Porträt

laut.de-Biographie

Oranssi Pazuzu

Die popkulturelle Berühmtheit des altbabylonischen Dämons Oranssi Pazuzu beruht vor allem auf seiner Präsenz im Filmklassiker "Der Exorzist". Das Stichwort "Teufelsaustreibung" passt ebenso perfekt zur gleichnamigen finnischen Metal-Band. Obgleich ihre Songs recht oft Elemente aus dem Black Metal nutzen, haben diese absolut nichts mit dem dort handelsüblichen Satanismus zu tun.

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Stattdessen dreht sich bei Oranssi Pazuzu alles um Space und Kosmos. Das Quintett um Frontmann Jun-His lotet bewusst unbekannte Sphären aus, die sich in ihrer Musik zu einer unkonventionellen Einheit verbinden. Schwarzmetal trifft auf psychedelischen Spacerock, der lose in der Tradition von Pionieren wie Hawkwind, Utopia (Todd Rundgren) oder Pink Floyd steht. Das ergibt eine hochinteressante, leidenschaftliche Mischung, die Oranssi Pazuzu wiedererkennbar und zu Stars im Underground-Metal macht.

Allen Kompositionen liegt ihre Vorstellung vom Kosmos und dem Anzapfen beziehungsweise Freisetzen kosmischer Energien zugrunde. Die Band betrachtet den Begriff ganzheitlich. Er umfasst demnach sowohl die dunklen Untiefen im Mikrokosmos der eigenen Seele, als auch die Unendlichkeit des Alls. Die hieraus entstehenden Klänge bezeichnen Oranssi Pazuzu selbst recht treffend als Fusion-Black Metal.

Schon zwei Jahre nach Bandgründung erscheint 2009 das gelungene, aber noch etwas unausgegorene Debüt "Muukalainen Puhuu". Doch bereits auf dem Nachfolger "Kosmonument" finden sie konsequent wabernd zu ihrem Stil und echter Hochform. Metal-Gazetten und aufgeschlossene Fans feiern die überbordende Kreativität der Pazuzus zurecht als überfällige Erweiterung des weitgehend stehengebliebenen BM-Genres.

So viel Spannung, Einzigartigkeit und Kraft bleibt dem Meisterlabel gehobener Metal-Avantgarde nicht verborgen. So unterzeichnen OP kurz darauf bei Svart-Records und hauen dem Metalvolk 2013 das bärenstarke "Valonielu" um die Ohren. Hierfür erweitern sie lässig die eigene Palette. Neben Schwarzwurzel-Hagel und trippy Gleitflug integrieren sie erstmals Elektronica und angedeutete Industrial-Elemente in ihren Sound.

Als großen Coup angeln sie sich Produzenten Jaime Gómez Arellano, der bereits für Paradise Lost, Primordial, Opeth, Ulver, Ghost oder Cathedral) hochwertige Arbeit lieferte. Oranssi selbst sagen treffend, die Platte klinge "wie geschaffen für Brandstifter und Kaputte zum Händchenhalten".

Die mediale Beachtung wächst hiernach deutlich. Journaille und Fans zeigen sich gleichermaßen voll des Lobes über dieses dritte Werk. Negative Stimmen existieren kaum. Mittlerweile gehören Oranssi Pazuzu unter anspruchsvollen Metalfans zum guten Ton wie Arcturus oder Opeth.

Oranssi Pazuzu - Muuntautuja
Oranssi Pazuzu Muuntautuja
Die albtraumhaften Töne beschwören eine kalte, düstere Zukunft.
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Von hier an dauert es drei Jahre bis zur nächsten Veröffentlichung "Värähtelijä". In dieser Zeit erspielen sich Oranssi Pazuzu einen ausgezeichneten Ruf als Live-Band, die neben den bekannten Zutaten auf ihren Gigs auch vermehrt Prog-Passagen einbaut.

Trotz der erfolgreichen Teamarbeit mit Arellano gehen sie für die vierte Platte wieder neue Wege. Ohne ihre Heavyness aufzugeben, steht ihnen der Sinn nach weiterer Auslotung der psychedelischen Elemente. Hierfür holen sie Julius Mauranen als Produzenten ins Boot, einen ausgewiesenen Soundfachmann für Shoegaze und anspruchsvollen Indie-Pop.

Die Rechnung geht auf. "Värähtelijä" entpuppt sich als ebenso dynamisches wie mäanderndes Füllhorn mit zahllosen Facetten und Schichten. Trotz ohrenfälliger Komplexität lässt sich das Album seiner hypnotischen Anziehungskraft wegen relativ leicht konsumieren und schlägt schnell in seinen dunkel-bunten Bann. Diese Richtung bauen sie auf ihrem 2020er Werk "Mestarin Kynsi" aus. Inhaltlich beschäftigen sie sich auf diesem Klangbrocken mit den Abgründen von Indoktrination und Propaganda.

Vier Jahre später setzen die Finnen auf "Muuntautuja" auf eine beklemmende Industrial- und Gothic-Atmosphäre, ohne ihre hypnotischen Qualitäten zu vernachlässigen. Gitarrist Niko "Ikon" Lehdontie beschreibt die Platte als "albtraumhafte Rave-Musik".

Über Jahre hinweg bleiben Oranssi Pazuzu mit ihrem musikalischen "Trip in die dunkelsten Ecken deines Verstandes" eine qualitativ feste Bank für alle Metalfreunde, die nichts mit Schubladen am Hut haben.

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Oranssi Pazuzu - Muuntautuja: Album-Cover
  • Leserwertung: 3 Punkt
  • Redaktionswertung: 5 Punkte

2024 Muuntautuja

Kritik von Toni Hennig

Die albtraumhaften Töne beschwören eine kalte, düstere Zukunft. (0 Kommentare)

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