laut.de-Kritik
Leistungsschau über ein Leben mit Power-Balladen und Power-Pop.
Review von Kerstin KratochwillMit einem fetten Ausrufezeichen in Sachen Karriere als Musikerin, Mama und Managerin bilanziert P!nk ihre bisherige Laufbahn in der Dokumentation "All I Know So Far" – zu sehen auf Amazon Prime –, die aber auch im Titel einige Fragezeichen erahnen lässt. Wie geht man mit einem Superstardasein inmitten eines gigantischen Entertainment-Apparates um, wenn man doch gleichzeitig vermitteln will, bodenständig und authentisch geblieben zu sein? Die Doku, die die Sängerin auf ihrer erfolgreichen "Beautiful Trauma"-Tour im Jahr 2019 zeigt, wagt den Spagat anhand Behind-The-Scene-Footage, Interviews und privaten Aufnahmen sowie Schwarz-Weiß-Bildern – also Live- und Life-Szenen.
Die private Seite ist es dann auch, die sowohl in der Doku als auch im dazugehörigen Live-Album namens "All I Know So Far: Setlist" Intimität inmitten der Pop-Wirtschaftsmaschinerie simulieren soll. Auf der eine Seite die stimmgewaltige Chefin im eigenen Musikladen, auf der anderen Seite die Mama im lauten Familienzirkus.
Die erste gleichnamige Single zum Album ist dann auch ihrer Tochter Willow Sage Heart gewidmet, mit der sie zuvor schon gemeinsam den Song "Cover Me In Sunshine" aufnahm. Im dazugehörigen kitschigen wie komischen Video zu "All I Know So Far" wird die Tochter zwangsbeglückt mit dem Lebensverlauf der Mutter, die sich vom rebellischen rauchenden Teenie selbstoptimiert zu einer Person für die das schreckliche Wort Powerfrau geradezu erfunden worden zu sein scheint.
Sowohl mit solchen balladenhaften emotionalen Tracks über das Muttersein als auch mit Stadionhymnen, wie den gecoverten Queen-Songs "Bohemian Rhapsody" oder "We Are The Champions", präsentiert P!nk hier eine Leistungsschau für die große Konzert- und Kinobühne: Denn wie in allen Biopics dürfen auch die Sorgen, Abgründe und Ängste einer Künstlerin nicht fehlen.
Doch wie es die Regie (in diesem Fall von Michael Gracey – "The Greatest Showmann") und das Drehbuch meistens verlangen: Ein MusikerInnen-Film steuert zielsicher auf das große Gänsehautfinale zu, und auch hier wird als letzter Song ihr Hit "So What" aus dem Jahr 2014 zelebriert.
Auf dem trotzigen Track mit dem eingängig einhämmernden "Na-na-na-na, na-na, na"-Text verarbeitet P!nk die damalige Trennung von ihrem Mann und es ist wohl kein Zufall, dass auch hier Privates und Powerpop vermengt werden. Sie wischt das Beziehungsdrama im Refrain mit den selbstbewussten Zeilen "So, so what? / I'm still a rock star / I got my rock moves / And I don't need you" weg und befindet schließlich "I'm just fine / And you're a tool".
Und leider beschleicht einem bei dem Projekt Doku samt Soundtrack genau dasselbe Gefühl – die Familie ist letztlich auch nur ein weiteres Werkzeug im Materialkasten einer modernen Mutter-Manager-Musikerin. Und nun: "All Together now: Live Is life, Na-na-na-na, na-na, na".
2 Kommentare mit 13 Antworten
Tolles Album.
Seit Try This (2003) hat die gute Pink sich hauptsächlich als Mama im Hauptberuf dargestellt und allenfalls Aufgewärmtes versilbert im Nebenjob Sängerin. Meinst das ernst Kubi?
Seit Try This? wie kann das sein wenn "I'm not dead" ihr bestes werk ist?
Da die Rezi gestern zweimal bei laut.de gelistet war, hat er einmal einen positiven und einmal einen negativen Kommentar geschrieben. Lustig, dass die Rezi mit dem pos. Kommentar verblieben ist
@Zhaldur:
Spielverderber!
Hm?
Danke.
Gleep würdest mir das bitte erklären, blick das gerade nicht?
Fand's nur doof, dass Zhaldur das so schnell aufgeklärt hat. Ein, zwei Späßchen auf Kubis Kosten wären da sicher noch drin gewesen.
Was hat er den aufgeklärt, blick das nicht, hab nie zwei Beiträge gesehen?
Der zweite wurde von laut auch schon wieder entfernt.
Als die Rezi hier ursprünglich eingestellt wurde, hat wohl jemand einen Fehler gemacht und die Rezi ist dann gleich in zweifacher Ausführung auf der Startseite erschienen. Unter der einen (dieser hier) hat Kubi geschrieben, dass er das Album toll findet, unter der anderen (inzwischen entfernt), dass er es doof findet. Als Witz halt.
Wieso hat Laut das gelöscht? dachte Laut macht keine Fehler? wäre dann sogar richtig witzig gewesen, jedem Praktikant im Musikjornalistengewerbe, muss man sein eigenes Review zugestehen? was ist mit den vielen Plattenverkäufen, die abermillionen Klicks?
Sorry, komm ich etz in die Hölle ...
Angekommen, mit anmelden in der Lauthölle erledigt!
"So What aus dem Jahr 2014"...