laut.de-Kritik

Wunderschönes Debüt der ... hüstel ... Supergroup.

Review von

Es ist ein ewiges Kreuz mit diesem im Grunde blöden Terminus der Supergroup. Bands, die eigentlich von den großen Namen leben, aber oft nicht einhalten, was die Besetzungsliste verspricht. Man kann's halt drehen und wenden, wie man mag – im kontemporären europäischen Jazz sind Rymden rein vom Personal her eine solche Supergruppe.

Pianist Bugge Wesseltoft hat Magnus Öström und Dan Berglund, beide ehemals Esbjörn Svensson Trio/e.s.t. zu einer gemeinsamen Band eingeladen. Öström und Berglund hatten seit Ende von e.s.t. Solokarrieren verfolgt bzw. andere Bands gegründet und waren als Sidemen in diversen Projekten tätig. Gemeinsam erlebte man die beiden bei e.s.t. Symphony, bei dem sie im Orchesterrahmen die Musik des einzigartigen Trios wieder aufleben ließen. Für e.s.t.-Fans ist Rymden alleine schon deswegen eine tolle Sache.

Natürlich wäre eine reine Fokussierung auf den e.s.t.-Vergleich zu kurz gegriffen und würde weder Berglund und Öström noch dem ebenbürtigen Wesseltoft gerecht werden. Allerdings merkt man, dass das rhythmische Fundament, dass Berglund und Öström in den 1990ern und 2000er-Jahren gelegt haben, immer noch wie geschmiert funktioniert und auch für Rymden taugt.

Die Odyssee, so auch der Name des ersten Stücks, changiert zwischen Atmosphäre und dringlicher Dynamik, zwischen luftigen Höhen und erdigen Grooves. Wiederholungen, Wechsel zwischen Leichtigkeit und dissonanter Spannung – als es vorbei ist, gibt es ein meditatives Lament von Berglund namens "The Peacemaker", das in den vertrackten Groove von Pitter-Patter übergeht, vom Piano wechselt Wesseltoft hier an die Orgel.

Dann geht es wieder in Richtung jenem Sound, den man von e.s.t. kannte: "The Lugubrious Youth of Lucky Luke" ist alleine schon vom Titel her klassische Öström-Arbeit – der war bei e.s.t. ja für die teils äußerst originelle Betitelung der Stücke zuständig. Knappe sieben Minuten dauert die Introspektion, bei der sich die drei Musiker betont viel Luft lassen. Ähnlich geht es bei "The Celestial Dog and the Funeral Ship" zu – schon wieder so ein Öström-Titel, der sich erst nach und nach zu einem wunderschönen, balladesk-getriebenen Stück aufbäumt.

Während eingängige Melodiebögen oft nur angedeutet, kurz exerziert werden, ist der Titeltrack Bergen eines der eingängigsten Stücke. Wer an den letzten e.s.t.-Alben besonders Gefallen fand, dürfte vor allem den zweiten Teil von "Råk" lieben. Das Stück lebt von Verzerrung, Berglunds Kontrabass schleppt sich gemeinsam mit Öströms schweren, sinistren Drumgrooves nach vorne. "Orbiting" ist dann wieder eine kurze Meditation – ehe es mit "Homegrown" mit einer melancholischen Ballade mit eingängigen Klavierkadenzen zu Ende geht.

Ausgezeichnetes Debüt – nicht nur für e.s.t.-Fans!

Trackliste

  1. 1. Rymden [Part 1] (Reflections)
  2. 2. Rymden [Part 2] (The Odyssee)
  3. 3. The Peacemaker
  4. 4. Pitter-Patter
  5. 5. The Lugubrious Youth of Lucky Luke
  6. 6. The Celestial Dog and the Funeral Ship
  7. 7. Bergen
  8. 8. åk [Part 1] (The abyss)
  9. 9. åk [Part 2]
  10. 10. Orbiting
  11. 11. Homegrown

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