laut.de-Kritik
Astreiner melodischer Speed-Metal aus Finnland.
Review von Andrea VetterEs gibt progressiven Metal und es gibt traditionellen. Diese Platte ist eindeutig traditionell. Astreiner melodischer Speed-Metal aus Finnland ist aber ja nun nicht die schlechteste Sparte um sich an bereits Bekanntes zu halten. Wer seine Lieblingsbands in dieser Schublade weiß, kann "Silence" jedenfalls getrost dazu stellen: Die Platte überzeugt.
Abwechselnd kommen treibende Speed-Songs und leisere Balladen zum Zug. Der ganz leise und düstere Instrumental-Opener, der ohne Pause in "Weballergy" übergeht, eröffnet die CD stilgerecht. Dann legen die Jungs auch schon richtig los, Drummer Tommy Portimo treibt es gleich zu Beginn auf die Spitze und sich den Schweiß auf die Stirn. Die Band zelebriert Speed-Metal at its best und legt eine Melodie darüber, die sich verdächtig ins Ohr frisst. Ein gelungener Auftakt.
Mit "The End of This Chapter" geht die erste Ballade an den Start. Das Tempo ist gedrosselt, das Keyboard sticht virtuos hervor, und Sänger Tony Kakko lässt sich sogar zu kurzen Grunts herab, was zur verspielten Musik noch öfter im weiteren Verlauf der CD beser gepasst hätte, als die spiralige reine Singstimme Kakkos. Absolut begeisternd wirkt das Gitarrenriff im Refrain, das einen den Song wieder und wieder anhören lässt. Bei "Black Sheep" treibt Portimo seine Bandkollegen wieder zu größerer Schnelligkeit an. Deutlich ist hier zu hören, dass das Album von Mikko Karmila, der auch für den Sound anderer finnischer Bands wie Stratovarius und Nightwish verantwortlich ist, abgemischt wurde.
Aus den doch meist einigermaßen vorhersehbaren Tracks des Albums sticht als absolutes Highlight "Sing in Silence" hervor. Die allzu harmonischen Songstrukturen werden hier differenziert, die Sologitarre packt, die Gitarrenriffs sind voll, und auch Kakkos Stimme passt ideal zu einem abwechslunsgreichen Song wie diesem. Bis auf den Refrain ein fast innovatives Lied, auch
der überraschende Schluss, der zum Instrumentalstück "Revontulet" überleitet, weiß zu begeistern. Jani Liimatainen stellt seine Virtuosität an der Gitarre bei diesem kurzen Zwischenstück eindrucksvoll unter Beweis. Ganz ruhig und mit klassischem Klavierintro präsentiert sich "Tallulah". Um die Emotionen bei einer Ballade dieses Kalibers ohne mitreißende Instrumentierung glaubhaft zu transportieren, reicht Kakkos stimmliches Volumen aber einfach nicht aus. "The Power of One" bildet schließlich einen gelungenen und veträumten Abschluss der Scheibe.
Die Finnen haben durchaus das Potential, eine Bereicherung für das Metal-Genre darzustellen. Allerdings sollten sie sich nicht so sehr auf triefende Balladen oder Double-Bass-Sound fixieren, sondern die etwas experimentelleren Momente ausbauen. Für Fans runder harmonischer Musik, die trotzdem ordentlich abgeht, ist Sonata Arctica jedoch genau das Richtige.
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