Nachdem westliche Musiker immer lauter gegen den Skandalprozess gegen Pussy Riot protestiert hatten, lenkt Russlands Präsident ein.
Moskau (kim) - Überraschende Kehrtwende im Fall Pussy Riot: Der Russische Staatschef Vladimir Putin hat sich gegenüber russischen Nachrichtenagenturen erstmals zu dem Verfahren gegen die Kreml-kritische Band geäußert. Seiner Meinung nach sei der Aktion zwar nicht Gutes abzugewinnen. "Ich denke dennoch nicht, dass sie allzu hart dafür bestraft werden sollten", fügte der Präsident jedoch hinzu, die Frauen hätten "ihre Lektion gelernt".
Der Anwalt der drei jungen Frauen bewertete Putins Einlenken als Konzession an den Westen. Er sieht die Äußerungen als einen möglichen Wendepunkt im Verfahren an und hofft, dass sich auch die zuständige Staatsanwaltschaft davon beeinflussen lasse.
Sieben Jahre Haft möglich
Seit vergangenem Montag laufen die Gerichtsverhandlungen gegen die Riot-Grrrl-Band, die in Russland wegen einer Protestaktion vor Gericht stehen. Sie hatten eine christlich-orthodoxe Kirche gestürmt, eine Putins-Statue verunglimpft und Putins Rücktritt gefordert. Die Punkrockerinnen sind seit März diesen Jahres inhaftiert. Ihnen drohen bis zu sieben Jahre Haft.
Viele Beobachter sehen in dem Prozess gegen Pussy Riot einen Beweis für die mangelnde Unabhängigkeit der russischen Justiz. Dass einer einzelnen Äußerung Putins ein so großer Einfluss auf das laufende Verfahren zugesprochen wird, bestärkt diesen Verdacht eher noch.
Schlafmangel und schlechtes Essen
Nach dem Verhandlungsauftakt, den sie in einem Kasten aus Plexiglas heraus verfolgen mussten, beklagten sich die Bandmitglieder zudem über mangelnden Schlaf und unzureichendes Essen. Eine der Angeklagten erlitt am dritten Verhandlungstag sogar einen Schwächeanfall.
Putin betonte in seinem aktuellen Statement jedoch, Pussy Riot sollten sich über die Strafe, ganz gleich wie sie ausfalle, nicht beschweren: "Das Recht in anderen Ländern ist in solchen Sachen sehr viel schärfer. Wenn die drei etwa einen heiligen Ort in Israel gestürmt hätten, würden ihnen wesentlich härtere Strafen drohen", zitiert der Spiegel aus Putins Äußerungen. "Wenn sie irgendeinen heiligen muslimischen Ort damit entweiht hätten, wäre uns nicht einmal die Zeit geblieben, sie festzunehmen."
Solidarischer Einsatz aus Großbritannien
Sicher nicht zufällig verkündete Putin seine neue Sicht der Dinge am Rande eines Staatsbesuches in London. Zuvor hatten vor allem viele britische Musiker Partei für die Sängerinnen ergriffen.
So veröffentlichten Pete Townshend von The Who, Neil Tennant von den Pet Shop Boys und Jarvis Cocker von Pulp in der Times einen offenen Brief an die russische Regierung. In diesem appellierten sie an das Staatsoberhaupt, den Prozess einzustellen. Eine andere Meinung zu haben, sei in jeder Demokratie ein Grundrecht.
12 Kommentare
hm interessant was er da sagt.. wie würde sowas wohl in israel ausgehen? angenommen, die regierung böte für die bevölkerung eine vergleichbare angriffsfläche
der war gestern in London und der alte Sambo-KGB Putin war immer noch beschwingt von der Goldmedaille des russischen Judokas, als er das verlauten ließ.
Inhalt, Stil, Gliederung und subjektive Position dieses Artikels sind wieder mal verdächtig parallel zur Linie von SPON...
http://www.spiegel.de/politik/ausland/proz…
Na, ganz so schlimm wie Israel ist Russland nun wirklich nicht, da hat er recht.
Jo Sancho, lies den Text mit Putins Aussage, dann siehst du den Zusammenhang zu Israel...
Ob man das so aussagen kann sei mal dahingestellt.
"Gerecht" wäre sie mit Sozialarbeit und geringer Geldstrafe wegen "erregung öffentlichen Ärgernisses" zu "bestrafen", auch in Israel. Alles andere wäre Hintlerwäldertum.