laut.de-Kritik

Starke Namen verkaufen - auch Musik!

Review von

"Rita Marley - ein Name hinter dem sich weitaus mehr verbirgt, als nur die Witwe der 1981 verstorbenen Reggae-Legende Bob Marley zu sein". Das macht zum einen deutlich, dass sich Rita Marley offensichtlich nie wirklich aus dem musikalischen Schatten ihres nach wie vor fast omnipräsenten Gatten hat lösen können. Und zum anderen, dass sie oder ihr Management dies wohl auch gar nicht wirklich wollen. Steht doch der Name Marley in den Köpfen der Musikhörer für Reggae-Großtaten und Qualität. So wie etwa Tempo für Papiertaschentücher bei Verschnupften oder Coca Cola für braune Brause bei dicken Kindern am Kiosk.

Starke Namen verkaufen - auch Musik! Nun gut, egal, irgendwie scheint es ja auch legitim. Andere machen ihr Glück ja auch im Namen oder durch den Ruf ihrer musikalischen Gatten oder Erzeuger. Die kleine Osbourne etwa oder auch Frau Cobain. Und siehe da, entgegen dem Bekenntnis zur Eigenständigkeit und allen verborgenen Qualitäten Rita Marleys, finden sich ein paar Zeilen später doch zwei wichtige Verkaufsargumente, sprich Namen, die die Scheibe pushen sollen.

Einer davon ist, na so ein Zufall, doch der gute Bob: "Ihr neues Album 'Sunshine After Rain', welches unveröffentlichtes Songmaterial von Bob Marley und neue frische Reggaeklänge beinhaltet, wurde von keinem geringeren als Wyclef Jean produziert und soll in diesem Sommer - passend zum Titel - released werden." Unveröffentlichtes Bob Marley-Songmaterial und Wyclef aus dem Fugees-Camp als Produzent, that's big!

Leider ist es weniger big, dass tatsächlich nur ein Tune von Wycleff produziert und geschrieben wurde, der schon vor einiger Zeit als 7"-Single veröffentlichte Song "Take me To The West Indies". Executive Producer des Albums ist ein gewisser Claude Ismael, ansonsten verteilte sich die Produzentenarbeit auf verschiedene Schultern. Und das unveröffentlichte Songmaterial Bobs beschränkt sich auf "I'm Still Waiting - Excuse Me Mrs. Marley". Bei "Hold On This Feeling" (bei dem Bobs Stimme zu hören ist) wird der im Original aus der Feder des Motown-Saxophonisten Junior Walker (and the Allstars) stammende und von den Wailers und Rita Marley 1970 gecoverte Song in ein modern abgehangenes Hip-Hop-Gewand verpackt. Weder bisher unveröffentlicht noch besonders originell.

Schade eigentlich, dass da mit halben Sachen Hausiererei betrieben wird, denn so schlecht macht Rita Marley ihre Sache eigentlich gar nicht; singen kann sie nämlich! Die Marley-Söhne Stephen und Damian helfen ebenso gekonnt mit wie gestandene Top-Player im Reggae-Biz wie Sly & Robbie, Tyrone Downie oder Lenky Mardsen, der dem leicht dancehallesken "My King" seinen Stempel aufdrückt.

Das Album ist wirklich gut produziert, ziemlich relaxt und sollte fast eher unter dem Begriff World-Music geführt werden. Reggae trifft hier häufig auf R'n'B, manchmal geht es wie bei "Da Bi Da" ins Jazzige, öfter mit Percussions angereichert, zeitweise recht unbekümmert und poppig. Für reine Reggaeheads sicher nicht der Brenner, für Freunde von Worldmusic oder poppigem Reggaes, der sauber und modern produziert ist, ist "Sunshine After Rain" dagegen eine schöne Sache. Allem Groll über die unnötigen Marketing-Maßnahmen zum Trotz.

Trackliste

  1. 1. Woman & A Man
  2. 2. Feeling Mellow
  3. 3. My King
  4. 4. Sunshine After Rain
  5. 5. Africa Jamaica
  6. 6. Take Me To The West Indies
  7. 7. Moment In Time
  8. 8. I'm Still Waiting "Excuse Me Mrs Marley"
  9. 9. Bruk Out
  10. 10. I Am A Winner
  11. 11. Da Bi Da
  12. 12. Celebration
  13. 13. Holding On To This Feeling
  14. 14. Shock Attack

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