laut.de-Kritik
Nerviger Peaktime-Techno aus der Panorama Bar.
Review von Daniel StraubUnter den sonst eher schweigsamen Techno-Protagonisten nimmt Stefan Goldmann eine Ausnahmestellung ein. Er gilt als ein Experte, der seine Gedanken zu aktuellen Entwicklungen im Musikbusiness präzise formuliert und auch ma pointiert zu Papier bringen kann. Klar, dass es zum neuen Longplayer des Berliners einiges zu sagen gibt. Schließlich eilt dem profilierten Produzenten der Ruf voraus, seinen Tracks gerne einen intellektuellen Überbau zu verpassen.
In der Vergangenheit überarbeitete er etwa Igor Stravinskys Klassiker der Moderne, "Le Sacre Du Printemps" oder experimentierte konzeptionell mit Samples, wie bei seinem erfolgreichen Track "The Maze". Die "17:50"-Tracks orientieren sich am quietschenden Peak-Getöse von "The Maze" und signalisieren damit auch eine Abkehr von den experimentelleren Alben der Vergangenheit.
Die neue Platte nimmt ohne wenn und aber den Club in den Fokus und rückt zugleich einen technologischen Aspekt der Musikproduktion in den Blickpunkt: das so genannte Pitchbending. Darunter versteht man eine gleitende Tonhöhenänderung, wie sie beispielweise auf der Gitarre durch das leichte Verziehen der Saiten zustande, kommt.
Bewegt man sich auf dem Terrain der elektronischen Musik, wo alles eindeutig 1 oder 0 ist, bleibt in der Regel kein Raum für derlei Zwischentöne. Es sei denn man simuliert einen solchen Effekt. Genau das macht Stefan Goldmann und wendet die Technik des Pitchbending als durchgängiges thematisches Motiv auf die neuen Stücke an.
Die leichten Tonhöhenänderungen geben den neun Tracks einen dezent orientalischen oder balkanesken Charakter. Zusammen mit den pfundigen Beats ergibt das eine sehr gut tanzbare Mischung, wie man bei "Rigid Chain", "Carrion Crow" und "Dead Cat Bounce" hören kann. Alle drei Tracks gehen gut nach vorne und bleiben dank ihrer aufdringlichen Melodien länger im Ohr als ein durchschnittlicher Clubtrack es schaffen würde.
Dennoch stellt sich nach wenigen Stücken ein ziemlicher Nervfaktorein. Für ein gesamtes Album greift das Konzept des Pitchbending als durchgängiges thematisches Motiv schlicht und ergreifend zu kurz. Das sture Festhalten daran, macht aus "17:50" einen Longplayer mit einem uniformen und schon nach kurzes Zeit extrem langweiligen Klangbild.
Dass Goldmann eigentlich vielseitiger produziert, hat er etwa mit seiner Cocoon-Single "Yes To All" gezeigt. Ein bisschen mehr davon, und ein bisschen weniger Pitchbending wären schön gewesen.
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