laut.de-Kritik
Der Naglfar-Fronter im akustischen D-Zug.
Review von Michael EdeleManch einer wird sich bestimmt noch mit einer gewissen Wehmut daran erinnern, dass Jens Rydén – Shouter und Gründungsmitglied von Naglfar - eben diese Truppe Ende 2004 verlassen hat. Da die Begründung damals auf sein Grafikdesign-Studium und den damit verbundenen Umzug nach Stockholm zurück geführt wurde, war eigentlich nicht so bald mit einem neuen, musikalischen Lebenszeichen des Mannes zu rechnen.
So kann man sich täuschen, denn nun legt der Kerl ein Album vor, das die Bezeichnung Ein-Mann-Projekt mehr verdient, als irgend eine andere Scheibe. Dass die grafische Gestaltung des Logos und des kompletten Booklets in seiner Hand lag, versteht sich von selbst. Doch Rydén hat nicht nur sämtliche Instrumente selber eingespielt, sondern auch noch den Mix, das Mastering und alles übrige selbst übernommen. Die Drums klingen zwar programmiert und soundtechnisch habe ich auch schön fetteres gehört, aber dennoch muss man die Leistung des Schweden mehr als nur anerkennen.
Die Vergleiche zu Naglfar können in diesem Zusammenhang natürlich nicht ausbleiben und sind auch nicht von der Hand zu weisen. Allerdings ist Rydén mit Profundi wieder etwas mehr zu seinen schwarzmetallischen Wurzeln zurück gekehrt und lärmt etwa in der Phase, in der sich Naglfar auf ihrem Debüt "Vittra" befanden. Rasende Geschwindigkeit, vor allem was die Drums angeht, ist auf "The Omega Rising" vorherrschend. Der Opener "...Of Flesh And Blood" und auch das folgende "Unanimation" gehen jedenfalls mal ab wie die Feuerwehr. Während letzterer noch über einen längeren, ruhigeren Zwischenteil verfügt, gehts bei "Split-Tongued" – wer hätte es gedacht – wieder ab wie Hölle.
Der Sound könnte, wie schon erwähnt, ein wenig fetter und differenzierter sein. So lässt sich zum Beispiel nur schwer erkennen, ob in "Coffinborn" nun tatsächlich ein paar Chöre im Hintergrund sind, oder ob es sich um eine Keyboardmelodie handelt. Dennoch bleibt es mein persönlicher Favorit, gerade aufgrund der großen Abwechslung. Einen akustischen Ruhepunkt setzt das instrumentale "Silent Hosts Of Decay", ehe es auch "Engulfed In Hellfire" im Vergleich zum Rest eine Spur langsamer angeht.
Abwechslung verspricht zwar "Lifeless, Cold & Crimson", das nach einem Beginn, der ebenfalls im Highspeed-Bereich liegt, zunächst fast schon in Zeitlupengeschwindigkeit verfällt, das Gaspedal dann aber wieder voll durchdrückt. Mit leicht orchestralen Elementen läutet "Out Of The Evening Mist" das Ende des Albums ein – bevor der nächste D-Zug durch die Löffel rauscht. Geschwindigkeitsfanatiker und Fans von Naglfar sollten "The Omega Rising" auf jeden Fall anchecken. Wer sonst was mit Black Metal anfangen kann, liegt auch nicht unbedingt falsch.
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