laut.de-Kritik

Düsternis statt Hits am Fließband.

Review von

Skunk Anansie versuchen nicht krampfhaft, an ihren Wurzeln festzuhalten. Was Mitte der Neunziger Millionen Fans weltweit begeisterte, interessiert Skin, Ace, Mark und Cass nicht mehr. Spätestens seit ihrer Rückkehr im Jahr 2009 lebt die Band mehr denn je im Hier und Jetzt.

Was war, war toll, aber ein zweites, drittes oder viertes "Paranoid And Sunburnt" kam für die Briten nie infrage. Dafür hagelte es in den vergangenen Jahren von Seiten vieler Kritiker und Fans unzählige Seitenhiebe.

Den vier Londonern ist das aber völlig schnuppe. Skunk Anansie ziehen ihr Ding durch. Bestes Beispiel: "Anarchytecture": ein Album, das mit dem fulminanten Alternativ-Rock-Einstieg vor zwei Jahrzehnten nicht mehr viel zu tun hat.

Statt Hits am Fließband präsentieren sich auf Album Nummer sechs wahlweise rockig oder elektronisch untermalte Düsterstimmungen, die einer Welt kurz vor dem Kollaps den Spiegel vor Augen halten.

Inhaltlich geht es den Verantwortlichen um die Schnittstellen zwischen Struktur und Chaos, um Freiheit und Grenzen. Innerhalb dieser Nischen geistern komplexe Figuren umher. Narkotisierte Selbstmörder, verzweifelte Liebende und machthungrige Propagandaführer treten ins Licht. Sie begleitet eine Band, die sich nicht davor scheut, auch einmal aus der Reihe zu tanzen.

Der treibende, von drei Grundakkorden getragene Opener "Love Someone Else", das zwischen Indie- und Hardrock pendelnde Schönheitsdrama "Beauty Is Your Curse" oder der abgedrehte The Hives-Gruß "That Sinking Feeling" stehen im emotionalen Trümmerfeld stilgerecht Spalier.

Angefeuert von Skins immer noch unnachahmlicher Stimme, die tiefste Täler und höchste Gipfel erreicht, beamen sich altbekannte Alternative-Rock-Strukturen in Welten, in denen sie melancholisch triefende ("Death To Lovers", "I'll Let You Down") und elektronisch angereicherte ("Victim", "Without You") Parallelatmosphären empfangen.

Mit Hits kommt man in diesen Welten nicht weit. Hier überlebt nur, wer sich frei macht, sich öffnet, Konventionen außer Acht lässt und strikt seinem Bauchgefühl folgt. Eine Welt, wie gemacht für Skunk Anansie.

Trackliste

  1. 1. Love Someone Else
  2. 2. Victim
  3. 3. Beauty Is Your Curse
  4. 4. Death To The Lovers
  5. 5. In The Back Room
  6. 6. Bullets
  7. 7. That Sinking Feeling
  8. 8. Without You
  9. 9. Suckers!
  10. 10. We Are The Flames
  11. 11. I'll Let You Down

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3 Kommentare mit 3 Antworten

  • Vor 8 Jahren

    Auch wenn ich persönlich öfters den Eindruck habe, dass Hr. Butterweck ein eingefahrenes und eher eng umrissenes Komfortfeld eigener Hörgewohnheiten regelmäßig mit hohen Punktzahlen bedenkt, welches inzwischen meine eigene Hörkomfortzone nur noch leicht tangiert - hier ist ne Band, der ich ne interessante musikalische Entwicklung echt seit Jahren wünsche und gönne. Werde entsprechend mal zwei Ohren riskieren.

    • Vor 8 Jahren

      Was ist den bitte ein Komfortfeld oder kannste mal Klartextdissen Soul? Weil so muss ich annehen das du einen an der Murmel hast, da deine psychologische Bandbreite sehr eng begrenzt ist.

    • Vor 8 Jahren

      Dass DU aus einem Mangel an Vorstellungs- und Sprachvermögen heraus die dir nicht verständlichen Beiträge als Irrsinn des Verfassers abtun musst, um dich selbst nicht dauernd zu blöd für irgendwas fühlen zu müssen, interessiert mich nicht mal ausreichend, um diesen Beitrag hier zu

    • Vor 8 Jahren

      'Ja is klar....logisch. :))

  • Vor 8 Jahren

    Bin zwar erst bei Suckers! Das nun vorliegende Album ist das beste was die vier seit ewigen Zeiten produziert haben. Düster nein, abwechslungreich und Skin´s Stimme schreit nicht sondern singt. Sogar eine Ballade "Death To The Lovers" die Hitpotential hat. Das ich das noch erleben durfte!

    Gruß Speedi

  • Vor 8 Jahren

    Durfte Skin 2013 mal auf dem Taubertal antatschen. Sind einfach eine unglaublich coole Live-Band. Werde definitiv mal in das neue Material reinhören ;)