Von Heidelberg bis Minden: Die Granden des deutschsprachigen Raps in Berlin.
Berlin (ros) - Es geht familiär zu. Fast schon intim, während Curse das Publikum in zwei Hälften teilt und aufeinander zuspringen lässt, wenn die Hook zu "Lass Uns Doch Freunde Sein" einsetzt. Das Berliner Columbia Theater ist am Samstagabend der ideale Ort, um einige Protagonisten der ersten Generation Deutschrap zu zelebrieren.
Königsklasse - die erste Generation Deutschrap
"Königsklasse 2023" heißt die dazu passende Veranstaltung. Geladen sind neben Curse: Creutzfeld & Jakob, Stieber Twins und Torch. Ein Line-up, das wenig vermissen lässt und jede Menge Klassiker im Gepäck haben dürfte. Und recht bald wird klar: An diesem Abend gibt es keine Allüren, sondern einfach nur Rap auf die Ohren.
Creutzfeld & Jakob am Mikrofon
Zu Beginn teilen sich die beiden Ruhrpottler Creutzfeld & Jakob das Mikrofon. Rund 45 Minuten lang holen Lakmann und Flipstar das Publikum in die Zeit rund um die Jahrtausendwende zurück, in der sie mit Songs wie "Bunkerwelt In Witten" oder "Flipstar" auf sich aufmerksam machten. In Letzterem heißt es: "Strahl wie die Sonne, schein' wie der Mond / Funkel wie die Sterne, heute lebst du, morgen bist du tot." Das gilt so auch noch zwei Dekaden später. Nach ihrem wohl populärsten Song "Fehdehandschuh" geht der erste Slot zu Ende.
Die Stieber Twins entern die Bühne
Die Atempause währt nicht lange, denn um kurz vor 20 Uhr entern die Stieber Twins die Bühne im gut gefüllten Saal. Martin trägt ein weißes T-Shirt, Chris ein schwarzes – und so symbolisieren die Stiebers Yin und Yang. "Schlangen Sind Giftig" heißt das erste Stück der Zwillinge. Zu kopfnickenden und mitrappenden Fans arbeiten sich die beiden fortan an der Tracklist ihres einzigen, aber legendären Albums "Fenster Zum Hof" aus dem Jahr 1996 ab.
Chris und Martin ehren zudem Samy Deluxe und Max Herre und stimmen den gemeinsamen Track "Malaria" an. Curse lässt es sich dann nicht nehmen, mit den Stiebers "Tausend MCs" zu performen. Chris und Martin verabschieden sich unter fettem Applaus.
Curse teilt das Publikum
Als Kool DJ GQ den Beat zu "Lass Uns Doch Freunde Sein" bringt, startet der Abend von Curse so richtig. Wobei: So ganz stimmt das nicht, gleich zu Beginn betont der Mindener MC, dass er heute in erster Linie selbst als Fan der anderen Legenden im Columbia Theater sei. Daher habe der Abend schon königlich begonnen. Anschließend kommt es zur eingangs beschriebenen Szene, in der Curse das Publikum teilt und mit seinem ersten Song direkt wieder zusammenführt.
Curse spielt mit "Warum Nicht?", "Hassliebe" oder "Wahre Liebe" ein paar Klassiker der ersten Stunde. Bei "Widerstand" oder "Bei mir", etwas ruhigeren Stücken, schwingen die Arme des Publikums von rechts nach links und zurück. Nach wiederum 45 Minuten geht Curse aber nicht, ohne die Stieber Twins erneut auf die Bühne zu bitten und zum Highlight anzusetzen: "Ich Lebe Für Hip-Hop" schallt aus den Boxen, und die Rapper liefern ihre Parts auf dem von DJ Tomekk produzierten Werk.
Torch hat das Wort!
"Jetzt ist die Zeit, hier ist der Ort / Heute ist die Nacht, Torchmann hat das Wort", rappt Torch in "Heute Nacht" – und genau jene Zeile wird nun zum Finale des Abends wahr. Ob "Gewalt Oder Sex", "Hey Mädel" oder "Rote Wellen": Frederik Hahn bringt sämtliche Songs seines Meisterstücks "Blauer Samt". Aber auch beliebte Features fehlen nicht, etwa "Return of Hip-Hop", eine Kollabo mit DJ Tomekk oder "Bitte...Wer? (Heiss Wie Feuer 2)" mit DJ Stylewarz und D-Flame.
