laut.de-Kritik

Der britische Steroidbulle wirkt unflexibel und übertrainiert.

Review von

Ihre Firmenbeschreibung liest sich etwa wie folgt: Pendulum stehen mit ihrem Namen, seit ihrer Gründung vor nun bald zehn Jahren, für kompromissloses Fresse-Polieren, stets verwendet das Unternehmen dabei nur allerfeinste Drum'n'Bass-Elemente.

Das Problem: Diese Firmenbeschreibung muss mit dem Release von "Immersion" geupdatet werden – und das dürfte für die Marketing-Abteilung eine harte Nuss werden. Das dritte Album poliert zwar immer noch Fressen, aber nicht so, dass es dem Adressaten Freude bereitet. "Immersion" ist, kurz gesagt, ein ziemlicher Griff ins Klo.

Dabei bedient sich Pendulum (in fast gleicher Besetzung wie noch beim grandiosen "In Silico", lediglich Kevin Joseph Sawka löste Drummer Paul Kodish ab) der bewährten Rezeptur. Allein, das fertige Produkt hat sich verändert. 2008 schrieb ich über die Wahl-Briten, sie seien der "muskelbepackte Steroidbulle im Fitnessstudio, den alle anstarren".

Leider sind jene oft nicht die hellsten ihrer Spezies. Genau das macht sich bei Pendulum nun bemerkbar. Sie wirken unflexibel, übertrainiert, mehr träge Masse als agile Klasse.

So mühen sie sich auf "Immersion" durch mehr oder minder unzeitgemäße Klischees britischer Tanzmusik der Marke Broken Beats. Drops, verschleppte Parts, (gepitchte) male und female Vocals, hie und da ein paar Dubstep- und Garage-Einschläge.

Anders als noch vor zwei Jahren kommt dabei jedoch weder ein rundes Ganzes noch ein beeindruckend fettes Gesamtwerk zustande. Auch die Gastauftritte von The Prodigys Liam Howlett und der schwedischen Metaller In Flames wirken kaum belebend.

Pendulum haben 2010 ein Problem. Die Firma versucht, die Kontrolle über den Markt zu erlangen - mit einem Produkt, das am Kunden vorbeizielt. Selbst markentreue Nostalgiker sind mit "Hold Your Colour" und "In Silico" besser bedient.

Trackliste

  1. 1. Genesis
  2. 2. Salt In The Wounds
  3. 3. Watercolour
  4. 4. Set Me On Fire
  5. 5. Crush
  6. 6. Under The Waves
  7. 7. Immunize feat. Liam Howlett
  8. 8. The Island - Pt. I (Dawn)
  9. 9. The Island - Pt. II (Dusk)
  10. 10. Comprachicos
  11. 11. The Vulture
  12. 12. Witchcraft
  13. 13. Self Vs Self feat. In Flames
  14. 14. The Fountain feat. Steven Wilson
  15. 15. Encoder

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35 Kommentare

  • Vor 13 Jahren

    Naja da ich der Kritik zu In Silico in keinster Weise zustimmen konnte hoffe ich doch einfach dass mir persönlich dieses Album zusagt. Ich hätte mich nur gefreut in der Kritik zu lesen ob dieses Album vom Stil wieder mehr in die Richtung "Hold your Colours" oder "in Silico" schlägt. Aber die Zusammenarbeit mit InFlames macht mich neugierig. Dude was sagst du dazu?

  • Vor 13 Jahren

    Waren beim Rock im Park ziemlich schmalzig.. hatte gehofft, dass die mehr von der knallharten Electroschiene bringen..

  • Vor 13 Jahren

    ich kannte pendulum vorher nicht. aber mir gefällt absolut der mix aus sum41 stimme und prodigy sound.
    crush und witchcraft sind absolut geile tracks... die auch beim 6 7. anhören gut klingen

  • Vor 13 Jahren

    Prinzipiell finde ich war "In Silico" mit Sicherheit kein schlechtes Album, aber relativ schnell totgenudelt - bis auf "The Tempest", das ist noch heute einer meiner absoluten DnB/Techno-Favourites. http://www.youtube.com/watch?v=TBJjREXXSyA

  • Vor 12 Jahren

    ..wie sich die Blickwinkel auf diese geniale Elektro-Rockband doch unterscheiden: ich finde 'The Fountain' genial. Klingt wie eine Weiterentwicklung von Crush hin zu PorcupineTree-Sphären (Steven Wilson). Klasse, dass die Band so offen für neue Einflüsse ist. Die Ankündigung in Richtung Punk mit dem nächsten Werk gehen zu wollen lässt hoffen, dass es keinen Stillstand gibt. Ausserdem ist es an der Zeit, sich für neue Zielgruppen zu öffnen, wenn man den Markt kontrollieren will. Vergleichbar mit 'The Tempest' auf Silicio war das auch damals schon ein richtiger Schritt. Ausbauen!!!

  • Vor 3 Jahren

    Wenn man nach 10 Jahren leicht angeheitert, in Erinnerungen schwelgend, diese Platte anwirft und sich an eine Zeit zurückerinnert, in der man als Student mit dem Camper durch Neuseeland gereist ist, hat man heute noch Spaß. Garantiert kein Meilenstein, aber einige Songs verdienen es, nochmal gehört zu werden. 3/5.