laut.de-Kritik

Verpasst der Underage-Szene die ersten blauen Flecken.

Review von

Fünf High School-Kids aus Australien sollen plötzlich der heiße Scheiß sein? Werden von BBC und NME zu den wichtigsten Platten des Jahres hochgepusht und Ober-Gossip-Blogger Perez Hilton ist einer ihrer größten Fans. Da stehen die Alarmzeichen längst auf Rot. Kann man so vielen Vorschusslorbeeren wirklich gerecht werden?

Operator Please können es. Aber auf eine andere Art. "Just a Song About Ping Pong" heißt ihr bisher erfolgreichster Output, der es in Australien sogar auf Platz 12 der Single-Charts brachte. Es ist ein wahnsinniger Song, den die Band im 100m-Spurt durchrennt. In diesen zwei Minuten gibt es kein Zurücklehnen. Das so eingängige wie einfältige Riff wiederholt sich ständig und Sängerin Amandah schreit markant "Cheater" oder "Liar" ins Mikrofon.

Das ist Musik für Kinder: Einfach, schnell nachvollziehbar und noch schneller tanzbar. Musik, zu der sie ausflippen können. Musik, zu der sich die Underage-Szene ihre ersten blauen Flecken im Moshpit holt.

Glücklicherweise wissen Operator Please, dass man alleine damit kein Album füllen kann. Auf ihrem Debüt entfernen sie sich von ihrem angestammten Sound und beweisen, dass sie noch einiges mehr auf dem Kasten haben. Pop-Punk ist die Devise. Und dieser Begriff ist so weit ausgelegt, dass dem wichtigsten Unterscheidungsmerkmal der Band, der Violinistin Taylor Henderson Taylor Henderson, endlich mehr Raum eingeräumt wird.

Das ist auch richtig so, denn welche Band, in der die meisten Bandmitglieder gerade Führerschein machen, kann schon von sich behaupten, eine Geige in ihrem Sound zu haben? Streicher bedeuten immer auch groß angelegte Melodie-Flächen, auf die natürlich auch Operator Please großzügig zurückgreifen.

Songschreiberin Amandah Wilkinson schüttelt ohnehin so perfekt arrangierte Songs aus dem Ärmel, dass ein jeder Pop-Auftragsschreiber neidisch werden sollte. "Other Song", "Leave It Alone" oder der schöne Abschluss "Pantomine" sind solch versierte Stücke, die man einer 19-Jährigen so nicht zugetraut hätte.

Trotz der schönen Popsongs finden sich auf dem Debüt aber immer noch zu viele hyperaktive und immergleiche Hau-Drauf-Songs mit massig Teenage-Hysteria. Das ist eigentlich unnötig und wohl eher ein Teil des Selbstfindungsprozesses der Band. Der Platte fehlt somit eine Linie, eine gemeinsame Vorstellung, die man Operator Please für die Zukunft wünscht.

Trackliste

  1. 1. Zero Zero
  2. 2. Get What You Want
  3. 3. Just A Song About Ping Pong
  4. 4. Cringe
  5. 5. Two For My Seconds
  6. 6. Terminal Disease
  7. 7. 6/8
  8. 8. Yes Yes Vindictive
  9. 9. Other Song
  10. 10. Ghost
  11. 11. Leave It Alone
  12. 12. Pantomime

Videos

Video Video wird geladen ...

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Operator Please

Ungefähr zehn Jahre nach Silverchair hat Australien endlich wieder eine Teenie-Sensation zu bieten. War es bei Daniel Johns und seinen Schulfreunden …

7 Kommentare

  • Vor 15 Jahren

    wusste jetzt gar nicht, dass die von irgendwem gehypt werden. vielmehr wurde ich durch yoless' thread (finde ich auf anhieb nicht wieder) auf die aufmerksam und war anfangs auch sehr überzeugt.
    auf den trick mit der violine sind los campesinos! natürlich deutlich früher gekommen. außerdem wirkt das campesinos-debüt sehr viel abgedrehter und aufregender.
    trotzdem ist "yes yes vindicative" ein sehr okayes, wenn auch harmloses album.
    "leave it alone" ist allerdings ein riesen hit.

  • Vor 15 Jahren

    Ja Los Campesinos! sind auch klasse. Läuft bei mir auch immer auf der Arbeit, sonst ertrag ich den Scheiss nicht ;)

  • Vor 15 Jahren

    Los Campesinos! ist bisher das Debüt des Jahres. Operator Please tönen aber auch nicht schlecht, so insgesamt. Violinen sollten definitiv häufiger in guten Popsongs eingesetzt werden.