laut.de-Kritik
Balearisches Club-Feeling made in Norway.
Review von Daniel StraubWie sehr sich die englische Seele balearischen Discoklängen verbunden fühlt, lässt sich alljährlich in den Sommermonaten auf dem Aeropuerto de Ibiza trefflich beobachten. Dort schütten die Flieger die partyhungrigen britischen Clubber gleich hordenweise aus.
Einer, der sich dort gerne zu seinen Tracks inspirieren lässt, ist der norwegische Produzent und Labelchef Prins Thomas. Auf der Compilation "The Greatest Tits Vol. 1" hat er jetzt einige extrem geschmeidige Tunes für den Disco-Sommer unter freiem Himmel zusammen gestellt.
Veröffentlicht worden sind die Tracks zum Großteil auf dem Label des 33-jährigen Norwegers. Seit 2005 pflegt Prins Thomas auf Full Pupp seine Vorstellung von zeitgemäßem, extrem disco-infiziertem Clubsound. Kompromisse macht er dabei nicht. Als Labelchef und A&R in Personalunion entscheidet er, was auf Full Pupp erscheint und was nicht. Bislang waren das zumeist unbekannte norwegische Produzenten, viele haben auf hier gar ihr erstes Release hingelegt.
Nachwuchsförderung statt Namedropping - das allein wäre noch wenig spektakulär. Beeindruckender ist da schon, dass sich im Kielwasser international erfolgreicher norwegischer Produzenten wie Hans-Peter Lindstrom und eben Prins Thomas eine kleine und zugleich feine Szene in Oslo herausgebildet zu haben scheint, die House, Italo-Disco und Electro zu einer gleichermaßen groovigen wie melodiösen Melange verbindet.
Die Qualitäten der Tracks entfalten sich besonders auf der ersten CD des Doppelpacks. Die wurde von Prins Thomas gemixt und ist somit interessante Labelschau und feines DJ-Set in einem. Am nachhaltigsten im Ohr bleiben das Oktavbass-getriebene "Kosmetisk" von Magnus International, die deepe Disco-Angelegenheit "Gadgets" von Diskjokke und der pushende Funk-Track "Vastamaran" von Randaberg Ego Ensemble.
Die übrigen Tracks siedeln ebenfalls auf hohem Niveau, auch wenn sie den drei erwähnten Stücken nicht ganz das Wasser reichen können - ziemlich beachtlich für ein Label, dessen Backkatalog gerade einmal 13 Releases umfasst.
Respekt auch, dass Thomas der Versuchung widersteht, seinen Namen zu Marketingzwecken in den Vordergrund zu spielen. Er ist einzig mit dem Track "Goettsching" vertreten. Norwegisches Understatement, das zwar balearische Gefühle wachküsst, auf seine Art aber weit weg vom überdrehten Hype der Partyinsel Ibiza stattfindet.
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