laut.de-Kritik
Verträumte und fesselnde Melodien aus Berlin.
Review von Michael Schuh"Du entkommst mir nicht", haucht Jovanka von Willsdorf zur Begrüßung unentwegt zu trägen Knister-Beats ins Mikrofon. Tatsächlich soll es in der Folge nicht gelingen, dem "Quarksland" auch nur den Rücken zu zu kehren, die Songs fesseln einfach zu sehr. Schön also, dass es die Quarks noch gibt. Ganz anders hätte es nämlich ausgesehen, hätte Jovanka auch hingeschmissen, als Partner Niels Lorenz inmitten der laufenden Albumproduktion letztes Jahr das Kapitel Quarks beendete.
Doch die Songwriterin ruderte weiter und darf nun stolz darauf sein, ein beeindruckendes, vielleicht gar das beste Quarks-Album vorzulegen. "Quarksland" steckt voller Überraschungen, bietet verträumte und fesselnde Melodien, knarzende Elektronik sowie zahlreiche Gitarren, und bringt die Stärken der Band somit auf den Punkt. Ein Album, das man am Stück durchhören kann, obwohl Jovanka sich erneut nicht für eine Vortragssprache entscheiden kann und lieber bilingual fährt.
Schön auch, dass "Quarksland" in Zeiten allgemeiner Larmoyanz seitens der Musikindustrie und damit einhergehendem Banddropping noch beim Branchenriesen Sony erscheint. Dort feierte das Duo 2002 mit "Trigger Me Happy" seinen Einstand, der mit einem verstörend rosenstolzigen Cover und einer prallen Auswahl an Elektro-Popsongs daher kam, wie es damals in Berlin gerade en vogue war. Prompt klangen die Quarks plötzlich fast wie Paula, was ja auch nicht sein musste.
"It's artificial natural", sang Jovanka auf jenem Album an einer Stelle, nun scheint nur noch Natürlichkeit zu zählen. Gitarren, Synthesizer, Scratches und Percussions, alles läuft reibungslos zusammen, schafft Unmittelbarkeit und bereitet den Boden für Jovankas Stimme, die alles zusammen hält. Eben noch wild lärmend, einer PJ Harvey gleich ("Blind Date With The Devil"), plötzlich totenstill wie Beth Gibbons ("Nobody"), dabei nie das Klangkostüm überfrachtend, sondern immer den Song im Auge behaltend: so klingen die Quarks anno 2004.
Zu den Highlights gehört neben der Single "Du Entkommst Mir Nicht" (12inch mit Remixes von Antonelli Electr. und Lawrence!) sicher auch das spannungsgeladene, Notwistige "Wo Geh Ich Hin" und das Optimismus versprühende "Bad Luck". Dort singt Jovanka: "Treat your memories again, like a good friend and then, give a smile to your past, and move on". Grämen wir uns also nicht über den einsetzenden Herbst, sondern tun es Jovanka gleich, und schauen nach vorne. Am besten geradewegs zu den Konzertterminen, die die Berlinerin mit ihren zwei neuen Begleitmusikern bereits gebucht hat.
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