Der Erfolg des Partyschlagers weckt Begehrlichkeiten. Gleich mehrere Songs schicken sich an, die Nachfolge anzutreten.

Mallorca (dol) - "An 'Layla' führt in diesem Sommer kein Weg vorbei", erklärte gerade erst GfK Entertainment, das den Song von DJ Robin und Schürze als Sommerhit 2022 adelte. Zugleich droht die wochenlange Debatte um die berühmte "Puffmama" abzuflauen. Dem widersetzen sich einige Ballermann-Bonvivants, die mit potentiellen Nachfolgern in den Startlöchern stehen. Allen voran "Layla"-Produzent Ikke Hüftgold, der jüngst bereits erklärt hat, "selbst das Momentum nutzen" zu wollen. Mit "Rapunzel" huldigt er einer märchenhaften Dame, die sich erneut als Mann mit Perücke herausstellt.

Erst letzte Woche hat sich Ikke Hüftgold als Gastautor bei der Zeit hervorgetan. Die Hamburger Zeitung verfolgt einen ironischen Ansatz: Namhafte Schriftsteller sollten ihre Version eines Ballermann-Songs in "Layla"-Tradition vorlegen. Den Anfang macht Heinz Strunk, der spätestens seit "Der Goldene Handschuh" zu den Lieblingen des Literaturbetriebs zählt. "Trink jetzt aus, bevor der Schaum hart wird!", witzelt er prollpoetisch durch "Breit In 100 Sekunden": "Ich geh' mal auf Klo und dann heißt es Free Willy."

Der Boulevard mag es traditionell etwas direkter und hat "Olivia" von Die Zipfelbuben zum "'Layla'-Nachfolger" auserkoren. "Ein Werk von fragwürdiger Güte und flatterhafter Poesie", wie die Band selbst charakterisiert, das von einer Frau handelt, die "mit jedem in die Kiste" steige. Der Erfolgssong von DJ Robin und Schürze wirkt daneben geradezu feministisch. "Wenn deine Mutter wüsste, zeigst jedem deine Brüste", qualifizieren die grölenden Buben ihre promiskuitive Protagonistin moralisch ab. "90 % aller Mallorca-Lieder bestehen aus solchen Texten", rechtfertigt sich das Trio achselzuckend.

Kurz vor seinem 70. Geburtstag kehrt auch Mike Krüger ins Studio zurück. Mit "Man Sollte Niemals Zebras Schleifen" veröffentlicht er seinen ersten Song seit vierzehn Jahren und beruft sich dabei auf die Debatte um "Layla". "Wir brauchen gerade in der heutigen Zeit wieder den Moment, wenn du das Radio einschaltest und mit dem Auto eine Vollbremsung machen musst. Nicht, weil da einer sitzt, der festklebt, sondern weil du dir sonst in die Hose machst vor lauter Blödsinn", erzählte er der Bild, "Als Verfechter kulturellen Schwachsinns in drei Akkorden habe ich beschlossen, zu helfen."

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8 Kommentare mit 23 Antworten

  • Vor einem Jahr

    "man sollte niemals zebras schleifen" klingt als hätte man dem weazel ein lied auf dem leib geschrieben. so schmerzthaft unlustig, dass man nägel in die gehörgänge schlagen möchte

  • Vor einem Jahr

    Was ich mich im Zuge dieser Scheindebatte gerade frage: Gibt es in anderen Ländern eigentlich auch solch minderwertige Scheißmusik, die explizit dafür produziert wird, um damit Proleten im Urlaub beim Saufen zu beschallen?

    • Vor einem Jahr

      Kommt mir auch wie etwas sehr Deutsches vor. Wobei ich nur den Vergleich zwischen zwei Ländern hab. Bei den ekelhaften Nachbarn im Süden gibt es definitiv auch sowas wie eine Standard-Playlist mit Stücken, die für die Bierbäuche bestimmt ist. Die besteht aber eher aus Stücken zwischen "ganz nett" und "dezent nervig". Eher im Retrobereich angesiedelt, Hits aus der Jugend des Publikums. Von Standard-Charts-Müll der Sorte "Despacito" mal hier abgesehen.

      Die gigantische Industrie von aktueller Wegwerfmusik eines völlig eigenen Genres für diese Zielgruppe gibt es da aber nicht. Das ist zumindest im Vergleich mit UK etwas Deutsches.

