laut.de-Kritik
Flowen mit Kelis, The Cure, den Beastie Boys usw.
Review von Daniel StraubWeltoffenheit ist ein Charakterzug, der den Flamen seit vielen Jahrhunderten im Blut liegt. Bereits im frühen Mittelalter knüpfen sie Handelsbeziehungen bis an die Grenzen der damals bekannten Welt. Von dort kamen seltene Metalle und kostbare Gewürze nach Gent. Im Gegenzug erlangten die Flamen mit ihrem Tuch Weltruhm. Bis heute prägt der freiheitliche Geist der Händler die belgische Metropole.
Eine Institution, die den Geist der weltläufigen Stadt in sich trägt, ist der Culture Club. Als er 1997 seine Pforten öffnet, konnte man in Gent dank den Glimmer Twins auf eine lebhafte Club-Tradition zurück blicken. Früh holte das Produzenten-Duo hochkarätige Discjockeys aus Detroit oder Chicago nach Belgien, wo man sich elektronischer Tanzmusik seit den EBM- und New Beat-Tagen in den 80er Jahren äußerst gewogen zeigte.
Der Culture Club verstand es innerhalb kürzester Zeit, ein Kommunikationszentrum für Club Culture auf's Tableau zu heben. Mode und Design prägen das Culture Club-Ambiente genauso, wie die großflächigen Projektionen und die von der DJ-Kanzel in den Raum hinein projizierten Sounds.
Im Allerheiligsten des Culture Club drehen neben den Glimmer Twins die Residents Starski & Tonic sowie TLP seit den Anfangstagen die Plattenspieler. Sie durften nun auch die dritte Club-Compilation "Culture Club Vol. 3" einspielen, auf der die Liebe der Belgier zum Freestyle einmal mehr in vollen Zügen zur Geltung kommt.
Starski & Tonic bringen in ihrem Mix die elektronischen Spielarten von Clubmusik zusammen und scheuen sich nicht, den Bogen bis in die frühen 80er Jahre zu spannen. Wave-Klassiker wie The Cures "Let's Go To Bed" gefallen sich auf "Culture Club Vol. 3" in der Gesellschaft von Bronski Beat oder Duran Duran.
Neben Schmunzlern wie Miami Sound Machine legen Starski & Tonic auch aktuelle Tracks von Märtini Brös oder Justice Vs. Simian auf die Turntables. Dem Flow tut dies selbstverständlich keinen Abbruch. Ganz im Gegenteil. Mit viel Fingerspitzengefühl locken Starski & Tonic auch den letzten Tanzmuffel unter die Discokugel und lassen erahnen, warum sich das Culture Club zu einem der bekanntesten Venues in Europa entwickelt hat.
Auf der zweiten CD darf dann TLP aka Troubleman an die Plattenspieler. Als Radio-DJ seit Jahren eine feste Größe in Belgien, hält der Culture Club-Resident die Fahne der Black Musik hoch. Kelis groovt hier mit ihrem Superhit des vergangenen Jahres genauso gerne wie De La Soul mit "Ring Ring Ring (Ha Ha Hey)" oder Sheila E mit dem längst vergessenen "A Love Bizarre".
Mit Chicken Lips und den Beastie Boys landet TLP schließlich in der Gegenwart und fährt mit Chromeos "Needy Girl" eine Electro-Funk-Nummer der Sonderklasse auf. Nach mehr als zwei Stunden "Culture Club Vol. 3" sind die Fahrzeugschlüssel gezückt und Gent taucht auf einmal ganz oben in der Urlaubsplanung auf.
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