laut.de-Kritik

Vom G'n'R-Gitarrist zum Guitar Hero.

Review von

In jeder Aufstellung der bekanntesten Gitarren-Riffs und –Soli belegt Slash mehrere der vorderen Plätze. Ausnahmslos sind sie entstanden, als der Lockenkopf noch an der Seite von Axl Rose unterwegs war. Seit der Trennung Mitte der neunziger Jahre hat keiner der beiden etwas Bleibendes hinterlassen. Oder erinnert sich noch jemand an "Chinese Democracy" oder Velvet Revolver?

Nun hat der Gitarrist das einzig richtige getan, um nicht zur Gamefigur zu verkümmern: Er hat sich in der Szene umgehört und ein paar Kumpels zusammen getrommelt, die ihm stimmlich unter die Arme gegriffen haben. Ein paar coole Akkorde dazu, und fertig ist der Rock'n'Fuckin'Roll, wie ihn das Logo auf dem Album auszeichnet.

Nur: Slash war nie der Typ, der im stillen Kämmerlein Musik macht. Seine kreativsten Momente hatte er nicht zufällig mit Rose, der ihn zur Weißglut trieb und dadurch das Beste aus ihm rausholte. Also das Gegenteil von einem Kumpel, der im Studio vorbeikommt, um eine Spur aufzunehmen.

Dafür ist sein erstes Soloalbum recht solide ausgefallen. Ian Astbury macht im Opener auf Cult und nicht auf Doors. Das an "Paradise City" erinnernde Riff passt gut zu seiner Stimme. Für einen gut aufgelegten Ozzy macht Slash sogar auf Tony Iommi.

Überhaupt verrichten die Grauhaarigen solide Arbeit, ob Lemmy, Dave Grohl mit einem coolen Instrumental oder Iggy Pop, der zum Schluss noch eine gute Empfehlung parat hält: "We're all gonna die. So let's get high". Leider stellen sie eher die Ausnahme als die Regel dar.

Als Quotenfrau schlägt sich Fergie in "Beautiful Dangerous" noch ganz gut, doch Chris Cornell greift gleich danach viel zu tief in die Schnulzkiste. Nicht nur bei ihm stellt sich die Frage, was das soll. Nicht anders ist es bei Adam Levine (Maroon 5), Rocco De Luca, Kid Rock und Myles Kennedy (Alter Bridge), der sich in seinem Beitrag wärmstens als Nachfolger von Steven Tyler bei Aerosmith empfiehlt.

Der akustische Blues mit Andrew Stockdale (Wolfmother) ist nur zu Beginn ganz nett, M. Shadows (Avenged Sevenfold) muss sich zu einem Mischmasch aus Metallica und Black Sabbath bemühen. Fast scheint es, als hätte Slash nicht nur seine Probleme mit Alkohol und Drogen hinter sich gelassen, sondern auch seine Unangepasstheit verloren. Sein Ziel ist es nicht mehr, die Band – sprich Axl Rose – zu beeindrucken, sondern ein Zielpublikum zu unterhalten, das aus vielen Bill Gates' besteht.

Leute, die damals vor ihren Computern viel zu beschäftigt waren, um "Appetite For Destruction" hoch und runter zu hören und sich dabei wegzuschießen. Nun können sie ihren Kindern sagen "Hey, den coolen Typen mit Locken und Zylinder aus Guitar Hero – den kenne ich noch von früher". Das Ergebnis hört sich über weite Strecken entsprechend nach Main Stream Classic Rock an.

Eines ist klar: Selbst wenn Rose und Slash jemals wieder zusammenfinden sollten, wäre die Magie längst tot und begraben. Also bringt es nichts, der Vergangenheit nachzutrauern. Es ist dem Gitarristen zu gönnen, dass er sich mit diesem Album und den vielen bekannten Namen ein Denkmal setzt. Ein weiterer Eintrag in die Riff-Top-100 ist auf seinem Solodebüt aber nicht zu finden.

Trackliste

  1. 1. Ghost (featuring Ian Astbury)
  2. 2. Crucify The Dead (featuring Ozzy Osbourne)
  3. 3. Beautiful Dangerous (featuring Fergie)
  4. 4. Back From Cali (featuring Myles Kennedy)
  5. 5. Promise (featuring Chris Cornell)
  6. 6. By The Sword (featuring Andrew Stockdale or Wolfmother)
  7. 7. Gotten (featuring Adam Levine)
  8. 8. Doctor Alibi (featuring Lemmy Kilmister)
  9. 9. Watch This (featuring Dave Grohl and Duff McKagan)
  10. 10. I Hold On (featuring Kid Rock)
  11. 11. Nothing To Say (featuring M. Shadows)
  12. 12. Starlight (featuring Myles Kennedy)
  13. 13. Saint Is A Sinner (featuring Rocco DeLuca)
  14. 14. We're All Gonna Die (featuring Iggy Pop)

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25 Kommentare

  • Vor 13 Jahren

    ich bin von der kritik echt maßlos enttäuscht. gut, es ist schwer als richtiger slash-fan eine objektive meinung zu dem neusten werk zu haben, aber herr benassi drückt sich auch wirklich sehr laienhaft aus. miles kennedy creed-sänger :) sehr gut!
    meiner meinung hat die platte bis auf ein zwei
    schlechte songs (adam levine) einiges drauf! fetzige riffs, sehr gute solos und ein spektrum an sängern wie man es sich nur wünschen kann!
    von meiner seite aus (fast) alles richtig gemacht!
    vielen dank für diese geile rock'n'fuckin roll platte... :)

  • Vor 13 Jahren

    Gelungener Rundumspass, das Ding. Slash rockt.

  • Vor 10 Jahren

    bin fan von nighttrain, laß die oldies doch ihren spaß