laut.de-Kritik
Am Fließband entsteht eben nur beliebige Massenware.
Review von Sven KabelitzMit "Die Tribute von Panem - Mockingjay Teil 2" findet eine vielversprechend gestartete Popcorn-Kinoreihe ihr enttäuschendes Ende. Nachdem man Katniss Everdeen drei Filme gegeben hat, sich zu entwickeln, bekommt Regisseur Francis Lawrence im entscheidenden Moment Angst vor der eigenen Heldin und stutzt ihr die flammenden Flügel. Er lässt sie als Zuschauerin in ihrer eigenen Schlacht zurück. Jede Entwicklung in diesem Film steht seit "Die Tribute von Panem – The Hunger Games" fest. Keine Überraschung soll den Kinogenuss trüben. Unter der Rebellengeschichte verbirgt sich spießbürgerliche Sicherheit.
Demzufolge könnte James Newton Howards blasser Soundtrack kaum besser zu diesem Finale passen. Über 74 Minuten bleibt er austauschbar und bedient lediglich die von Hollywood erforderten Standards. Dramatisches Brimborium, bei dem es im Grunde vollkommen egal ist, zu welchem Film es gerade dudelt. Jeglicher eigener Charakter fehlt dieser Produktion.
Wie soll man auch von Howard Innovationen erwarten, wenn er stellenweise bis zu fünf Scores im Jahr liefert. Am Fließband entsteht eben nur beliebige Massenware und keine liebevolle Maßarbeit. Mechanisch wie Charlie Chaplin in "Moderne Zeiten" dreht er an Geigen, Flöten und Trompeten.
Wo Tom Holkenborg mit seinem brachialen "Mad Max: Fury Road"-Score und Hans Zimmer mit Philip Glass-Eleganz ("Interstellar") oder einer elektronischen Note ("Chappie") gezielt auf die Thematik des Films eingehen, scheitert Howard an einer eigenen Bildersprache.
Für das große Endspiel verschmilzt er noch einmal die bisher etablierten Themen und Motive, eine bleibende neue Idee sucht man vergebens. Weder in "Go Ahead, Shoot Me", noch in "Transfer Command" oder "Snow's Mansion" erfasst er die Situationen in ihrem Wesen. Seiner seelenlosen Sensationsgier fehlt es an Tiefe. Seinem Pomp fehlt es an Schick.
Wie bereits in "The Hanging Tree" ("Die Tribute von Panem - Mockingjay Teil 1") greift die im Film sichtlich unterforderte Oscar-Preisträgerin Jennifer Lawrence in "There Are Worse Games To Play/Deep In The Meadow/The Hunger Games Suite" zum Mikro. Noch einmal erklingt ihr "Deep In The Meadow", das sie im ersten Film für die sterbende Rue sang. Weit davon entfernt, eine großartige Sängerin zu sein, ist dies der einzige Moment, in dem der "Die Tribute von Panem - Mockingjay Teil 2"-Soundtrack Emotionen vermittelt.
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