laut.de-Kritik
Im Gruselkabinett der Dance-R'n'B-Bumm-Bumm-Hits.
Review von Kilian SteinhartDie Bücher Bestseller, die Kinosäle voll und zum Start des zweiten Teils der "Fifty Shades Of Grey"-Filmreihe der passende Soundtrack. Gehandelt wird nach der einfachen Devise: Reite die Welle des Erfolgs lange und ausgiebig. Diesem Prinzip folgt auch der "Fifty Shades Of Grey 2 - Gefährliche Liebe"-Soundtrack konsequent. Inspirationslos und schlecht kuratiert ist er auch noch. Ein Spannungsbogen wäre zu viel verlangt. Der Soundtrack bleibt in sich kohärent, R'n'B nach R'n'B ... come on!
Schon der Einstieg bereitet Aggressionen. Zayn Malik und Taylor Swift mit "I Don't Wanna Live Forever" und Halsey, bitte bleibt fern. Dance trifft Pop trifft Kopfweh. Im Anschluss, die Rettung, fast. In James Bond-Soundmanier schraubt sich JRY in musikalische Höhen, um dann tief zu fallen. Thematisch passend, aber Zeilen wie "It's just you and me", ab auf den Index. Tove Lo flüchtet in die Radio-Ecke und bleibt dort hoffentlich sitzen. Dance-Grazie Sia versucht mit einer weichgespülten Ballade Stimmung zu erzeugen, doch ist sie mit ihren Bumm-Bumm-Hymnen besser beraten.
Musikalische Rettung erfolgt durch Toulouse, ja, es ensteht sogar so etwas wie Groove. John Legend liefert John Legend und Joseph Angel bringt den Blues, klingt aber dennoch wie ein armer Joe Cocker. Das Highlight stellt schließlich José James mit dem Stück "They Can't Take That Away From Me" dar. Musik jenseits von Computer, Stimme und Pitch rauf und runter. Let's call it swing!
Was ist sonst noch im Gruselkabinett geboten? In "Code Blue" und "Bom Bidi Bom" (bitte was?), R'n'B-Sound für die Großraumdisco. The Avener beklaut sich selbst und schickt seinen Hit "Fade Out Lines" in den Mixer. Wie der das wohl macht in Zeiten digitaler Musik? Und Coldplay, was bekommt ihr für den Ausverkauf eures alten Stücks "The Scientist"?
Den Soundtrack beschließen zwei Stücke von Danny Elfman, eine gute Idee. Die Nerven, die Nerven. Belanglosigkeit als Form der Beruhigung. Wer in dieser Richtung zukünftig nach Inspiration sucht, sollte besser in das Oeuvre von Ludovico Einaudi hineinhören.
Was bleibt? Die Gewissheit, dass "Fifty Shades Of Grey 2: Gefährliche Liebe" Käufer findet. Und natürlich Ärger über derlei Musik für die Massen und Dilettantismus hinsichtlich Auswahl und Abfolge der Songs.
6 Kommentare mit 6 Antworten
Weder "Whiplash" von Metallica noch "Ich tu dir weh" von Rammstein drauf. 1/5!
Dieser Kommentar wurde vor 7 Jahren durch den Autor entfernt.
die einzige, die popkulturell zu recht ungesftraft so etwas wie "bom bidi bom" sagen durfte war sophia loren zu peter sellers.
ich habe ja wirklich oft den ehrgeiz, mir zwischen crowley und palandt mal der info halber diese supermarktschinken rein zu ziehen.
sowohl bei "twilight" wie auch bei "50 shades" habe ich jedoch schon die jeweils ersten bände nicht zuende bekommen. die soundtracks halten das gebotene niveau wenigstens konsequent.
wüßte man es nicht besser, hätte ich auch gedacht, beide "autorinnen" sind ein und dieselbe ca 15 jährige person. das ist unsprachlich ja wirklich derbst identischer schreibstil in beiden machwerken.
"sowohl bei "twilight" wie auch bei "50 shades" habe ich jedoch schon die jeweils ersten bände nicht zuende bekommen."
verständlich, aber warum versuchst du es überhaupt erst?
fun fact: 50 shades of grey war ursprünglich eine twilight fanfiction...
Bin auch entsetzt, dass der Anwalt sowas liest
bei twilight war das seinerzeit wegen des damaligen rezi-auftrags zum soundtrack.
bei 50 shades war es pure neugier, ob des immensen erfolgs plus ebenso starken gegenwinds.
ich neige ja schon dazu, die sachen, die ich mit berechtigung verachte, auch zu kennen. nennt mich altmodisch....
Prinzipiell gebe ich dir da recht, bei Büchern mache ich aber eine Ausnahme, da reichen mir Auszüge und/oder eine Kombination aus aussagekräftige Drittmeinungen, da mir die Zeit sonst einfach zu schade ist... bin auch nicht gerade der beste und schnellste Leser.
versteh ich gut. bei der "50 shades"-tante war ich auch wirklich negativ fasziniert. diese chuzpe, so eine gequirlte kakke zu verfassen und dabei tatsächlich der hybris zu erliegen, man sei autorin.
wenn ich das richtig verstanden habe, hat sie bei den filmen ja wohl extrem die "geistige urheberin" raushängen lassen, um regie und drehbuch - ohne von filmdramaturgischem fachwissen beleckt zu sein - auch noch den letzten funken eigenständigkeit zu ersticken.
ich finde, es hat immer was von publikumsverachtung, wenn man bewusst den dilettanten raushängen lässt und sich gar nicht erst mühe gibt, in dem, was man professionell macht, auch gut zu sein.
Wahrscheinlich stumpft man mit der Zeit ab, aber im Moment finde ich es wirklich schlimm, dass so ein Quatsch erfolgreich ist.
glaub mir, jeder halbwegs vernünftige mensch weint sich in den schlaf.
Also "secretary" fand ich seiner Zeit sehr gut und ausgesprochen gelungen. Ansonsten gilt, was houellebecq über"sm" gesagt hat
... gibt vereinzelt gute Songs, insgesamt allerdings enttäuschend!