laut.de-Kritik

Durch Haschteroiden-Felder und noch viel weiter.

Review von

"Through Iommosphere chutes deploy capsule splash down on the TH sea / To raft - row the hash oil leagues to shoreline." Noch Fragen, wer hier am Werk ist? Vor über zwanzig Jahren verabschiedeten sich Sleep mit Bong in der Hand aus dem Leben, nachdem ihr Label "Dopesmoker" nicht veröffentlichen wollte. 2009 gabs die Wiederauferstehung, seitdem schleppt sich das Trio sporadisch durch Festival-Auftritte – und überrascht pünktlich zum Weltkiffertag 2018 mit einem vierten Studioalbum, das wohl kaum einen Fan enttäuschen wird.

"The Sciences" vereint sowohl Elemente aus "Holy Mountain" und "Dopesmoker" wie auch Versatzstücke aus Cisneros' esoterischem Zweitprojekt Om. "Sonic Titan" und "Antarcticans Thawed" sind weit über zehnminütige Dröhn-Orgien im Geiste des ellenlangen Vorgängeralbums – logisch, entstanden die Ursprungsfassungen doch in den damaligen Sessions. Gerade die kürzeren "Marijuanaut's Theme" und "The Botanist" beinhalten jedoch auch eingängige Riffs, die mehr an "Holy Mountain" erinnern. So catchy wie "Dragonaut" ist zwar nichts auf "The Sciences", dafür führt Cisneros die lyrische Linie unbeirrt weiter.

Flogen in "Dragonaut" noch Drachen durchs All, ist es nun der "Pterodactyl". Cisneros rezitiert die Zeilen in seinem typisch hypnotisch-monotonen Predigerstil. Zusammen mit den unendlich fließenden Basslines bildet dies eine Kombination, die den Bandnamen Sleep wie eine Aufforderung klingen lassen. Obwohl der inhaltliche Mehrwert seiner Zeilen freilich gleich Null ist, machen seine mutmaßlich im Rausch fantasierten Wortspiele und Black Sabbath-Huldigungen einen High-denspaß. Den legendären Weedians stellt er so manch illustren Mitstreiter zur Seite: Bei "Giza Butler" proklamiert der "CBDeacon" das Ende der Cannabis-Rationierung und pfändet seine Ohaus Triple Beam-Wage. "Marijuanaut's Theme" begleitet den Titelhelden auf seinem vom Licht des Riff-Leuchtturms erhellten Weg durch "hashteroid fields" zu "Planet Iommia".

Respekt gebührt neben der Band vor allem Drummer Roeders Neurosis-Kollege Noah Landis. Den Distortion/Fuzz/Overdrive-Wulst, den sowohl Cisneros als auch Pike auf die Aufnahme-Mikros losließen, halbwegs zu kontrollieren, war vermutlich keine allzu leichte Aufgabe. Wie um das zu unterstreichen, stellen Sleep dem Album einen als Titeltrack getarnten Feedback-Unfall voran. Doch dann blubbert die Wasserpfeife und "Marijuanaut's Theme" eröffnet mit dem wohl mächtigsten Bass-Sound des Universums.

Live spielen Pike und Cisneros gerne über je drei bis vier gleichzeitig abgenommene Amps, was zu sehr dichtem Klang führt und unvermeidbar etwas Matsch produziert. "The Sciences" ist zwar auf gewisse Weise ebenfalls das klangliche Äquivalent zum Waten durch hüfttiefen Schlamm, allerdings bietet die zähe Doom-Brühe noch immer Nährboden für zusätzliche Details und ist weniger Soundwand als vielmehr Soundraum. So ausdifferenziert wie in "The Botanist" klangen Sleep nämlich noch nie – dank einer doppelnden Akustikgitarre gewinnt der Track viel Tiefe, dazu soliert Pike in verdrogter Bestform.

Im Gegensatz zu "The Botanist", wo das Solo klar im Mittelpunkt steht, dienen die Höhenflüge des Mannes mit der T-Shirt-Phobie sonst eher als Farbtupfer, die am Ende einer langen Riffwurst auflockern – quasi als wohlverdiente Sinnesexplosion am Ende eines Inhalier-Marathons. So belohnt Pike in "Sonic Titan" zehnminütiges Riffing mit zweistimmiger Tapping-Ekstase. Plötzlich schimmert auch ein wenig High On Fire durch.

Sleep liefern mit "The Sciences" exakt, was man von ihnen hören will und erweitern trotzdem ihr Spektrum. Am Ende ärgert man sich höchstens, dass die Platte sich 'nur' 53 Minuten lang dreht. Zum Glück besucht die highlige Dreifaltigkeit uns bald im Rahmen einer Europa-Tour. Das Schlussfazit lautet wie schon in den 90ern: "Follow the smoke to the riff-filled land!"

Trackliste

  1. 1. The Sciences
  2. 2. Marijuanaut's Theme
  3. 3. Sonic Titan
  4. 4. Antarcticans Thawed
  5. 5. Giza Butler
  6. 6. The Botanist

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