laut.de-Kritik
Im Keller des Geisterhauses verkaufen sie jetzt Drogen.
Review von Yannik Gölz"Without Warning" indeed: Das Kollabo-Halloween-Album von Offset und 21 Savage habe ich echt nicht kommen sehen. Aber in Zeiten von Surprise-Releases, so zeigte zuletzt "Super Slimey" von Future und Young Thug, macht allein der Überraschungsfaktor einiges in der Vermarktung her. Deren Tape verkaufte sich zwar über 40.000 mal, kränkelt aber an der mangelnden Synergie des Duos. Düstere Omen für die Vize-Beyoncé der Migos und Atlantas gewalttätigste Schlaftablette, denn um zwischen diesen beiden Charakteren eine Mitte zu finden, so sollte man meinen, da müsste schon ein Wunder geschehen.
Und, nun ja, das Wunder steht eigentlich schon im Titel: Die eigentliche Führungsrolle auf "Without Warning" übernimmt nämlich Metro Boomin, der nicht nur Bässe auf den Flur zimmert wie Explosionen in einem Michael Bay-Film, sondern auch ein recht stringentes Halloween-Thema verfolgt.
Für grimmigen, unheimlichen Trap zwischen bombastisch und zerstörerisch, schleichend und bedrohlich und bedrückend-still mit zwischendurch aufploppenden Southside kramt er die unheimlichsten Keys aus dem Studio ans Tageslicht. Und produziert zwischen Basslawinen wie "Rap Saved Me" mit Quavo und fast schon an die New Yorker Grimmigkeit erinnernden Vibes auf "Still Serving" alles, was die emotionale Palette hergibt, ohne das eigentliche Thema zur Seite zu kehren.
Da sitzen die beiden Rapper fast schon auf einem bequemen Beifahrersitz, machen sich diesen Komfort aber auch prompt zunutze und zeigen ihre jeweiligen Talente so destilliert, wie es weder 21 auf "Issa Album", noch Offset auf "Culture" durchschimmern ließen. Die Kombination gibt dabei übrigens mehr Sinn, als ich mir hätte vorstellen könnte, denn während Offset die Stunt-Raps und Flowpassagen abdeckt, um zwischenzeitlich aufbrausendere und temporeichere Passagen einzustreuen, fokussiert sich der Savage vor allem auf inhaltliche Farbe und die Personality des Tapes.
Der droppt nicht nur Horrorfilm-Referenzen am laufenden Band (am besten auf "Nightmare" und "My Choppa Hate N****s" zu hören), sondern macht aus seinem limitierten handwerklichen Können zweifelsohne das Beste: Melodisch, authentisch und ziemlich frostig geht Part für Part ins Land, manchmal überraschen dabei sogar introspektive Momente in ihrer tonlosen Vortragsweise. Dennoch treffen Lines wie "My Father is 49 and still serving" oder "My dog lost his life and it changed me", wenn sie mal aufblitzen direkt in die Magengegend.
Offset hat Emotionen hingegen gar nicht nötig, im Transhumanismus gelten die Migos ohnehin schon als die Zwischenstufe zwischen Mensch und kybernetischem Instrument. Gerade auf Songs wie "Nightmare" oder "Darth Vader" läuft der gute Mann Parcour auf den Beats. Das fühlt sich beizeiten so an, als würde man sich eine Speedrun-Version von Rapmusik ansehen. Dass er dabei immer noch rhythmisch einwandfreie Figuren, treibende Adlibs und melodische Einwürfe einstreut, setzt dem Ganzen noch die Krone auf.
Die Synergie der beiden geht dementsprechend voll und ganz auf: Ein klein wenig wie die Kollaboration zwischen Young Thug und Lil Yachty auf dem Sampler von Quality Control spielen die beiden ihre Stärken voll aus und decken gleichzeitig ihre Schwächen ab. Durch den stetigen Wechsel der Fahrtrichtung wird keiner der beiden recht radikalen Stile eintönig, und die Produktion von Metro drückt sowieso durch die Bank.
Dazu gleiten die Übergänge zwischen den Songs wie geölt durch die Anspielstationen: das fertige Produkt fühlt sich an wie eine Geisterbahn durch die Kanalisation Atlantas. Wahnsinnig homogen, aber doch in der Sparte vielseitig genug, handwerklich durch die Bank einwandfrei und durch die unterschiedlichen Charaktere nie eindimensional. Natürlich wird "Without Warning" kein wichtiges Album und schon gar kein Klassiker, aber sollte das Tape auf einer Halloween-Afterparty durch die Subwoover dröhnen, dann werde ich mich auf gar keinen Fall beschweren.
7 Kommentare mit 12 Antworten
Richtig dickes Brett. Ist auch irgendwie Banger an Banger an Banger wie der Arbeitstag der Mutter vom Scientologen.
Ich habe noch Hoffnung für Dich Yannik.
Samstag abend sollte man mit seiner Freundin oder Kumpels verbringen und nicht zum millionsten Mal irgendwelche Mütter beleidigen. Du armer bemitleidenswerter fetter Gnom. Regel dein Leben! Auch der dümmste und hässlichste findet Freunde! Gib nicht auf!
Besonders, wenn man schon wieder so zugestofft ist, dass einem das Zeitgefühl flöten geht?
Ok es ist Freitag ändert aber nichts an der Aussage. Die Tage durcheinander zu bringen läuft bei meinem Job als Schichtschädigung
ja, die zeit vergeht für unseren schwertschlucker homologen wie im flug, wenn er es sich erstmal am glory hole des lokalen fernfahrertreffs kommod gemacht hat.
Wenn er sich dann zwischendruch mal die Liebessahne vom Gesicht wischt, kann er da schonmal durcheinanderkommen.
Besser als Droptopwop?
Meist definitiv. Wobei ich das kaum noch im Kopf habe. Egal.
Das Tape gehört dieses Jahr zu meinen Favoriten, hatte aber schon das Gefühl, dass das Teil außer mir kaum einer feiert.
Falls "Without Warning" das noch steigern kann, hab ich natürlich nichts dagegen. Der Kritik nach müsste es ja eigentlich einen ähnlichen Ansatz wie Guwops Tape haben.
Selbst das Cover ist lit wie Faßsäulen.
Haut mich nicht um, aber Wertung passt. Gutes Lückenfülleralbum, das man 1 Monat gut durchhören kann, bis der nächste heiße Scheiß kommt. Ein Mixtape im besten Sinne. So wie schon Savage Mode. 21 Savage hebt sich schon deutlich von Offset ab muss man sagen. Diese düsteren Beats sind aber auch maßgeschneidert für seinen apathisch-kaltblütigen Stil.
weder wichtig noch klassiker, aber dennoch ein verdammter grower. thugger/future dagegen direkt wieder vergessen.
Irgendwie schön unaufgeregt das Teil. Musik die nie mehr sein will, als sie tatsächlich ist. Und zum Glück ohne Minaj, Yachty und die anderen Vogelkinder.