laut.de-Kritik

Einmal Zeitreise, bitte!

Review von

"Showtime", sagt Sasha. Na dann! Und zwar in der "Showtime Version". Das gilt für alle Songs auf "This Is My Time. This Is My Life", egal ob sie neu sind, Neubearbeitungen alter Songs oder Cover (oder bereits "Showtime" heißen) – ohne "Showtime Version"-Zusatz läuft nichts. Was macht so eine 'Showtime' eigentlich aus? Eine gewisse Grandezza, ein souveräner Auftritt, ein Sänger als Grandseigneur? Finden wir es raus!

Sasha betont: Seine kürzlich erschienene Autobiografie, die Tour, alles hat "Las Vegas Flair", genau wie sein 50. Geburtstag letztes Jahr. Bei der Tour möchte er sich vor Herrschaften wie Frank Sinatra und Tom Jones verneigen. Leider sichtbar, ohne zu verstehen, was deren Musik so gut machte. Überhaupt hat man den Eindruck, Sasha fehlte manchmal die Nadel im Kompass, beispielsweise, wenn er Prince, David Bowie und George Michael als "musikalische Helden" bezeichnet. Wenn das seine Helden sind und die Tour wie die genannten Musiker wirken soll, warum schreit dann jede Pore der neuen Lieder von "This Is My Time. This Is My Life" nach The Voice Kids?

Zugegeben, so oft war ich noch nicht in Las Vegas, aber trotzdem weiß ich, dass sich Bühnenshows dort nicht anhören wie "Showtime" oder gar "Lighthouse", das Sohn Otto gewidmet ist, der sicherlich Besseres verdient hätte. In keiner Zeit und keinem Leben braucht irgendjemand das seelenlose "Radio". Sasha holt sich für die neuen Lieder "bewährte" deutsche Durchschnittsproduzenten wie Robin Grubert und Alexander Zuckowski ran, bekannt von Max Giesinger bis Giovanni Zarrella. Wenig überraschend hört sich das dann halt aber auch alles nach Durchschnittsbrei an, obwohl man das Gefühl nicht los wird, dass Sasha eigentlich mehr könnte als die anderen Mainstream-Fische im Strom. Er zeigt es halt nur selten.

Zum Beispiel auf "As It Was" vom schrecklichen Harry Styles: Da merkt man nämlich, dass Sasha sich im Gegensatz zum Originalinterpreten Mühe gibt, authentisches Gefühl in den Song zu legen und dass ihm das sogar ein Stück weit gelingt. Natürlich verhebt Herr Röntgen-Schmitz sich an "The Power Of Love" von Huey Lewis & The News, aber in einer charmanten Art und Weise, denn er hat erkennbar Spaß. Ein Gap zwischen dem Eigen- und Fremdinterpreten ist kaum zu leugnen, auch wenn "Just Give Me A Reason" von Pink (in einem Duett mit Barbara Schöneberger!) danebengeht – allerdings ganz ohne Fremdscham, es ist ein ehrliches Scheitern. "I Wanna Dance (With Somebody Who Loves Me)" funktioniert sogar auf charmante Art und Weise. Hier hört man den Big Band-Ansatz zum ersten Mal vernünftig raus, auch wenn die flache Produktion insgesamt deutlich mehr Richtung Lounge-Musik geht; Druck und Epochales sucht man auf "This Is My Time. This Is My Life." vergebens. Aus irgendeinem Grund vergeht sich Sasha, wie schon Max Mutzke vor ihm, an "Regulate" von Warren G, das ist leider grausam und zieht den Eindruck der Fremdkompositionen merklich runter, selbes gilt für das lange ganz okaye "Alive", in dem Sasha dann doch nicht widerstehen kann, auf Grunge zu machen.

Insgesamt ebenfalls besser als die Neukompositionen funktionieren die Neubearbeitungen eigener Songs: "We Can Leave The World" und "I Feel Lonely" sind vernünftige Mainstream-Pop-Songs, damals umgab sich Sasha auch noch mit Leuten wie Stephan Baader, die mehr Schmiss hatten. Die kitschige Schicht Keyboard-Streicher kann denen dann auch wenig anhaben, das gilt im Besonderen für "If You Believe": Der einzige Song aus Sashas Oeuvre, der das Emblem "Klassiker" wirklich verdient.

Trackliste

  1. 1. Showtime
  2. 2. 9 Lives
  3. 3. Just Give Me A Reason
  4. 4. I Wanna Dance With Somebody
  5. 5. Lighthouse
  6. 6. Cry Baby
  7. 7. As It Was
  8. 8. The Power Of Love
  9. 9. Regulate
  10. 10. We Can Leave The World Behind
  11. 11. I Feel Lonely
  12. 12. Alive
  13. 13. Never Gonna Give You Up
  14. 14. Lucky Day
  15. 15. Faith
  16. 16. Radio
  17. 17. This Is My Time
  18. 18. If You Believe

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