Toni L macht den Deckel drauf
In den letzten 20 Minuten ist die Advanced Chemistry dann nahezu komplett im Haus: Torch holt seinen Partner in Crime auf die Bühne: Toni L. Gemeinsam heißt es "Wir Waren Mal Stars". Zusätzlich gibt es ein paar funkige Tanzeinlagen der beiden, die erstaunlich synchron kommen. Die Heidelberg-Connection wird noch verstärkt, als Chris Stieber auf die Bühne zurückkehrt, um mit Torch "Kapitel 1" zu rappen. Toni L. macht den Deckel an diesem Abend dann aber mit "Der Zug Rollt" drauf. Für das Publikum steht fest: Die "Königsklasse", die bis dato immer in Münster gastierte, darf gerne wieder nach Berlin kommen.
3 Kommentare mit 15 Antworten
Mist, wieso erfahre ich erst jetzt davon
Bei dem Bericht rotiert bei einem gewissen Altuser aber die Bux...würde mich ja echt mal interessieren, ob er den Weg nach Berlin auf sich genommen hat um seinen Idolen zu huldigen.
Kein Smudo, ergo keine feuchten Cargoshorts
Naja, aber Curse, Torch, der Funkjoker...denke da wird auch ohne Le Smou ein Zelt im Sumpf gebaut, ma sagen.
alleine ein curse auftritt zieht ihn doch magnetisch an. bei torch war er ja nicht wirklich im bilde bzw. er wusste seinerzeit nichtmal wer gawky war. stellt euch hinten an, die kämpfer werden kings
Er weiß immer noch nicht, wer gawky war. Das ist Fakt.
vermute ich auch mal so...aber er ist halt auch in zuvielen unterschiedlichen genres unterwegs, da kann man sich schlecht überall einigermaßen gut auskennen
Es ist eben dieser Wahlloshöri-Stiso, den er einfach auch erfunden hat, der ihn davon abhält genrefirm zu sein.
Der lautuser ist multigenrefirm af, von Trash Metal über Schwarze-Göttinnen-Soul bis zum realen Hip Hap al a MC Deltron tanzt er auf vielen Festen. Und jetzt Diskussion beendet, nuffsaid!
Auch im Deutschrock kennt er sich - wie auch unser grundguter Sodhahn - ja sehr gut aus, kann auch nach 9 Trichtern Dosenbier noch jeden Song auswendig uswusf.
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Heutzutage wahrscheinlich ein Line Up des Grauens. Wobei Curse einer der besten Techniker in Deutschland ist, er will das nur viel zu selten zeigen. Stiebers und Torch hab ich Anfang der 2010er mal live gesehen und das war selbst damals schon schwer auszuhalten.
Curse so 2019 rum nochmal gesehen, und man kann ja von der Musik halten was man will, aber der hat auf der Bühne absolut abgerissen.
Du führst Dich auf wie kleine Kinder beim Schulsport! Was in Deutschland läuft, ist kein Rap, sondern Rufmord, Hip Hop Selbstmord, die Köpfe der Tatort!
Ich hate die ja textlich nicht. Tut kaum jmnd. Aber hörbar ist das heute dennoch nicht mehr.
Von den late 90s sachen finde ich die Royalbunker und Taktloss-Sachen (RB No1 Vol2, BRP2, BRP3, Neue wahrheit, Niedere Motive) noch am besten gealtert. Gottes Werk und Creutzfelds Beitrag noch.
Wobei erstere vielleicht auch nur aufgrund persönlicher Vorliebe
Ja, Taktloss, Basstard, Westberlin Maskulin, Frühe Prinz Porno Sachen evtl., Frauenarzt evtl.;
das wären auch so die Sachen die mir aus den späten 90ern einfallen an Deutschrap, den man noch gut hören kann.