Porträt

laut.de-Biographie

Polo G

In dem Moment, in dem der große zweite Frühling der Trapmusik langsam nachlässt, bildet sich ein eigenwilliges Vakuum, in dem sich schräge Künstler ansiedeln. Nicht schräg, weil sie besonders ausgefallen, abgefahren oder einschlägig wären, sondern deswegen, weil sie eben überhaupt nicht besonders ins Auge fallen. Nach Lil Uzi Vert, XXXTentacion und 6ix9ine gehört die Bühne nach 2018 plötzlich wieder Rappern wie Roddy Ricch, Quando Rondo oder Newcomern wie diesem hier.

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Polo G ist ein geradezu erschlagend normaler Rapper. Er trägt eine gewöhnliche Dread-Frisur mit Bandana, besitzt eine Kette mit seinem Spitznamen "Cap-A-Lot" und spricht wie ein normaler, ruhiger Kerl, der trotz seines 1999er-Baujahrs auch in jungen Jahren schon nicht auf den Kopf gefallen ist. Er ist ein Straßenrapper, einer von der nüchternsten Sorte, und 2017 bis 2019 verbreitet seine bodenständige Art sich wie ein Lauffeuer.

Geboren in Chicago, prägt sich sein Bild von Hip Hop zwischen der Dominanz von Lil Wayne und dem Aufkommen der Chicago Drill-Ära. Er hört Chief Keef, geht mit der Schwester von Tay600 zur Schule und nimmt Rap nie besonders ernst, auch wenn er immer Teil seines Lebens ist.

2017 beginnt er, hier und da das ein oder andere Snippet über die hippe Plattform Facebook zu verbreiten und findet damit Anklang in der erweiterten Nachbarschaft. Genug Anklang, um zumindest etwas Druck für neue Musik zu machen.

Einen Wunsch, den er zunächst nicht erfüllt. Obwohl Songs wie "Never Cared" 2018 bereits ein solides Following herbeizaubern, sitzt er in diesem Jahr zwei Monate wegen Drogendelikten ein. Nicht sein erster Gefängnisaufenthalt, aber ein pikanter, warten draußen doch vergessliche Massen auf neue Musik von ihm. Er nutzt die Zeit und schreibt an Songs, von denen einer auch prompt nach seiner Freilassung das Licht der Welt erblicken darf.

Polo G - Hall Of Fame 2.0
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Mit "Finer Things" landet er einen Graswurzelhit, der sich bis nach ganz oben durchschlägt. Bei Columbia Records werden sie auf das Talent in Chicago aufmerksam. Sie verknüpfen ihn mit besseren Leuten und Produzenten und boosten seine nächste Single "Battle Cry" zu einem weiteren Erfolg. Der wirkliche Durchbruch lässt nicht auf sich warten: Mit Lil Tjay lernt Polo einen jungen New Yorker kennen, der ihm in vielerlei Hinsicht ähnelt. Gemeinsam recorden sie einen Song, der sofort einschlägt.

"Pop Out" wird ein massiver Mainstream-Hit, erreicht in den Staaten Platinstatus und reicht nahe an die Top Ten der Single-Charts. Nur wenig später folgt mit "Die A Legend" auch gleich ein Debütalbum, das mit einschlägigem und trockenem Straßenrap einhält, was Sir Cap-A-Lot versprochen hat. Die Synthese aus Chicagos Drill-Erbe und einer Rapszene, in der Leute wie Lil Baby oder YoungBoy Never Broke Again das Sagen haben. Scharfkantig, hart, aber doch melodisch und poppig genug für den Mainstream. Nicht seine Persönlichkeit verschafft Polo G Gehör, sondern seine unumstößliche Authentizität und seine musikalische Aktualität.

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