laut.de-Kritik
Bild: verwackelt. Sound: unter aller Sau.
Review von Michael EdeleEhrlich gesagt habe ich keine Ahnung, in wie weit Testament auf diese Veröffentlichung einen Einfluss hatten (ich befürchte gar keinen), aber dass es sich bei "Seen Between The Lines" um keine Neuveröffentlichung handelt, sieht wohl jeder auf den ersten Blick. Das immer noch gelungene Cover der "Souls Of Black"-Scheibe ziert die DVD, und wer sich etwas mit der History der Bay Area-Legende auskennt, merkt schnell, dass es sich hier auch um Material aus dieser Zeit handelt. "Seen Between The Lines" ist eine remasterte Version des gleichnamigen Videos von 1991 und bietet auf DVD wirklich überhaupt nichts Neues.
Man mag sich also mit einem gewissen Recht fragen: "Was soll der Scheiß?" Nun, so leicht lässt sich diese Frage nicht beantworten, denn der Sound und die Bildqualität sind nach wie vor unter aller Sau. Der Klang ist total verwaschen und breiig und lässt die Fähigkeiten der einzelnen Musiker nur erahnen. Die Kameraführung ist verwackelt, unscharf und hat stellenweise Einstellungen drauf, die jedem, der auch nur im Entferntesten 'ne Ahnung von sowas hat, die Magenschleimhaut ablöst.
Sechs Live-Tracks und vier Video-Clips machen den Kohl auch alles andere als fett, und was man aus den beiden Beiträgen "Dinner With Testament" und "Testament In Tokyo" ziehen kann, ist auch zweifelhaft. Biography, Discography und Gallery sind zwar okay, sind aber auch keine echte Rechtfertigung für den Erwerb dieser DVD.
Einen gewissen Unterhaltungswert muss man dem Ganzen dennoch zusprechen, wenn man die Scheibe am Stück durchlaufen lässt. So scheint die Anwesenheit einer Kamera bei jedem Einzelnen Krämpfe im Mittelfinger auszulösen, und man fragt sich des öfteren unwillkürlich, wie die Jungs eigentlich damals in ihre Hosen gekommen sind? Die Stretchjeans mit weißen Turnschuhen sind schon kultig.
Außerdem fällt nicht nur immer wieder auf, was für ein begnadeter Metal-Gitarrist und Poser vor dem Herrn Alex Skolnick doch war, sondern auch, dass jeder der Kerle ein hervorragendes Model für Zahnpasta-Werbung abgegeben hätte. Ein paar witzige Anekdoten gibt es auch, und anschließend ist klar, dass man sich von Chuck Billy nun wirklich nicht tätowieren lassen sollte.
Wenn man das Video nicht kennt und zur härteren Anhängerschaft von Testament gehört, kann man über den Kauf von "Seen Between The Lines" sicherlich nachdenken. Value for money sieht jedoch etwas anders aus, und wenn das nächste Album der Jungs nicht wirklich was auf die Rübe gibt, dann bin ich wirklich sauer.
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