laut.de-Kritik
Irgendwer will die Dame unbedingt halbnackt sehen ...
Review von Josef GasteigerWenn ich noch ein einziges Mal "Waka Waka" höre, lege ich Feuer. Mausetotgespielt von allen Radios dieser Welt hätte die Nummer mitsamt Vuvuzelas besser in Südafrika bleiben sollen. Seither begegnet man dem Lied in jeder möglichen und unmöglichen Situation. Und der Fakt, dass Shakiras neues Album gleich drei verschiedene Versionen ihrer WM-Hymne bereithält, mindert nicht wirklich meine pyromanische Lust. Aber vielleicht finden sich ja noch andere Songs.
Nach dem elektronischen Wolfsgeheule des Vorjahres soll es jetzt wieder "back to the roots" gehen, hieß es vorab. Tatsächlich singt Shakira hier größtenteils auf Spanisch durch die Bank eigene Songs, die sie auch selbst produziert. Das macht die Kolumbianerin vor allem sympathisch. Handgemachte Tracks in ihrer Muttersprache standen ihr stets besser zu Gesicht als die Hüften schwingende Platzpatronen, die seit "Whenever, Wherever" pubertierende Herzen höher schlagen lassen.
Somit gibts zu Beginn von "Sale El Sol" den Titeltrack als melancholischen Poprocker mit Akustikgitarre und groovendem Schlagzeug. Trotz spanischen Vocals ist der Song mit leichtem Country-Einschlag aber eher in Nord- als in Südamerika zuhause. Auch "Mariposas" und "Antes De Las Seis" kommen ganz ohne Kastagnetten und Congas aus und passen mit unspektakulären Bandsound in die Radiopop-Schublade der heutigen Zeit. Genre-revolutionierend sind die Songs sicher nicht, aber auch weit von früheren Peinlichkeiten entfernt.
Trotzdem will irgendjemand nicht darauf verzichten, die Dame leichtbekleidet durch Videos zu schicken. Die dazupassende akustische Untermalung spart auch Studioalbum Nummer Sieben nicht aus. "Dance or die" fordert die erste Dancehall-Single "Loca", da hilft auch der Gastauftritt von Dizzee Rascal nichts mehr. Die Ausdrucks- und Belanglosigkeit eines "Rabiosa" oder "Addicted To You" macht auch klar, warum die besungene Abhängigkeit zum Entzug führt: Substanz in den flachen Latin-Dance-Songs sucht man vergeblich.
Wie es besser geht, zeigt das relaxte "Gordita" mit Mariachi-Trompete und Reggeaton-MC Residente Calle 13. "Devocion" und "Tu Boca" springen wieder auf dem atmosphärischen Powerpop-Zug auf, wobei die angezerrten Gitarren des letzteren tatsächlich so was wie Stimmung verbreiten. Dieselbige hat sie komplett vom The XX-Cover "Islands" geklaut. Aber wer regelmäßig "Nothing Else Matters" live abschlachtet, wird wohl auch damit durchkommen.
Und dann sind natürlich noch die "Wakas". Am Ende des Albums stehe ich mit Streichholz in der Hand vor der selben Zwickmühle wie Shakira selbst: Lateinamerikanischer, dafür flacher Dancefloor oder handzahme Globalisierungs-Mucke? Sie wird sich entscheiden müssen.
24 Kommentare
Das ist schon faszinierend. Die wackelt schon seit Jahren nur mit ihrem Arsch und es funktioniert. Die Songs klingen natürlich unterschiedlich, aber vom Gesang und der Performance her ist es so ziemlich immer das gleiche. "Waka Waka" ist wie "Satelitte": Einfach nur totgespielt. Nur dass ich persönlich einen von diesen zwei Songs noch mag. Welcher könnte es sein?
Dreimal dieser Song auf einem Album ist schon bitter. Da hätten sie dafür lieber mal drei billige Demos oder irgendwelches Bonus-Zeugs hingeklatscht.
@Topic: irgendwann reicht halbnackt bei der Mucke nicht mehr aus.. Bei der Dame kann man eh nur - wenn überhaupt etwas - das MTV unplugged empfehlen.
Am schlimmsten find ich, das da der Rascal druff ist. Der Weg des Dizzees in die Unterhaltungsshowhölle geht weiter.
...nicht zu fassender Wert von 95 von 100 Punkten heraus. Dieser Wert bedeutet so etwas wie "zeitloses Meisterwerk" und somit würde dieses Shakira-Album sogar jedes einzelne Radiohead-Album oder das aktuelle Album von Janelle Monáe in Sachen Wertung überragen. Dennoch sind aber nur vier Kritikerbewertungen aufgelistet, was nicht gerade die Konsensmeinung abdecken würde, vergleicht man dies mit den zwei von fünf Punkten von Gasteiger. Kurios, denn sonst baue ich immer auf Metacritic (und auch auf LAUT.de natürlich ) http://www.metacritic.com/music/sale-el-sol Wollte ich nur mal als leidenschaftlicher Hobby-Statistiker so posten.
bis auf waka waka (warum?!) hat die dame doch allemal deutlich mehr seele als gurken^^ wie jason derulo, die ebenfalls 2 sterne bekommen haben. ich suche die relativität, laut.de!
Ich mag Rabiosa Loca.
Der Rest spricht mich nicht wirklich an!
Und niemand sagt was gegen Shakiras Arsch sonst gibt es Haue