    • Vor einem Jahr

      Gerade die Engländer haben mit Rückblick auf die eigene Pophistorie (anders als beim allgemeinen Thema saufen) tatsächlich schon noch so was wie einen Stolz und eine wurde - wenn es großer Unterhaltungs- und erfolgreicher Chartspop werden soll dann mögen die Songs, die dabei raus kommen, zwar textlich und auch kompositorisch vergleichsweise flach anmuten he nach persönlicher Vorliebe, jedoch sind sie in der Regel in den allermeisten Positionen mit hochprofessioneller Besetzung eingespielt, aufgenommen, abgemischt und gemastert.

      So jemanden wie Ikke Hüftgold, der mit westerwäldischer Wurstfingerigkeit seinen Magix MusicMaker oder Reason 3.0 bedient und auf den ewig gleichen 4/4-Plastik-Bummsbeat paar Preset-Synths setzt und damit dann stramm auf die 1 rollt wirst du in den UK-Charts wohl eher selten finden. Obwohl die natürlich auch ihre Sommerloch-Hits hatten und haben. Aber ansonsten? Fuck, bei denen sind sogar die Ü70-Rapacts tight & legit!

      https://invidious.namazso.eu/watch?v=1e5oK…

    • Vor einem Jahr

      Sowas in der Art dachte ich mir schon. Es reicht ja schon sich anzusehen, was zB englische Fussball-Fans - deren deutsche Pendants eine der Kernzielgruppen für Ballermannbummsmusik sind - teilweise in den Stadien anstimmen. Während es hier oft nur für "Olé, olé, Vereinsname, olé" langt, singt dort auch mal die ganze Kurve Depeche Mode, Housemartins, oder Pet Shop Boys. Selbst Lieder, die dort originär für Fußballevents geschrieben werden, haben einen gewissen Charme, während wir hier jahrelang mit Oliver Pocher beschallt worden sind.

    • Vor einem Jahr

      Sag ich ja regelmäßig. Hier gibts zwar ein Viertel mehr Menschen, aber kulturell hat das Land noch viel aufzuholen, wenn es eines Tages mal mit Turkmenistan konkurrieren möchte. Mal abgesehen von der Malerei.

      Übrigens ein schicker Track, Pseudi!

    • Vor einem Jahr

      Das mit Turkmenistan könnte durchaus zu schaffen sein, irgendwann ;)

    • Vor einem Jahr

      Was will man letztlich auch erwarten von einem Land, in dem Mario Barth Fussballstadien füllt.

    • Vor einem Jahr

      Fußballstadien füllen Trottel auch anderswo. Das stört weniger. Ist halt schade, wenn die Alternativen seltenst gut oder wenigstens unterhaltsam genug sind.

      Find die Facette oben aber spannend. Kann natürlich vor allem von den Inseln erzählen. Aber gibt es dieses Phänomen auch anderswo als in Dschörmenni? Gibt es erfolgreiche französische Musiker, deren alleinige Aufgabe es ist, Dreiminüter fürs Vorkoma am Strand zu schreiben?

    • Vor einem Jahr

      War bisher bloß als Tourist in Frankreich... Dies wahrscheinlich vergleichsweise häufig durch Wohnorte mit maximal 40km zur französischen Grenze zwischen 2001-2007 und seit 2012 wieder, aber für mehr als Spekulation und infame Unterstellungen hinsichtlich einem ähnlichen Anspruch an die eigene Musikkultur der Gegenwart wie dem in England vorherrschenden - nur eben auf Grundlage des französischen Chansons/Pop-Chansons - reicht es bei mir nicht. Dass dabei der französische Electro, der es international bis an die kommerzielle Oberfläche schafft (wie AIR, Daft Punk, Justice etc.), daheim nochmal sehr viel frenetischer gefeiert und zum Aufschwung zu internationalen Chartspitzen eifrig befeuert wird - geschenkt. Und für alle anderen bleibt im Zweifelsfall folgende Benchmark französischer Pop-Avancen der Neuzeit:
      https://invidious.fdn.fr/watch?v=Q6omsDyFNlk

      Erschwerend zum Fassen einer elaborierten Meinung kommt die Tatsache hinzu, dass weder der überwiegende Teil Rest-Frankreichs noch die Eingeborenen selbst das Département Bas-Rhin, geschweige denn L'Alsace (in dem ich mich als Tourist überwiegend aufhalte), als (musik)kulturell repräsentativ für ihre Nation halten.

    • Vor einem Jahr

      @pseudologe: jeder anlass, pete & bass zu hören, ist ein guter anlass. :ill:

    • Vor einem Jahr

      bas, verdammt! er sollte einfach "bass" heißen. :rayed:

  • Vor einem Jahr

    Also Layla kann ich mir echt gut und gerne geben aber alles was Jetzt kommt ist ja Kernschrott