laut.de-Kritik

600.000 Polen geben alles.

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Polen, Woodstock Festival 2012: Mit einem Dauergrinsen im Gesicht steht Sabaton-Sänger Joakim Brodén hinter der Bühne. Um ihn herum hüpfen seine Kollegen wie aufgeputschte Welpen auf und ab. Der Mann hat in seiner Karriere als Sänger einer der erfolgreichsten schwedischen Heavy Metal-Bands der Neuzeit sicherlich schon so einiges erlebt.

Aber dieser Moment toppt wohl alles. Während er auf einer Bühne steht, die in punkto Größe alles bisher Dagewesene in den Schatten stellt, ölen dreißig Meter weiter vorne mehr als eine halbe Million Menschen ihre Stimmbänder zu den Klängen des Europe-Klassikers "The Final Countdown". Drei Minuten später taucht der bullige Shouter in eine funkelnde Hartwurst-Traumwelt ein, von der er wohl noch in dreißig Jahren schwärmen wird.

Vom ersten Akkord des eröffnenden "The March To War" bis zum finalen Beckenschlag von "Panzer Batallion" geben 600.000 frenetisch feiernde Polen alles. Unzählige Circle-Pits, diverse Matschkampf-Schauplätze und hochgereckte Fäuste, so weit das Auge reicht – dazu die größten Leinwände, die größte Produktion und massenweise Kameras, die den Moment für die Ewigkeit festhalten: Das visuelle "Swedish Empire Live"-Hauptspektakel hat es wahrlich in sich.

Unermüdlich angefeuert von allen Anwesenden und umrahmt von imposanten Licht, Pyro- und Konfetti-Einschüben, blasen die Schweden mit einer Setlist voller Hymnen zum Angriff. Trotz der massigen Produktion kommt der Sound satt und druckvoll aus den Boxen. Nur selten legt sich ein Klang-Schwamm über das Präsentierte.

Während sich die Masse am vorgetragenen Rundkurs durch die Bandhistorie erfreut, hält insbesondere Sänger Joakim immer wieder inne. Dabei wirkt der Starkstrom-Barde oftmals wie ein kleines Kind, das an einem Feiertag den Schlüssel zum Toys"R"Us-Lager überreicht bekommt. Aber auch der Rest der Band muss sich das ein oder andere Mal zwicken, um nicht völlig abzuheben.

Ein derartiges Happening ist natürlich nur schwer zu übertreffen. Und so fallen die zusätzlichen Doppel-DVD-Live-Mitschnitte aus Oberhausen (Turbinenhalle) und Göteborg (Scandinavium), sowie das überschaubare Bonus-Material (Song-Mix der Tour, Kommentare Der Band, Kurzfilm über das große Orchester der Weihnachtshilfe) im Vergleich zum pompösen Hauptgang etwas ab – auch wenn sich die Band hier ebenfalls von ihrer Schokoladenseite präsentiert.

Auch hätte man bezüglich der Songauswahl noch weitaus mehr rausholen können. Bis auf wenige Ausnahmen gleichen sich die Darbietungen. Songs wie "Final Solution", "In The Name Of God" oder "Panzerkampf" sucht man vergebens. Nichtsdestotrotz klatschen die Hände des Konsumenten am Ende Beifall – Polen sei Dank.

Trackliste

  1. 1. Live at Woodstock Festival (Polen)
  2. 2. Swedish Empire Tour Mix
  3. 3. Live In Göteborg
  4. 4. Live In Oberhausen
  5. 5. The Great Orchestra Of Christmas Charity Foundation (Kurzfilm)

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