laut.de-Kritik

Der Soundtrack zur maritimen Zerstörung.

Review von

Was haben Hammerfall und Sabaton alles gemeinsam? Beide kommen aus Schweden, beide haben sich vollständig dem Power Metal verschrieben und beide profitieren (wenn auch die Ersteren schon länger) von einer Fanbase, die sich die Bezeichnung 'treu und zahlungswillig' auf die Fahnen schreiben kann. Mit dem ersten Livealbum der Bandgeschichte haben Sabaton nun noch eine Verbundenheit mit den landsmännischen Drachentötern und betiteln diese Schlachtplatte erwartet unbescheiden als "World War Live: Battle Of The Baltic Sea".

Dass die Meinungen über das Sextett aus Falun in der Metalwelt zwiespältig ausfallen, ist längst kein Geheimnis, doch selbst die Antipathie-Fraktion muss eingestehen, dass Sabaton on stage alles sind, aber mit Sicherheit nicht unmotiviert. Das hier vorliegende Tondokument wurde auf der Ende 2010 erstmals veranstalteten "Sabaton Cruise" mitgeschnitten, wo die Jungs in baltischen Meeresgefilden wilderten. Dass die Laune auf dem eigenveranstalteten Segeltörn ausgezeichnet war, versteht sich von selbst. Dementsprechend ist die knapp 80-minütige Show auch ein Triumphzug, der selbst dem mächtigen Poseidon den Dreizack aus den Pranken fetzen würde.

Bei fünf Alben in sechs Jahren ist auch genug Material zusammengekommen, um die Stimmung zum Kochen zu bringen. Zwischen den fast schon massentauglichen Kriegshymnen der Marke "Ghost Division", "Cliffs Of Gallipolli" oder "The Art Of War" brandet auch immer wieder nicht enden wollender Jubel auf. Hier werden keine Perlen vor die Säue geworfen, das Publikum frisst den Skandinaviern bereitwillig aus der Hand und feiert selbst Durchschnittsmaterial wie "40:1" oder "The Price Of A Mile" ab, als ob die Apokalypse bevorstehen würde.

Beim Abmischen des Materials achtete die Band auch auf die Produktion, denn obwohl die Saiteninstrumente oft zu stark hinter das Keyboard treten kleckern Sabaton hier nicht. Um den Kahn fast endgültig zum Kippen zu bringen, braucht es ohnehin nur noch Irokopf und Pornobrillenfetischist Joakim Bróden, der sich gewohnt heroisch und bedeutungsschwanger durch die Texte hangelt und zwischen den Songs gerne und viel auf Schwedisch ins Rund labert. Nur schade, dass das wohl geschätzte 95 Prozent der Hörer nicht verstehen dürfte.

Offensichtliche Fehler umschiffen die Schweden auf "World War Live" zielsicher, diese Kreuzfahrt bringt die Vorzüge der pathetischen Combo gekonnt auf den Punkt und ist durchaus auch für den einen oder anderen Nicht-Lunatic von Sabaton empfehlenswert. Die Limited Edition enthält überdies noch eine zweite Live-Scheibe parat, die während der "World War Tour 2010" zusammengestoppelt wurde und eine DVD, auf der man die Band neben einigen Videoclips noch einmal auf ihr Livequalitäten hin überprüfen kann. Wer seinen italienischen Strandurlaub mit akustischer Gewalt würzen will – bittesehr, das ist der Soundtrack zur maritimen Zerstörung.

Trackliste

  1. 1. The March To War (Intro)
  2. 2. Ghost Division
  3. 3. Uprising
  4. 4. Aces In Exile
  5. 5. Cliffs Of Gallipolli
  6. 6. White Death
  7. 7. Swedish Pagans
  8. 8. Wolfpack
  9. 9. 40:1
  10. 10. The Art Of War
  11. 11. Attero Dominatus
  12. 12. The Price Of A Mile
  13. 13. Primo Victoria
  14. 14. Metal Medley
  15. 15. Dead Soldiers Waltz (Outro)

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4 Kommentare

  • Vor 13 Jahren

    es ist so schade.
    die machen eigentlich spaß- trotz des kitsches.
    schade nur, das alben wie coat of arms (das letzt,was ich v denen kenne) immer etweas drucklos geraten und die gitarren mitunter ohne not in die zweite reihe schieben.

    das scheint ja nicht besser zu werden.

    geile rezi

  • Vor 13 Jahren

    Für mich geht Panzer, Kanonen etc. und Power-Metal irgendwie nicht zusammen. Im BM/DM/Grind als Warmetal durchaus nachvollziehbar, aber Power Metal bißerl Fehl am Platz oder?

  • Vor 13 Jahren

    das ging mir auch zuerst so.
    doch im grunde rührt dieses gefühl doch nur aus der alten gewohnheit, es eben nicht anders zu kennen.

    musikalisch passen kanonen doch eh viel besser zu powermetal als dem hysterischen bm

  • Vor 13 Jahren

    Hab die einmal live gesehen und hatte echt Spaß dabei. Allerdings finde ich Sabaton viel zu überhyped, was ihre Alben angeht. Kann mich noch dran erinnern, als sie als großer Power Metal Geheimtipp gehandelt wurden. Letztendlich sind sie sicherlich gut, aber weit von diesem Status entfernt.