laut.de-Kritik
Die Ideen gingen ihm schon im vergangenen Jahrtausend aus.
Review von Giuliano BenassiVon den vier Beatles kam Richard Starkey alias Ringo Starr stets am nettesten rüber. Nicht der sarkastische Intellektuelle wie John, nicht der perfekte Schwiegersohn wie Paul, nicht der Anhänger zweifelhafter Gurus wie George. Eher der fröhliche Typ, der immer einen lockeren Spruch auf den Lippen hat. Aber auch einer der weiß, wie man schwierige Zeiten übersteht, verbrachte er doch mehrere Jahre seiner Kindheit und Jugend wegen schwerer Erkrankungen (Peritonitis und Tuberkulose) in stationärer Behandlung.
Seit der Auflösung der Beatles 1970 ist Starr im Wesentlichen mit zwei Botschaften unterwegs: "Have fun" und "Peace & Love". Auf dem Cover dieses Albums parkt er die Hände ausnahmsweise mal in den Hosentaschen. In der Regel hält er sonst grinsend seine rechte mit dem Peace-Zeichen in die Höhe. Sicherlich unterstützenswerte Botschaften, auch mit dem Titel seines nunmehr 19. Soloalbums behält er recht. Schade nur, dass ihm die musikalischen Ideen schon im vergangenen Jahrtausend ausgegangen sind.
Was seine Beliebtheit nicht schmälert. Starrs Ausnahmestatus zeigt sich daran, dass die Kollegen stets in Scharen kommen, wenn er ins Studio lädt, diesmal ins Eigenheim nach Los Angeles. Zu ihnen gehören Toto-Gitarrist Steve Lukather, Joe Walsh und Timothy B. Schmit von Eagles, Peter Frampton, Dave Stewart, Edgar Winter, Don Was, Jeff Lynne und Benmont Tench (beide bei den Heartbreakers). Auch McCartney ließ sich nicht bitten. Er spielt Bass auf "We're On The Road Again", lässt dort auch ein paar Schreie im Hintergrund los und ist an "Show Me The Way" beteiligt, das Starr für seine Frau Barbara Bach geschrieben hat, mit der er seit 1980 verheiratet ist.
Der Opener weist den Weg: Das Thema leiht sich Starr bei Willie Nelson und dessen wohl bekanntestem Lied. Immerhin schrieb er die meisten Stücke selbst, mit Unterstützung der Kollegen. Für "Speed Of Sound" setzte er sich mit Richard Marx hin, "King Of The Kingdom" entstand mit Van Dyke Parks, der 1967 mit Brian Wilson an dessen Album "Smile" arbeitete. Bei diesem Stück stand Bob Marley Pate, ansonsten herrscht gediegener Alt-Herren-Rock'n'Roll mit einer Prise Country. Eben das gewohnte Easy Listening mit der All Starr Band.
Bei den Beatles schrieb Starr ganze zwei Stücke, "Octopus' Garden" und "Don't Pass Me By". Letzteres ist hier in einer Country-lastigen Version vertreten, mit ein paar Takten des ersten zum Schluss. Ebenfalls aus der Gruft stammen die Remakes seiner Hits "Back Off Boogaloo" (1972) und "Photograph" (1973). Mit "You Can't Fight Lightning" (1982) ist auch ein eher obskures Stück vertreten.
Nett, aber nicht wirklich nötig, was leider für das gesamte Album gilt. Doch allzu streng sollte man nicht sein, schließlich ist Starr mittlerweile 77 und immer noch in Sachen "Peace & Love" unterwegs. "Ich hatte beschlossen, 2017 eine Auszeit zu nehmen. Am 12. Januar habe ich konsequenterweise gleich einen Vertrag für eine US-Tour unterschrieben", erzählte Starr der Los Angeles Times. Die ersten acht Auftritte finden im Oktober in einem Casino in Las Vegas statt und führen ihn anschließend durch den Rest des Landes. Nötig hat es seine Botschaft zweifellos, wie er im Titeltrack singt:
We wonder where we go from here
So many hurting bad
Lost everything they had
It's hard to know what we can do
Give more love
It's what we know we need more of
From the heart, let it start
To flow to everyone
5 Kommentare mit 2 Antworten
Ringo ist ein feiner Kerl. Ein musikalisches Genie war er noch nie. Alles gut.
Habe ich da was verpasst? Seit wann ist Jeff Lynne bei den Heartbreakers? Hat der Schülerpraktikant den Review geschrieben?
Er meint wohl die Traveling Wilburys. Aber das klingt ja so ähnnlich
Ach so, wäre auch wieder falsch. Da war nämlich der Herr Tench nicht dabei
Bin seit 40 Jahren ELO Fan und hab das garnicht mitbekommen
macht die hier keiner einen vorwurf.
in dem alter bekommt man ja sicherlich so einiges nicht mehr mit.
Dann kannst du kein richtiger Fan sein. Schäm dich!