laut.de-Kritik
Ein Pagan Folk-Geheimtipp aus Holland.
Review von Ulf KubankeDie musikalische Mittelalterszene ist entweder krachledern grobschlächtig oder akademisch betulich. Das sind zwei gängige, aber leider oft bestätigte Vorurteile. Es geht aber auch anders! Schon seit längerem weht mit Omnia ein folkig frischer Muntermacher durch die Szene. Besonders erfolgreich sind die Niederländer damit in den Benelux-Ländern und Frankreich. Hierzulande sind sie eher noch ein Geheimtipp.
Paganfolk nennt das Künstlerkollektiv seine stilistische Ausrichtug. Kultische Naturverehrung und Zivilisationskritik prägen das Konzept. Doch wer sich an diesem Punkt verächtlich "doofer Hippiekram" schnaubend abwendet, der verpasst etwas. So unterhaltsam war lange kein Act des Genres.
Mit "Dance Until We Die" geht es gleich abgefahren los! Medieval HipHop! Wohl das erste Alien seiner Art! They just wanna work you to death and say: Arbeit macht frei! Fuck them, we just dance until we die. Das ist nicht unbedingt filigrane Lyrik, aber eingebettet im minnesanglichen Rap sehr wirkungsvoll. Sehr schön auch, wie würdevoll die Holländer sich in der Tradition des Paganfolk Gottvaters David Tibet bewegen. Wer Alben wie den Klassiker "Thunder Perfect Mind" schätzt, sollte ruhig zwei Ohren für die Vertonung des Lewis Carrol Gedichts "Jabberwocky", oder das psychotisch schlingernde "Toys In The Attic" riskieren.
Sogar dem Father of Song Leonard Cohen erweisen die Tulpenländer gekonnt die Ehre. Dessen "Teachers" trifft mit dramatischer Note zielgenau ins Schwarze. Sicher, manche Lieder geraten arg Pathetisch. Doch Tracks wie "Wolf Love" oder "Taranis Jupiter" spielen dermaßen lässig das dramatische Element aus. Sie fliegen bei Omnia wie Asse aus dem Ärmel, wo es andere Kollegen nur zu Rohrkrepierern bringen. Da verzeiht man gern das etwas Muppet Show-hafte "Love In The Forest" mit dem leicht käsigen Animationsgetue. Dieses Opus ist definitiv ein echter Tipp für Genrefans und alle anderen.
5 Kommentare
Dürfte famos gegen Schlafstörungen helfen.
und wo sind artikel über faun und dunkelschön?
die sind sogar aus deutschen landen und sind vielleicht noch muntermachender als omnia!
Ich bin überrascht, hätte nicht gedacht, diese Band hier mal renzensiert zu sehen. Einfach zu weit ab vom Mainstream und nicht nerdig genug. Aber muss Aggrotroll zustimmen: wenn ihr schon über Omnia schreibt, warum dann nicht über Faun? Die sind wie Omnia, nur besser.
herr faun ist durchaus ein begriff. doch rezensiert wird nur, was auch geschickt wird.
und von faun kam und kommt nix.
stimme aus vollstem herzen aggrotroll und Kackbratze zu
finde faun auch noch zigmal besser als omnia
das z.B. ne geniale live-dvd wie die Ornament hier noch nicht rezensiert wurde (unbedingt mal anschauen, Ulf - sind auch Omnia mit drauf!) ist sehr schade
beide bands sind befreundet und gehn ja oft gemeinsam auf tour, wäre ein dolles konzert, das mal zusammen zu erleben