laut.de-Kritik

Massentauglicher und zeitgemäßer R'n'B/Soul.

Review von

"My Body's Callin' For You" beteuert R. Kelly im (fast) gleichnamigen Stück. Ohne dem Ausgang seines Prozesses wegen Kinderpornografie vorausgreifen zu wollen, dürfte jener Wunsch dem ungekrönten King of R'n'B zum Verhängnis geworden sein. Rein künstlerisch gesehen, sollte man den Chicagoer nehmen, wie er ist: ein perfekter Schnulzen-Komponist mit mehr als nur einem lichten musikalischen Moment.

Vom Sinn oder Unsinn der permanenten Liebes-, Sex- und Peace-Bekenntnisse mal abgesehen, zeichnet der Producer, Songwriter, Sänger und Multiinstrumentalist für einige der besten Black Music-Balladen der Neunziger verantwortlich. "Gotham City", "I Believe I Can Fly" oder das unglaublich langsame "Down Low (Nobody Has To Know)" klingen vielleicht nach Pathos pur. Die Songs bleiben im Kern deepe Kompositionen, denen man die Entstehung in den frühen Morgenstunden anhört. Ansonsten gefällt der eine Hit besser als der andere - oder umgekehrt.

Die neueste Kollaboration "Ghetto Religion" (mit Wyclef Jean) und "I'm Your Angel" feat. Celine Dion hätte er sich sparen können. Und "Sex Me" (Part 1)" taugt höchstens für den Table Dance-Schuppen um die Ecke. Die Street-Hymne "I Wish" klingt unterm Strich weniger schmalzig als "The Storm Is Over" oder "The World's Greatest". Letztere Nummer beweist bei aller Großmannssucht, dass der Amerikaner spürt, wie man erfolgreiche Refrains aufbauen muss. Der Slow Rock von "If I Could Turn Back The Hands Of Time" kann zuvor melancholisch veranlagte Seelen zu Tränen rühren. "Ignition - Remix" vom jüngsten Album zeigt, dass Kelly im Genre des in erster Linie massentauglichen, aber nichts desto trotz zeitgemäßen R'n'B/Soul kaum zu schlagen ist.

Vom typischen Kelly-Pathos weniger berührt, präsentiert sich der neue, relaxte Track "Touched By A Dream": erotisierend groovender Beat, souliger Bass und glasklare Streichersätze. Den Club-Track "Home Alone" feat. Keith Murray würde Michael Jackson mit Handkuss in sein Dance-Repertoire aufnehmen. Dennoch beweist die Scheibe vor allem Kellys chronischen Mangel an Uptempo-Nummern (Ausnahme: "She's Got That Vibe").

Soul, hip hoppige Beats, Gospel-Chöre, Percussion, Tasteninstrumente, Chöre, Streicher, gängiger R'n'B: Wem sich Kellys Welt bisher nicht erschlossen hat, den wird auch vorliegender erster Best Of-Teil nicht bekehren. So bleibt auch die Frage "Wer braucht eigentlich diese Scheibe" berechtigt. Eine Antwort? Alle Menschen, die ohne R. Kellys drei neuen Stücke - "Touched A Dream", "Ghetto Religion" und die clubbige Single "Thoia Thing" - sowie die Remix Bonus Disc nicht weiterleben können.

Trackliste

  1. 1. CD 1
  2. 2. Bump N' Grind
  3. 3. Your Body's Callin'
  4. 4. Sex Me (Part 1)
  5. 5. Gotham City
  6. 6. Ignition (Remix)
  7. 7. Down Low (Nobody Has To Know)
  8. 8. When A Woman's Fed Up
  9. 9. Thoia Thoing
  10. 10. Touched A Dream
  11. 11. I Wish
  12. 12. Ghetto Religion
  13. 13. The Storm Is Over Now
  14. 14. She's Got That Vibe
  15. 15. If I Could Turn Back The Hands Of Time
  16. 16. The world's greatest
  17. 17. I'm Your Angel
  18. 18. I Believe I Can Fly
  19. 19. Home Alone
  20. 20. CD 2
  21. 21. Bump N' Grind (Old School Mix)
  22. 22. Down Low (Nobody Has To Know) (Live To Regret It Mix)
  23. 23. Step in the name of love (Remix)
  24. 24. Fiesta (Remix)
  25. 25. Gotham City (Remix)

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