laut.de-Kritik
Zwischen Saloon und Showtreppe.
Review von Dani FrommHunderte von Filmen hat Ennio Morricone bereits mit Musik unterlegt. Obwohl er Streifen aus den verschiedensten Sparten vertonte, bringt ihn alle Welt regelmäßig, fast schon zwangsläufig, mit dem Italo-Western in Verbindung. Spiel mir das Lied vom Tod. Sie wissen schon. Man munkelt: Morricone ärgert das.
Trotzdem hat er sich offenbar von Quentin Tarantino breitquatschen lassen. Für das neue Werk des längst zum Kultregisseur aufgestiegenen Filmemachers, ausgerechnet wieder ein Spaghetti-Western, erlaubt die Filmmusik-Legende nicht nur die Verwendung einiger seiner Stücke. Das tat er in der Vergangenheit ja bereits häufiger. Er steuert diesmal mit "Ancora Qui" sogar eine ganz neue Nummer bei.
Und was für eine! Eine Gitarre sorgt für einen steten, unermüdlichen Rhythmus. Darüber zieht Sängerin Elisa Toffoli alle Register: Schwermütig und klagend beherrscht ihre kraftvolle Stimme das Geschehen mit einer Intensität, der man nicht alle Tage begegnet. Der alte Mann hat es einfach immer noch drauf.
Doch auch der Rest des Soundtracks stammt nicht von schlechten Eltern. Wieder einmal beweist Tarantino Kenntnis der Materie, Geschmacksicherheit und Liebe zum Detail. Viele der verwendeten Stücke, so informiert das Booklet, stammen aus seinem privaten Plattenschrank. "Ich wollte die Vinyle benutzen, die ich seit Jahren höre - mit allen Macken und Kratzern", schreibt Tarantino da.
"Ich habe sogar das Geräusch beibehalten, mit dem sich die Nadel auf die Platte senkt." Gut möglich, dass es an derlei Kleinigkeiten liegt, dass der Soundtrack zu "Django Unchained" so sehr wie aus einem Guss erscheint, obwohl er sich doch in ganz unterschiedlichen Genres und Dekaden bedient.
Der bewährte Morricone-Sound darf auch mal von dessen Freund und Kollegen Luis Bacalov stammen. Er vollzieht, etwa in "Django", genau den meisterhaften Spagat zwischen Soul und Theatralik, Saloon und Revue, der Weite der Prärie und der glitzernden Showtreppe, der Tarantinos Arbeit den speziellen Charme verleiht.
Den tief in den 70ern verwurzelten Stücken stellt Tarantino die Moderne entgegen. Anthony Hamilton und Elayna Boynton singen im Duett um "Freedom". Rick Ross fordert in einer von "Django"-Darsteller Jamie Foxx beigetragenen Nummer "100 Black Coffins" für seinen Rachefeldzug ein. "Who Did That To You?", fragt, elend groovy, John Legend.
"Unchained (The Payback/Untouchable)" zeigt, was passiert, wenn zwei Pole auf engstem Raum aufeinander treffen: Dramatische Western-Gitarren, der Funk von Godfather James Brown, 2Pacs Rap, einmal durchgequirlt von Swizz Beatz - hell yeah, wer das nicht für eine explosive Mixtur hält, schaufele sich bitte sofort Sand und Tumbleweed aus den Ohren.
Zwischen Soul und Hip Hop passt noch mühelos die Hippie-Attitüde von Singer/Songwriter Jim Croce ("I Got A Name", "a song" und "a dream" übrigens außerdem) oder astreiner, stampfender Blues, wie ihn Brother Dege "in a shed in the swamplands of Louisiana" aufgenommen hat. Genau so klingt "Too Old To Die Young" dann auch.
Vom ewigen Soundtrack-Dilemma bleibt allerdings auch der zu "Django Unchained" nicht verschont. Losgelöst von den Bildern, die zu untermalen er zusammengestellt wurde, funktioniert manch ein Score nur schwer, zuweilen gar nicht. Eine Verbindung knüpfen im vorliegenden Fall zwar die freigebig eingestreuten Skits mit Dialogszenen. Allerdings stören die in ihrer Omnipräsenz doch auch wieder den Fluss und damit das Hörvergnügen. Um die volle Wirkung zu entfalten, lassen sich Film und Filmmusik eben immer noch nicht trennen.
88 Kommentare
Der Film ist ganz großes Kino und einen nicht unerheblichen Teil zum Gesamtbild und zur Atmosphäre trägt wie so oft bei Tarantino der Soundtrack bei. Der ist bei Django Unchained mal wieder großer Klasse, ähnlich wie zuvor schon bei Kill Bill oder Pulp Fiction. Von daher ist die CD durchaus eine Überlegung wert!
Ich finde es übrigens super, dass ihr die CD besprecht. Noch dazu gut geschrieben, wie von Dani Fromm mittlerweile gewohnt.
Am Samstag gesehn, unglaublich geiler Film! '100 Black Coffins' auf Dauerrotation.
@Baudelaire (« @lautjustitia (« Baudi
Joa.. ich hatte einfach viel zu hohe Erwartungen an Vergewaltigungszenen mit schwarzen Schlampen, ukno »):
Solange du nicht davon ausgehst, dass ich mich bei sowas so anstelle wie du inkl. "kalkuliertem" (sicher, sicher) Ausraster, ist alles gut. »):
Ach was, das würdest Du doch jetzt eh nicht mehr zugeben.. Und natürlich war das kalkuliert, denkst Du im ernst ich schmier im Affekt hier zig Rassismus-Sprüche hin? Das war ganz klar kalkuliert. Wei..
@Baudelaire (« @Morpho (« @Baudelaire (« Warum? Wurden doch genug Weisse abgeballert. »):
Daran wirds liegen. Der Schwarze gewinnt. »):
Pass' nur auf, sonst bist du hier bald der naechste Rassist im Visier des lautusers. »):
Nejane, Morphi viel glaube ich viel eher mich in die rechte Ecke stellen, whut?
@Baudelaire (« @Morpho (« @Baudelaire (« Warum? Wurden doch genug Weisse abgeballert. »):
Daran wirds liegen. Der Schwarze gewinnt. »):
Pass' nur auf, sonst bist du hier bald der naechste Rassist im Visier des lautusers. »):
Wie hieß es schon am Buchenwalder Haupttor? Jedem das seine. Dann werd ich's wohl nicht besser verdient haben.