laut.de-Kritik
Der Rapper als Suchender.
Review von Dominik Lippe"Ich war ein Wichser, ein Macho, der sich nichts sagen lässt. Wollte nichts von Liebe hören, wurde schon einmal hart verletzt." PA Sports geht hart mit sich ins Gericht. Auf seinem neunten Soloalbum "Streben Nach Glück" dominiert die Einkehr, die jede Menge Beklagenswertes zu Tage fördert.
Zwar nimmt er auch wieder reichlich Geld ein ("Reich"), um es anschließend zu verbrennen ("Vanta Black"), doch die Grundstimmung fällt melancholisch aus. "Ich bin kaputt", gesteht er sich zum trübsinnigen Instrumental von "Kaputt" ein: "Warum ist mein Lächeln eine fake Bitch?"
Als roter Faden auf "Streben Nach Glück" dienen die Auseinandersetzungen mit seiner früheren Lebensgefährtin sowie das Verhältnis zu seiner Tochter. In "Doublecup" gibt er zur Akustikgitarre und Jamule-Hook betrübt zu Protokoll: "Als du gegangen bist, bekam der Teufel Überhand. Heute schau' ich in den Spiegel und guck' einen Betrüger an. Der süße Parham von damals ist, als du gingst, gestorben." Fortwährend betont PA Sports die innere Leere, die ihn seit Jahren plagt: "Werd' die Kälte in mir drinnen nicht mehr los."
Bei aller Katerstimmung erkennt er sympathischerweise an, ein weitgehend gutes Leben zu führen. So nutzt er "Weiße Weste" als Danksagung an Gott für Reichtum und sein unversehrtes Kind: "Ich bin gesund, ich bin noch nie so richtig krank geworden. Ohne Hürde einfach so in einem freien Land geboren. Dazu kam dann noch, du hast mich mit Talent gesegnet." Die Reflektion lässt sich auch als Ungläubiger durchaus anerkennen, auch wenn es manchmal daran hapert, die richtigen Schlüsse zu ziehen: "Hundertausende von Euros jeden Monat für irgendeinen Scheiß, damit ich auf groß mach'."
"War mit 22 Jahren noch nicht reif genug. Lief mit blinden Augen durch die Welt und ließ nur Scheiße zu." Ebenfalls keinen falschen Stolz legt PA Sports in "Ausgang" an den Tag. So rekapituliert er nicht nur eigene Fehler, sondern übernimmt nahezu wortgleich die zweite Strophe von "?" aus Azads Klassiker "Faust Des Nordwestens". Damit gelingt ihm eine nette Würdigung eines Kollegen, der mit ähnlichen Problemen zu kämpfen hatte. In einem Genre, das Coverversionen in der Regel missbilligt, fällt das gleich doppelt positiv ins Gewicht.
Es schleichen sich aber auch weniger sinnvolle Referenzen ein. Für seinen Trennungssong "Adé" bedient er sich an Linkin Parks "In The End", zu dessen Intensität er kaum in Konkurrenz treten kann. Zudem finden das streichzarte Piano-Motiv und der Autotune-Gesang nicht mit seiner rohen Rhetorik zusammen: "Ich führe Krieg. Hab' geblutet für mein' Traum." Dass PA Sports ein großer Fan von Sun Tzus "Die Kunst Des Krieges" sein muss, drückt sich auch in "Abstand" aus: "Denkt ihr echt, ich schicke meine Brüder in den Krieg für Betrüger ohne Stil? Bin ein Führer mit Gehirn."
Die auf Dauer schlauchende Kriegsrhetorik erreicht einen unrühmlichen Höhepunkt im nett gemeinten "Streben Nach Glück". "Manchmal seh' ich diese Welt und es bringt mich um den Schlaf. Doch ich weiß, meine Prinzessin ist im Innern ein Soldat", projiziert er zu den Klängen von Eminems "Mockingbird" die eigenen Schlachten auf seine Tochter. Lobenswert fällt dagegen die Konsequenz aus, mit der er im feurigen "100 Bars Final Kill" mit handfesten Widersachern abrechnet. Das hohe Energieniveau des Bonussongs fällt zwar erfreulich aus, fügt sich jedoch nicht in das Album ein.
"Kann mir irgendeiner sagen, wer ich wirklich bin?" Zehn Jahre nach seinem ebenfalls "Streben Nach Glück" betitelten Debütalbum präsentiert sich der Rapper noch immer als ewig Suchender. Die an "Keine Tränen" bemängelten Widersprüche reflektiert PA Sports mit jedem Album ein wenig mehr. Anders als viele seiner narzisstischen Kollegen blickt der Essener wie in "Mit Dem Wind" nach wie vor fragend auf die Welt: "Wir waren so lange lost, tief in unserem Herzen blind. Doch mit jedem Tag lern' ich mehr darüber, wer ich bin."
6 Kommentare mit 4 Antworten
PA Sports allein schon wegen seinen GTA Roleplays 5 von 5. Keine Ahnung wie die Musik ist. Aber egal, Paco und Farud Ehrenmänner!
das cover im gegensatz zu manch anderem in dieser verkackten d-rap szene macht der ja in interviews stets einen korrekten eindruck, aber die mukke kann man sich doch seit jahren nicht mehr geben. das sind einfach nur pseudodeepe vertonte poesie-album sprüche...und dann wundern sich diese ganzen sinans, manus und flizzys das jeder oralkrampf von meister bubu erfolgreicher ist als ihr eigener output...brat mir doch einer n hirsch
er ist sympathisch, kann besser Rappen als die ganzen Klickkäufer...trotzdem finde ich seine Musik übertrieben langweilig
schlimmes cover, hat son esotherik/yogi ekelvibe. Mucke teilweise echt nice, hab PA nie gemocht. Hier mit den deepen cuts, paar schöne Songs dabei.
Schön, dass du das auch so siehst. Er hat sich definitiv weiterentwickelt seit Peinlichkeiten wie "Alemania Westside" mit Manuellsen.
PA als Typen mag ich schon länger, aber musikalisch kamen wir bisher eigentlich nie zusammen. Das ist aber sein mit Abstand bestes mir bekanntes Album. "Sieben Jahre" und "Ausgang" sind ganz starke Nummern und einige andere Songs gehen auch klar. Finde daran gar nichts pseudodeep, da er aus seinen eigenen Erfahrungen schöpft und die Texte überwiegend sehr durchdachte sind. Guter Typ, wenn nur nicht der bescheuerte Künstlername wäre.
-e
Du bist pseudo-deep, und seit du Gefühl in deine Lieder tust,
will keiner mehr deinen Namen auf einer Platte hören wie DJ Clue
Nice. Aber lyrisch steht PA auf jeden Fall über Eko, dem alten Zweckreimer.
Message und Lyrics nice, musikalisch wenige nennenswerte Momente