laut.de-Kritik
Unterm Strich recht flügellahm.
Review von Arne BruggerDreißig Jahre. Vierzig Songs. Kommerzieller Erfolg und Ikonenpflege. Kaum fünf Jahre nach Erscheinen der Beatles-Anthology hat Paul McCartney nun also seine Zeit mit den Wings aufgearbeitet. Eine Band, die nicht nur als eine der populärsten der siebziger Jahre gilt; sie verbindet Paul auch in besonderer Weise mit seiner 1998 verstorbenen Frau Linda. Das Paar gründete die Wings 1971; beflügelt von der Geburt ihrer gemeinsamen Tochter Stella kamen die beiden auf den Bandnamen. Bis 1980 gaben die Wings in wechselnder Besetzung - jedoch immer mit dem Ehepaar McCartney an der Spitze - über 140 Konzerte in aller Welt. Die vorliegende Retrospektive versammelt über zweieinhalb Stunden Sound auf einer Doppel-CD, getrennt nach Hits und bandhistorisch wichtigem Material.
Der Historypart bietet u.a. die B-Seite "Daytime Nighttime Suffering" und das bisher unveröffentlichte "Bip Bop / Hey Diddle" aus dem zweistündigen Wingspan - Dokumentarfilm. Interessant, dass hier nicht nur die eigentliche Wings-Periode gewürdigt wird. Mit "The Lovely Linda", "Junk", "Every Night", "Man We Was Lonely" und "Maybe I'm Amazed" finden sich gleich fünf Songs aus dem Jahr 1970, damals auf dem höchst empfehlenswerten Album "McCartney" erschienen, welches Paul quasi allein einspielte. Ohnehin stammen über die Hälfte der Songs aus den Jahren 1970 bis 1973. Danach wird es mit der Relevanz des Materials doch merklich dünner.
Die Hit-CD enthält natürlich Hits und davon hatten die Wings reichlich. Klassiker wie "Band On The Run", "Jet", den Bond-Song "Live And Let Die" oder das von der BBC boykottierte "Hi Hi Hi", sowie einige Solosongs bis 1984. Auch McCartney solo läuft hier also unter Wings. Die Wings sind eben eigentlich Paul McCartney.
Unterm Strich bleibt "Wingspan" aber recht flügellahm. Zwei Drittel des Hitmaterials erschienen bereits 1978 auf "Wings Greatest". Andere Songs sind auf "All The Best"! (1987) veröffentlicht. Vermisst habe ich dagegen Stücke wie "Nineteen Hundered Eighty Five". Um mit den Wings wirklich abzuheben, hört man besser "Band On The Run" oder die schon gelobte "McCartney" von Anfang bis Ende durch. Alles andere erinnert eher an gestutzte Flügel.
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