laut.de-Kritik
Heavy Metal mit bemerkenswerter Konsequenz.
Review von Jürgen LugerthJarvis Leatherby, der unumstrittene Chef dieses jungen kalifornischen Metal-Trios, ist nicht nur Sänger, Bassist und Haupt-Komponist der Formation. Er ist auch ein Mann mit einer Vision. Er möchte den amerikanisch geprägten Metal der Achtziger Jahre vor Verfall, Untergang und Vergessenheit retten. Und das verfolgt er mit all der Leidenschaft eines jungen Gipfelstürmers, der in seiner Jugend davon geträumt hat, seinen Idolen nachzueifern, und deswegen zum Instrument griff.
Mit dem zweiten Album seiner Nachtdämonen ist er da schon ein gutes Stück weiter gekommen. Denn im Gegensatz zum noch ein wenig wechselhaften, etwas zusammengestückelt wirkendem Night Demon-Erstling "Curse Of The Damned" ist der zweite Anlauf ein kräftiges, in sich geschlossenes, sehr atmosphärisches Heavy Rock-Album geworden.
Jedes der zehn Stücke auf dem Album sitzt, Schwächen sind in den meist schnell und geradlinig angelegten, mit packenden Riffs gespickten Kompositionen kaum auszumachen. Auffällig ist die Nähe zu Sound und Melodik der von vielen Schicksalsschlägen gebeutelten Metalgötter Riot, vor allem, weil Gitarrist Armand John Anthony ein ganz gewaltiges Brett spielt, das sich vor dem großen, im Januar 2012 verstorbenen Riot-Chef und Axeman par excellence Mark Reale (Shine on, Warrior!) nicht zu verstecken braucht. Zusammen mit dem markanten Bass von Leatherby und dem trittsicheren Schlagzeug von Dusty Squires sowie dem vollen, warmen Klangbild der Platte ergibt das eine runde Sache.
Vom hymnisch eingeleiteten Opener "Welcome To The Night" über das erhaben marschierende "Hallowed Ground" und die knackige NWOBHM-Abfahrt "Maiden Hell" über den pulsierenden Riff-Rocker "Life On The Run" bis zum hoch melodischen "Black Widow" und dem folgenden, leicht an Ted Nugent erinnernden "On Your Own" gibt es hier Spaß und Freude pur. Auch die hohe, leicht angeraute Stimme von Jarvis fügt sich bestens ein. Und wenn er mal schweigt, kriegen wir ein rasantes Instrumental-Stück namens "Flight Of The Manticore" vor den Latz geknallt, das vor Gitarren-Kunst und "Narita"-Reminiszenzen nur so strotzt. "Narita" ist die zweite Platte von Riot und beinhaltet das für Metaller legendäre gleichnamige Instrumental. Das nur als Info für die Nachgeborenen.
Zum Schluss dann der überraschende Titeltrack, ein langsames, besinnliches Stück mit verfremdeter Stimme, das von wehmütigen Synthesizer-Klängen getragen in die Dunkelheit gleitet. Wirklich eine geile, schon sehr 'erwachsene' Platte, die man immer und immer wieder hören kann. Night Demon bahnen sich ihren bisher noch kurzen Weg von einer Fan-Band zu einer Heavy Metal-Truppe von Gewicht mit bemerkenswerter Konsequenz. Dieses Album ist ein weiterer Beleg dafür.
4 Kommentare
Was ich der Band zur gute halte ist ihr Sound. Viele der neuen Bands, gerade aus dem Thrash, klingen einfach zu schwachbrüstig und sauber. Das nimmt vielen Liedern den Druck. Das machen Night Demon wesentlich besser was dem Album auch sehr zugute kommt. Ich geb mal 3,5 Punkte. Grundsolides Metal Album mit ein paar netten Spielerein wie z.B. der stampfende Rhythmus in „Hollow Ground“ und Ausreißern nach oben, aber eben auch relativ unspektakuläre Lieder wie „Welcome to the Night“.
Hat man halt auch schon gefühlt anderthalbtausend Mal gehört. Hier fehlt es genauso an "überraschenden Momenten und Raffinesse" wie bei der aktuellen Grave Digger
Hundertmal besser als Grave Digger. Kann man gar nicht miteinander vergleichen. Und ja, Heavy Metal ist nun mal keine Avantgarde und kein Jazzrock. Hauptsache, es rockt
Nachhallpsychose