laut.de-Kritik
Reifes Neo-Prog-Debüt im Oceansize-Fahrwasser.
Review von Thomas KlausNoch bevor Isis im Mai mit neuem Album zurückkommen, platzen die blutjungen Hamburger von Nihiling in die Funkstille. Songaufbau, Harmoniefolgen, gesangliche Intonation und Drumpatterns weisen wie in "Moth Gate" oder "Nascent" über weite Strecken frappierende Ähnlichkeiten zu Oceansize auf, während "Cataract" mit seiner catchy Gitarren-Hookline auch der Feder von Dredg entsprungen sein könnte.
Druckvoll verzerrte Akkordwände gehen mit weitläufigen, elegischen Instrumentalpassagen Hand in Hand, die den Hörer mit unzweideutigen Gitarren- und Gesangsmelodien rettungslos einlullen. Dabei machen die fünf Jungs plus Mädchen mit ihren durchschnittlich 20 Lenzen keinen Hehl aus ihren musikalischen Einflüssen: therageagainstjimmyeatpumpkinskatatooltonesize41 laut Eigenauskunft.
Mit dieser wortakrobatischen Symbiose verweisen Nihiling zugleich indirekt auf den Albumtitel: Auf dem Feld der Humanbiologie charakterisiert die Meiose eine Rekombination des mütterlichen und väterlichen Erbguts. In diesem speziellen Zellteilungsprozess wird die genetische Vielfalt innerhalb der Population erhöht, was eine schnellere Evolution begünstigt.
Nun hieven Nihiling das experimentelle Postrock-Genre mit ihrem Schmelztiegel-Erstling zwar nicht unbedingt auf das nächsthöhere Level, können aber mit atmosphärisch dichten, vielseitigen und anspruchvollen Arrangements überzeugen, die als Surrogat zumindest vorübergehend über die Auszeit genannter Bigplayer hinweghelfen.
Überhaupt geht der Trend im Metier deutlich Richtung Drittgitarre. Wie viele ihrer anglophonen Kollegen haben auch diese Hamburger Nesthäkchen ein erstaunlich ausgereiftes Gespür dafür, mittels dreier Gitarren die Bandbreite hinsichtlich Dynamik, Intensität und Wucht höchst effektvoll zu potenzieren.
Die klaffende Lücke, die Aereogramme mit ihrem Abgang im Kanon progressiver Gitarrenmusik hinterlassen haben, kann das talentierte deutsche Sextett zwar (noch) nicht schließen, aber dank elf hochkarätiger Songperlen immerhin provisorisch abdichten. Alle, die 2009 mit einer Wall Of Sound einläuten wollen, können sich dank "M[e]iosis" den Gang zum Baumarkt sparen.
3 Kommentare
Nice, mit Sicherheit einen Reinhörer wert.
Oh ja, das Material auf der myspace-Seite klingt jedenfalls vielversprechend!
Ich finde, die kommt mit 3 Punkten zu schlecht weg. 4 könnten es schon sein.
Tolles Album.