laut.de-Biographie
T.A.T.U.
Yulia Olegovna Volkova (geb. 20. Februar 1985) und Elena Sergeevna Katina (geb. 4. Oktober 1984) sind die Namen, die sich hinter dem kryptisch anmutenden Kürzel T.A.T.U. verbergen. Das an sich wäre noch nicht besonders bemerkenswert. Fügt man an dieser Stelle aber noch die Wörter "russisch" und "bisexuell" hinzu, bekommt die Sache fast schon reißerischen Charakter.
Elena und Yulia simulieren lesbische Gefühle und präsentieren diese - medial gekonnt - auch in ihren Videos und Songs. Wer sich davon jetzt Hardcore-Sex der Marke 'Lüsterne Stuten' erwartet, sollte seine Ambitionen besser stecken lassen: alles halb so wild. Musik von russischen Künstlern ist hierzulande eher unbekannt, und so stellt das dynamische Duo auch unter diesem Aspekt in Deutschland ein Novum dar. Zum ersten Mal knackt eine russische Band die deutschen Charts, der gekonnten Provokation sei Dank.
Dabei spielt das Image natürlich eine tragende Rolle. Anders als andere zu sein, war schon immer cool und in dieser Tradition stehen auch T.A.T.U. "Wenn wir mit etwas nicht einverstanden sind, dann sagen wir "Fuck You". Auch hier unterscheiden sie sich nicht groß von anderen jungen Mädchen, ein deftiges Fuck hat noch keiner Karriere geschadet. Das Kürzel T.A.T.U. steht übrigens für "Ta Liubit Tu" und heißt auf deutsch so viel wie "sie liebt sie". Entstanden ist das Duo aber auf eher unromantische Art und Weise. Der Drehbuchschreiber und Regisseur Ivan Shapovalov beschließt 1999 in einem Überschwang an Arbeitswut, dass er jetzt Lust hat, ein Musikvideo zu drehen. Gesagt tun getan: flugs wird ein Casting in den Mosfilm-Studios organisiert, bei dem die beiden Girlies aus 500 Bewerberinnen als Sieger hervor gehen. Obwohl sich Yulia und Elena unabhängig voneinander beim Casting bewerben, kennen sie sich schon seit ihrer Zeit in einer Moskauer Musikschule, wo beide Klavierunterricht nehmen. Als Mitglieder der Kinder-Combo Neposedy sammeln sie bereits vor T.A.T.U. einige gemeinsame Erfahrungen. Das Gastspiel bei ist für Yulia aber schnell beendet, denn wegen "Obszönitäten" (was immer man darunter auch zu verstehen hat) muss sie die Gruppe verlassen.
Danach kommt besagtes Casting, mittlerweile sind die beiden in Russland Megastars. 1,5 Millionen verkaufte Platten sind auch im Riesenreich kein Pappenstil, wobei noch angefügt werden muss, dass sich die Zahl der illegal verkauften Kopien um die fünf Millionen bewegt. Nach dem Erscheinen der ersten Single im September 2000 dauert es lediglich drei Monate, bis sich das Debüt-Minialbum 50.000 mal verkauft. Selbstverständlich ruft der Erfolg die großen Plattenfirmen auf den Plan - der russische Ableger von Universal macht das Rennen. Mit dem Release des ersten Albums im Mai 2001 brennen bei der russischen Bevölkerung kollektiv die Sicherungen durch. T.A.T.U. hier und da und aller Orten, im Radio, auf der Mattscheibe, Hysterie galore eben. Im September 2001 erhält das Duo auch noch den Publikumspreis von MTV für das beste russische Video. Damit nicht genug wird jetzt auch der internationale Markt angepeilt, nachdem man Russland bereits in ein Trümmerfeld verwandelt hat.
Nach dem Release des Albums in Osteuropa im November 2001 landen T.A.T.U. auch dort ganz straight auf die Nummer eins - Tschechien, die Slowakei und Bulgarien sind somit abgehakt. Für die Veröffentlichung der Platte Deutschland, Großbritannien und den USA fährt Ivan Shapovalov ganz schweres Geschütz auf. Mit Trevor Horn holt er sich einen der renommiertesten Produzenten ins Boot. Der hat schon Größen wie Frankie Goes To Hollywood, Tom Jones, Pet Shop Boys und Marc Almond produktionstechnisch unter die Arme gegriffen.
Die Platte wird nochmals neu aufgenommen und die Texte ins Englische übersetzt. So nimmt es denn auch wenig Wunder, dass die Single auch hierzulande direkt in die Top fünf einsteigt. Natürlich mit gnädiger Unterstützung des "Skandalvideos", in dem jedoch alles andere als Skandale zu sehen sind. Ein einziger Kuss zwischen zwei Mädchen sorgt auch im Jahre 2003 noch für Diskussionsstoff, so einfach ist manchmal das Showgeschäft.
Ewig lässt sich die Legende natürlich nicht aufrecht erhalten. Im Sommer 2003 berichtet das australische Heat Magazine, dass Yulia und Elena vertraglich dazu verpflichtet seien, sich als Lesben auszugeben. Ihnen soll es verboten sein, feste Freunde zu haben, auf Parties zu feiern und sogar shoppen zu gehen. Bald darauf mehren sich die Trennungsgerüchte, und im Mai 2004 werden auch dem Naivsten die Augen geöffnet: da nämlich lässt sich nicht mehr verheimlichen, dass Yulia Volkova mittlerweile hochschwanger ist. Und da man diese Tatsache kaum als jungfräuliche Empfängnis oder Beweis für die Fruchtbarkeit der Liebe unter Frauen interpretieren kann, bleibt nur ein Schluss: Julia hat einen (männlichen) Lover.
Dennoch geben Yulia und Elena nicht auf, im September 2004 ist von einem Comeback mit neuem Image die Rede. Ein gutes Jahr später erscheint mit "Dangerous And Moving" das zweite Album von T.A.T.U. Das Image der beiden ist tatsächlich verändert. Aus den küssenden Teenagern sind junge, selbstbewusste Powerfrauen geworden. Erwartungsgemäß schießt gleich die erste Single "All About Us" in die deutschen Top 10 - Comeback geglückt.
Für den Track "Friend Or Foe" gewinnen T.A.T.U. höchst prominente Verstärkung: Während Sting den Bass zupft, beteiligt sich Dave Stewart (Eurythmics) sogar am Songwriting. Für die Bläsersektionen des Albums zeichnet Richard Carpenter (The Carpenters) verantwortlich.
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