprobleme wieder absagen müssen. Eine weitere Operation und ein Herzschrittmacher waren die Folge, schreibt die Bild-Zeitung.

Ein Herz für die Unterhaltungsmusik

Am 12. März 1928 in Wiesbaden geboren, erlebte Kuhn den zweiten Weltkrieg hautnah mit. Der damals verbotene Jazz begeisterte ihn: "Mein Herz gehörte der Unterhaltungsmusik, und in meinem Kopf spukte der Jazz herum, den wir im Nationalsozialismus nicht hören durften", zitierte der KulturSpiegel den gelernten Pianisten 2011.

Nach dem Kriegsende trat er einer Jazz-Combo bei. Den Durchbruch erlebte Kuhn aber als Schlagerstar mit Titeln wie "Der Mann am Klavier" und "Es gibt kein Bier auf Hawaii".

Eine Fernseh-Karriere

Auf sich aufmerksam machte er zudem als Bandleader großer Rundfunk-Unterhaltungsorchester. In gewisser Weise machte Kuhn so den Jazz im Nachkriegsdeutschland wieder salonfähig. Manchen mag er auch aus Fernsehshows wie "Hallo Paulchen" oder "Pauls Party" ein Begriff sein.

Später folgten allerdings auch schwere Zeiten für den Entertainer: Sendungen wurden abgesetzt, seine Plattenfirma kündigte den Vertrag, in den Neunzigern wurde Kuhn auch wegen Steuerhinterziehung verurteilt.

"Jazz ist durch" (Paul Kuhn, 2013)

Paul Kuhn ließ sich aber nie unterkriegen - und wurde 2010 mit dem Echo Jazz für sein Lebenswerk belohnt. Seine Urteilskraft hat der Musiker auch im Alter nie verloren, wie er noch im April dieses Jahres im Gespräch mit laut.de zeigte: "Ich glaube, dass der Jazz eigentlich fertig ist. Das ist nicht negativ gemeint, aber in der künstlerischen Entwicklung ist er wohl durch. So, wie man sich die Klassik heute anhört - Haydn, Mozart, Beethoven, das ist auch eine 'fertige' Sache."

Im Rahmen der Leverkusener Jazztage hätte Paul Kuhn im November noch einmal auf der Bühne stehen sollen.

Weiterlesen

laut.de-Porträt Paul Kuhn

Dass Jazz in Deutschland zu Hause sein kann, beweist vor allem der am 12. März 1928 in Wiesbaden geborene Bandleader, Komponist, Arrangeur und Sänger …

1 Kommentar